Namibia
Afrikaner. Weitere Stämme sind die Witboois, die Swartboois, die Velskoendraers, die Bethanier und die Bersebaner. Die Gesamtbevölkerung der Nama umfasst derzeit rund 80 000 Menschen. Obwohl jeder Nama-Stamm mit einem bestimmten Gebiet Namibias verbunden ist, ist der Besitz eigener Wasserstellen für sie sehr viel wichtiger als die Einhaltung fester Grenzen.
Im 19. Jh. entwickelten sich bei den meisten Nama-Stämmen feste Stammeszentren . Diese Zentren bildeten den Sitz des Häuptlings und der Stammesregierung. Der Stammesrat wird von den Nama gewählt und besteht hauptsächlich aus älteren Männern, in letzter Zeit wird eine wachsende Zahl jüngerer Männer mit dieser Aufgabe betraut.
In jedem Nama-Stamm gibt es zahlreiche Sippen , die jeweils auf einen gemeinsamen Stammesvater zurückgehen. Die Nama kennen drei verschiedene Sippenarten. Bei blutsverwandten Sippen stammen alle Mitglieder in väterlicher Linie von der Häuptlingssippe ab. Sie bilden den eigentlichen Kern des Stammes. Zugewanderte Sippen haben sich dagegen von ihrem früheren Nama-Häuptling getrennt und sich einem neuen Stamm angeschlossen, mit dem sie aber keine unmittelbare Blutsverwandtschaft verbindet. Seltener gibt es die dritte Art der Sippen, nämlich die fremdvölkischen (Nicht-Khoi-) Sippen. Dies sind meist kleinere Herero- oder Damara-Gruppen, die in einen Nama-Stamm integriert wurden.
Die Nama konnten früher mit mehreren Frauen verheiratet sein, leben heute aber im Allgemeinen monogam, was durch die zunehmende Christianisierung bewirkt wurde. Traditionelle Hochzeitszeremonien verlieren immer mehr an Bedeutung.
Nama-Familien wohnen gemeinsam mit ihren Kindern (bis diese heiraten) in kleinen bienenkorbförmigen Mattenhütten, die früher ausschließlich aus Binsen angefertigt wurden. Heute verwenden die Nama oftmals Eisenblech, Säcke, Segeltuch oder auch Plastik als Deckmaterial für ihre Hütten. Geselligkeit und ein ausgeprägtes Sozialleben sind den Nama ausgesprochen wichtig. Vor allem abends sitzen sie zusammen, um ausgiebig miteinander zu reden oder sich gemeinsam an traditioneller Musik und Tänzen zu erfreuen.
Die Nama haben ihren Lebensunterhalt seit jeher hauptsächlich durch Viehzucht bestritten. Über die Jahrhunderte hinweg sind sie zu „Experten“ für die Rinder-, Schafs- und Ziegenzucht in extremen Randgebieten geworden. Einen Teil ihrer Nahrung erhielten sie zudem durch die Jagd, die für sie einen hohen Stellenwert hatte. Wie die San jagten auch die Nama mit Pfeil und Bogen. Sie besaßen außerdem ein beachtliches Wissen über die Nahrung im Busch, denn das Sammeln von
Veldkost
war für sie absolut lebensnotwendig. So war und ist beispielsweise die Nara ein wichtiger Nährstoff- und Flüssigkeitslieferant (Kasten S. 312 ).
Neben der
Veldkost
bildeten Fleisch und Milch die Hauptnahrung für die Nama. Auch das Meer lieferte den Nama-Stämmen, die in Meeresnähelebten (die Topnaar in Walvis Bay und die !Aman in Lüderitzbucht), einen beträchtlichen Teil ihrer Nahrung.
Ackerbau betrieben die Nama als nomadisches Hirtenvolk ursprünglich nicht. Mit zunehmender Sesshaftigkeit jedoch gewann Garten- und Ackerbau an Bedeutung. Um für ihren Lebensunterhalt aufzukommen, sahen sich viele Nama in der jüngeren Vergangenheit allerdings gezwungen, auf Farmen oder in Städten Arbeit zu suchen. Ähnlich wie den San ging es den Nama nie darum, möglichst viel oder möglichst wertvollen Besitz anzuhäufen. Wichtig war für sie vielmehr das, was sie unbedingt für ihr Leben als Hirtennomaden benötigten. Die Binsenhütten, in denen sie lebten, konnten leicht von Ort zu Ort transportiert werden.
Die meisten Nama sind heutzutage Christen, die sich verschiedenen Konfessionen angeschlossen haben, vor allem der Evangelisch-Lutherischen Kirche (ELK). Die religiösen Bräuche und Vorstellungen der Nama wurden erst gegen Ende des 19. Jhs. infolge der intensiven Christianisierung des südlichen Afrika immer mehr in den Hintergrund gedrängt. Trotzdem bestehen manche der traditionellen Ansichten und Praktiken bis heute fort, so dass es zu einer ganz eigentümlichen Vermischung dieser beiden Religionen kommt. Traditionellerweise stellten sich die Nama vor, dass zwei einander entgegengesetzte Gottheiten, eine gute und eine böse, das Schicksal der Menschen und den Verlauf der Geschichte bestimmen. Die gute Gottheit nannten sie Tsui-Goab. Tsui-Goab wohnt im „roten“ Himmel, also dem östlichen Himmelspart, in dem die Sonne aufgeht. Er
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