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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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denken gewagt – vermutlich hielt man sie dort schon für tot – aber Sara war sich sicher gewesen, dass sie es auf eigene Faust schaffen konnten.
    Oder vielmehr: schaffen mussten! Sol schien zwar keine weitere Nahrung zu benötigen als das Licht der Sonne, aber Sara wusste, dass sie selbst mit dem spärlichen Proviant aus dem Rucksack nicht lange überleben konnte. Also starteten sie von der Höhle aus in eine Richtung, die Sara als die Sinnvollste erschien.
    In den ersten Stunden war Sol wie ein kleines Kind gewesen, das laufen lernen muss. An jedem Hang und an jeder Unebenheit verfingen sich die Schlauchsegmente, wucherten in die falsche Richtung oder verdrehten sich ineinander. Geduldig und vorsichtig hatte sie ihn gestützt, geführt und immer wieder aufgerichtet. Die lernenden Routinen, die in seinem Innern endlos abliefen, schienen absolut keinen Fortschritt zu machen, und es verging eine Ewigkeit, bis Sol sich mehr schlecht als recht vorwärts bewegen konnte.
    Auf die Instabilität, die Sara fast mütterlich besorgte, und der sie behutsam entgegenwirkte, folgte eine Demonstration unglaublicher Kraft und unheimlichen Potentials. Bei ihrer Reise über verlassene Pfade kamen sie an ein verschüttetes Stück Weg, auf das sich riesige Findlinge und Felsbrocken gestürzt hatten, um ihnen den Weg zu versperren. Während Sara sich niedergeschlagen und erschöpft von der Wanderung den Schweiß von der Stirn wischte und einen moosbewachsenen Stein für eine Pause suchte, ging ihr maschinenhafter Begleiter einfach weiter. Sara schaute ihm zu, wie er gegen die Felsen stieß und schwankte, wie die Schlangengelenke in die Höhe griffen und versuchten, den Körper über das Hindernis hinüber zu hieven, und wie sie immer wieder scheiterten. Lächelnd und ein wenig kopfschüttelnd wandte sie sich ab, wodurch sie nicht mitbekam, dass Sol an die Steine griff und an ihnen herum tastete und dann zurückwich, um sich in kurzer Distanz vor dem verschütteten Bereich aufzubauen. Erst als sie das Summen hörte, das immer schneller wurde, drehte sie sich wieder zu ihm und sah seine Arme, die wie ausgestreckte Läufe auf die Steine gerichtet waren. Die Kopfplatte, die hinten in ein Farbenspiel aus grünen und roten Lichtstreifen überging, blinkte und funkelte, als zeichne sie starke, elektrische Schwankungen auf, und die Segmente, die sich in die Erde gebohrt hatten, vibrierten, als würden sie felsige Materie aus dem Boden saugen. Bevor sie reagieren konnte, ertönte ein schrilles, kreischendes Geräusch, ähnlich dem einer rostigen Kreissäge, und zwei Strahlen extrem beschleunigter Teilchen schossen aus den Armen der Maschine auf das Hindernis. Während sich die sandartigen Körnerprojektile durch die Felsen fraßen, brach die Erde unter Sara zusammen. Inmitten eines scheußlichen Grollens kippte ihr Stein und rutschte zusammen mit tausend anderen, kleinen Brocken auf Sol zu, unter dem sich nach und nach ein dunkler Krater bildete.
    Zerschrammt und mit einigen Schürfwunden versehen, sah Sara in der Mitte der Senke hoch und schüttelte sich den Staub vom Kopf. Über ihr stand Sol, dessen Position sich während des Materieausbruchs nicht verändert hatte. Um ihn herum war die Erde zwar um zwei Meter eingesunken, die merkwürdigen Schlauchsegmente aber, die er zuvor in die Erde gebohrt hatte und die nun wieder freigelegt waren, hatten ihn auf der gleichen, anfänglichen Höhe gehalten.
    Sara hatte Panik bekommen und geschrien, als sie neben den metallischen Wurzeln wieder zu Sinnen gekommen war. Links und rechts der kalte Schimmer eines technologischen Schreckens, dem sie seit ihrer Flucht aus Marie Jouvance entkommen zu sein glaubte. Auf den sich überschlagenden Klang seines Namens hin sah Sol zu ihr herunter, und sein Gesicht kam ihr mehr denn je wie eine leblose, unbewegliche Maske vor.
    »Tut mir leid, Sara"« hatte seine synthetische Stimme gesagt. »Ich habe berechnet, dass ich die Erde unter mir nur in einem 2 Meter Radius brauchen würde. 30 Prozent Wahrscheinlichkeit, dass es mehr sein würde. Ein Kalkulationsfehler, der erfahrungsbasiert kleiner werden wird.«
    Dann hatte er sich zu ihr hinab gebeugt und sie mit leblosen Klauen emporgehoben. Doch statt der beruhigenden Wirkung, die er sicherlich beabsichtigt hatte, packte Sara nur kaltes Entsetzen, als sie die Überreste der mächtigen Findlinge erblickte, die seine Waffen zu feinem Staub zersiebt hatten. Sie verstand nicht ganz, wie er es geschafft hatte, und sie

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