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NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition)

Titel: NAM-Tech: Maschinenbrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Heracles
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extrem in Schale geworfen hatte, unter den stinkreichen Gästen wieder auszumachen.
    Seine Abtastung bescherte ihm schillernde Bilder von feiernden Menschen mit glatter Haut – je reiner und glänzender, desto reicher, schien ihm die Auswertung zu sagen. Polierte Kugelköpfe, bläuliche Voltsträhnen, pulsierendes Neongewebe. Auf jeder Insel reagierten die Wesen auf die donnernden Dezibelzahlen und riefen dem ehemaligen Cybergame-Helden ins Gedächtnis, wie er selbst vor nicht allzu langer Zeit in den riesigen StoneZones der Veranstalter seine Siege gefeiert hatte. Er sah Bewegungsabläufe vor sich, die exakt an die wuchtigen Bass-Schläge und die säuselnden Operettenklänge angepasst waren – selbstdarstellerische Befriedigung und gruppendynamische Reaktion. Wogende Heimat. Fern und verloren. Rico war sich sicher, in seiner neuen Hülle nie wieder in derartige Ekstasen verfallen zu können. Technisch zu komplex. Menschlich zu bewusst. Keine Chance. Langsam aber sicher wurde ihm in seinen letzten erhaltenen Organen schlecht bei diesen Schlussfolgerungen, und selbst die Tatsache, dass er mittlerweile auch Ramiro wiederentdeckt hatte, konnte ihn nicht aufheitern. Die seltsamen Annäherungsversuche des Grenadiers, der trotz seiner Bemühungen eher wie ein Pavian unter filigranen Prinzessinnen wütete, gaben ihm den Rest.
    Viel Spaß noch, Kumpel
, dachte er und kippte den Drink hinunter – wohl wissend, dass das Zeug ohnehin keine Wirkung zeigen würde.
    Danke fürs Mitschleppen, aber das ist es nicht wert.
    Er begann zu realisieren, dass er sich fast verpflichtet gefühlt hatte, dem Grenadier in die Party-Ebene der Pyramide zu folgen.
    Hast in Ordaz meinen Arsch gerettet, Kumpel. Aber sieh dir an, was sie aus mir gemacht haben …
    Seine subkognitiven Algorithmen erreichten die Entscheidung, sich endlich aus dem Staub zu machen.
    Adios, Amigo!
    Neben ihm klirrte ein Glas.
    »Rafah!«
    Bevor die dicke Frau hart und schmerzvoll auf dem Boden aufschlagen konnte, hatte er sie gepackt. Ihre flimmernden Augenlider verdeckten ihre brennenden Pupillen. Jemand kam über ein unsichtbares Gitter auf ihn zugelaufen und rief den Namen der Gestürzten erneut. Während er die menschliche Masse mit 1,6 kN nach oben hievte, nahm er seinen Blick nicht von den roten Strähnen der heran eilenden, schwarzhaarigen Frau, welche eindeutig verwandt sein musste mit der Weggetretenen, die er soeben zurück auf den Hocker setzte. Als sie ihn aus irisbemalten, feuerschwarzen Augen ansah und flehend um Unterstützung bat, nickte er nur.
    »Rafah. Sie braucht Hilfe.«

02 _ World-Com [Alterna-Fraktion]
     
    Es gab noch zahlreiche Unklarheiten in dem geheimen Plan, der ihm nun bruchstückhaft und in verschlüsselten, digitalen Fragmenten vorlag. Die grobe Richtlinie hatte er verstanden, das Ziel war klar. Nur die Details, die so dringend für die Realisierung einer solchen Aktion notwendig waren, hatte er noch nicht herausfinden können.
    Wenn das, was die Fraktion sich zum Ziel gesetzt hatte, konsequent in die Tat umgesetzt werden würde, konnte dies das Ende bedeuten.
    Ein abgenutzter Rucksack mit einem seltsam gewebten Textilstück darin lag unbeachtet in einer dunklen Ecke, und das matte Terminal um ihn herum vibrierte in einem leisen, cordophonen Oberton, so wie in den gesamten letzten Tagen. Etwas in den Datenschachteln der dreidimensionalen Desktop-Oberfläche hatte ihn neugierig gemacht.
    Kein Gedanke an Schlaf, an Ruhe oder Abschalten. Ein Rest Information im Anhang eines wissenschaftlichen Berichtes. Eine unscheinbare Verbindung zu ehemals immatrikulierten Energiewirtschafts-Studenten. Ein bekannter Name in einem fremden Kontext. Der Name vom Boss.
    Die Verzweigungsmöglichkeiten ausgehend von diesem kleinen Stück an Information waren enorm, aber der Verdacht trieb ihn weiter voran, in alle Verweise und Verknüpfungen, durch alle Texteinträge und Diskussionsfäden und über alle Pfade des Netzes, um der Person näher zu kommen. Nach einer endlosen aber beharrlichen Suche fand er schließlich das, was ihn näher an sie heranbrachte, als alles zuvor: eine anonyme Präsenz, Identifikation »Eco_Alterna«. Der letzte Schritt lag vor ihm.
    Mit sorgfältigen Anfragen besorgte er sich die Informationen des Anbieters, analysierte die verwendeten Protokolle und wählte die unauffälligsten der in seinem internen Archiv abgelegten Methoden aus, um eine vergleichbare Präsenz aufzubauen, ohne das geringste über sich selbst zu verraten. Keine

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