Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Namibia

Namibia

Titel: Namibia Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Livia Pack
Vom Netzwerk:
doppelt so viel wie in der ersten Phase.
    Bis 1981/82 war der Lake Liambezi voll Wasser und eine der herausragenden Sehenswürdigkeiten im Caprivi. Die letzte Phase von 1981/82 ähnelt wieder der ersten mit nur 750 m 3 /s. Seit 2003 scheint nun eine neue (fünfte) Phase begonnen zu haben, die Wassermenge steigt wieder. Messungen im Okavango seit 1949 und im Kwando seit 1971 zeigen ein sehr ähnliches Bild. Immer haben alle drei Flüsse das gleiche Muster, entweder ist die Wassermenge bei allen dreien groß oder bei allen gering (auch wenn die individuellen Mengen durchaus unterschiedlich sind). Vor allem beim Kwando ist der Wasserstand seit 1981 sehr viel niedriger und unterliegt fast keinen Schwankungen mehr. Seitdem haben sich große Riedinseln gebildet, die den Wasserlauf zusätzlich behindern. Es wird außerdem angenommen, dass die durch die Jagd bedingte Dezimierung der Hippos, die durch ihr Grasen und ihre Fortbewegung unter Wasser die Flussläufe säubern, zur Verschlammung und Verwachsung sowohl des Kwando als auch des Bukalo Channel beigetragen hat. Heute ist eine gigantische Flut erforderlich, um den Weg wieder freizuspülen.
    Aufschlussreich sind Satellitenbilder aus dem Jahre 1989. Es war das Jahr, in dem der Zambezi einen Wasserstand erreichte, wie er in der dritten Phase von 1947–81 üblich war, auch wenn der Wasserstand in Katima Mulilo immer noch 2 m unter dem Stand von 1969 lag. Der Zambezi war endlich hoch genug, um durch den Bukalo Channel (GPS-Koordinaten: 17°43.262’ S, 24°31.139’ E), eine Senke, die heute nicht einmal mit einem Wegweiser gekennzeichnet ist, in Richtung Lake Liambezi zu fließen. Ein Teil der Caprivi-Spitze stand unter Wasser. In diesem Jahr schaffte es das Wasser auch durch den Chobe bis in den Lake Liambezi und formte dort ein paar Pfützen, in denen sich das Wasser einige Monate lang halten konnte.
    Die Studien aus dem Jahre 1989 zeigen, dass bei einer richtigen Flut wie 1969 die gesamte Caprivi-Spitze unter Wasser stünde. Die meisten dieser Überflutungsgebiete sind jedoch heute bewohnt und werden landwirtschaftlich genutzt. Es wird geschätzt, dass von einer solchen Flut 3600 Familien bzw. 20 000 Menschen betroffen wären. Da das Wasser nicht schlagartig über Nacht wie bei einer Sturmflut einfließt, sind die Menschen zwar nicht direkt bedroht, jedoch würden sie ihre bebauten Felder verlieren. Das Überflutungsgebiet ist ziemlich einfach zu erkennen, da hier keine großen Bäume stehen. Die meisten Bäume überleben es nicht, wenn ein Gebiet längere Zeit überschwemmt ist. Die ungefähren Ausmaße des gesamten Überflutungsgebietes liegen bei 3265 km 2 , das entspricht 16 % der Fläche des gesamten Caprivi, in ganz schlechten Regenjahren stehen bei einer Überflutung nur etwa 166 km 2 unter Wasser, das entspricht 5 % des Caprivi. Überquert man heute bei Ngoma, etwa 65 km vom Zambezi entfernt, den Chobe, kann man sich nur auf der großen Brücke vorstellen, dass die ganze Fläche unter Wasser stehen kann. In der Trockenzeit sieht man hier nur ein kleines Rinnsal. Noch besser ist das Überflutungsgebiet vom oberhalb gelegenen Grenzposten aus einzusehen.
    Die großen Überschwemmungen der Regenzeiten 2003 und 2004 führten erneut zu Diskussionen, wie die Menschen vor Flutkatastrophen bewahrt werden können. Obwohl der Caprivi ein natürliches Überschwemmungsgebiet ist, birgt die Ausbreitung der Felder und Wohngebiete einige zusätzliche Probleme. Ein so genanntes Flutkontrollsystem, das das Hochwasser mittels Drainagekanälen steuern könnte und vorrangig in Angola und Zambia aufgebaut werden müsste, ist aufgrund der Geografie und Topografie des Zambezi-Gebietes kaum möglich. Ein Deich entlang der Überschwemmungsgebiete im Ost-Caprivi ist ebenso undenkbar, da er über 3 m hoch und 400 km lang sein müsste. Die einzige Lösung scheint im Moment ein Frühwarnsystem zu sein. Wenn die Messstationen in Zambia funktionstüchtig sind, können die Bewohner des Caprivi etwa drei Wochen im Voraus vor einer Flut gewarnt werden. Bislang scheint dieser Lösungsansatz noch nicht ausgereift genug füreineUmsetzung zu sein. Die Finanzierung stellt dann das nächste Problem dar.
    Der Lake Liambezi war in den vergangenen Jahren ein Gebiet endloser Grasflächen, auf dem Subsistenzfarmer Ackerbau betrieben. Der Forscher und Jäger Frederick Selous war 1879 am Lake Liambezi. Seitdem wurde der See in keinem Forscherbericht mehr erwähnt, bis er 1958 wieder voll Wasser lief und einen

Weitere Kostenlose Bücher