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Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
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Dies war für die Damara die Erklärung dafür, dass sich in den Gräbern von Verstorbenen nach einiger Zeit nur noch Skelette befinden. Wenn nicht mehr genug Menschenfleisch vorhanden war, sandten Gamab oder einer der anderen Ältesten wieder einen ihrer todbringenden Pfeile auf einen Menschen aus.
    Ein wichtiger Bestandteil der traditionellen Damara-Religion war das Heilige Feuer. Dieses Feuer brannte im Zentrum des Dorfes an der Ostseite des Dorfbaumes. Die Ältesten saßen um das Feuer herum, aßen und beratschlagten sich an diesem heiligen Ort.
    Das Heilige Feuer durfte niemals erlöschen und wurde sorgsam von einem Standort zum nächsten transportiert.
Herero
    Die Bantu sprechenden Herero stellen heute rund 8 % der Gesamtbevölkerung Namibias. Sie sind mit den Damara die drittgrößte ethnische Gruppierung Namibias (nach den Ovambo und den Kavango).
    Die Herero stammen ursprünglich aus Ostafrika und zogen als nomadische Hirten durch Angola in das südliche Afrika. Mitte des 16. Jhs. kamen sie über den Kunene ins Kaokoveld. Eine kleine Gruppe blieb in diesem Gebiet und wurde dort zum Volk der Himba. Die Hauptgruppe der Herero setzte gegen Mitte des 18. Jhs. aufgrund von Überweidungsproblemen und der anhaltenden Trockenperiode ihre Wanderung in Richtung Süden fort. Knapp ein Jahrhundert später erreichte diese Herero-Gruppe die Quellen in Okahandja und Windhoek. In dieser Region blieben sie, und ein Teil von ihnen lebt noch heute dort. Die Mbanderu (oder Ostherero) trennten sich wiederum von der Hauptgruppe und zogen weiter nach Osten in Richtung Botswana. Die Zeraua-Herero leben im Westen im Gebiet um Omaruru.
    Ein Großteil der Herero siedelte sich also in Zentral-Namibia an. Dadurch kam es zu lang andauernden und schweren Auseinandersetzungen mit den dort bereits lebenden Oorlam-Nama. Friedensverträge wurden jeweils nur für kurze Zeit eingehalten (s. Geschichte Windhoeks).
    Die Lage änderte sich 1884 mit der Ankunft der Deutschen in Angra Pequeña (das spätere Lüderitzbucht). Die Deutschen wollten mit den Herero und den Nama möglichst schnell Schutzverträge abschließen, um ihr neu erworbenes Land vor Überfällen zu schützen. Dabei machten sie sich die Streitereien unter den Stämmen zunutze und versprachen den einzelnen Stämmen Schutz vor den jeweils anderen – ein Versprechen, dass sie natürlich nicht einhielten.
    Mehr als zehn Jahre herrschte Frieden im Land. Zu Beginn des 20. Jhs. waren die Herero an neuen schweren Kriegen beteiligt – diesmal gegen die Deutschen. Bei den Herero-Aufständen gegen die deutsche Kolonialmacht im Jahr 1904 unter der Führung ihres Häuptlings Samuel Maharero wurden mehr als 150 Deutsche umgebracht. Die darauf folgenden deutschen Vergeltungsmaßnahmen führten im gleichen Jahr schließlich zur Schlacht am Waterberg. Resultat dieses blutigen Massakers: Die Herero erlitten eine vernichtende Niederlage, nicht einmal die Hälfte von ihnen überlebte. Generalleutnant von Trotha gab den Befehl, die Herero komplett auszulöschen. Daraufhin flohen die meisten der überlebenden Herero in die Kalahari (s. S. 173 ). Der Verfolgung durch die Deutschen und dem Wassermangel in der Kalahari fiel ein weiterer großer Teil des Stammes zum Opfer. Nur wenige von ihnen schafften es durch die wasserlose Wüste bis in das heutige Botswana, unter ihnen Samuel Maharero. Noch im gleichen Jahr wurde außerdem alles Land der Herero von den Deutschen beschlagnahmt, das Halten von Rindern war ihnen fortan verboten. Die Herero feiern noch heute Ende August den „Herero-Tag“. An diesem Feiertag versammeln sie sich in Okahandja und gedenken der Herero-Aufstände von 1904 und ihrem Führer Samuel Maharero.
    Als Namibia nach dem Ersten Weltkrieg als C-Mandat von Südafrika übernommen wurde, beeilte sich Südafrika, die Politik der Rassentrennung, die ja schon von den Deutschen begonnen worden war, fortzusetzen und auszuweiten. Für die in Namibia verbliebenen Herero wurden mehrere „Reservate“ geschaffen, in denen sie leben sollten. Zu diesen Reservaten gehörten u. a. Otjituuo, Ovitoto, Aminuis, Epukiro und ein Teil der Kunene Region. Viele dieser Herero-Reservate wurden zusammen mit einigen weiteren Gebieten zum so genannten „Hereroland“ zusammengefügt. Dies geschah im Rahmen des Odendaal-Plans von 1964–66, der die schönfärberisch „getrennte Entwicklung“ genannte Apartheidpolitik Südafrikas in Südwestafrika umsetzen sollte. Das Homeland war knapp 45 000 km 2 groß und

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