Namibische Nächte (German Edition)
Gepard, dann die Hyänen, die Schakale, die Geier. Und zuletzt die Käfer und Ameisen. Hier verkommt nichts. Antilopen sind keine bedrohte Art. Schlimm wird es, wenn sie Tiere töten, die es kaum noch gibt. Die unersetzlich sind.«
»Wie Nashörner«, sagte Vanessa.
»Ja.« Er nickte grimmig. »Wir versuchen, sie zu beschützen, es gibt nur noch ein paar, und dann kommen diese . . .« Seine Zähne knirschten. Er holte tief Luft. »Es hat keinen Sinn, sich jetzt darüber aufzuregen. Morgen müssen wir weitersuchen.«
Sie schaute ihn an, sein kantiges Kinn, das nun wie aus Stein gemeißelt schien. Eine Wärme überflutete sie, die aus dem Inneren kam, die keine äußere Kälte vertreiben konnte. Er war alles, was sie sich wünschte . . . und nie haben konnte.
»Kian, ich –« Sie schluckte. »Ich wollte dir nur sagen, dass ich . . . jetzt verstehe, warum du nach Namibia zurück musstest. Es ist ein großartiges Land.«
Er lächelte. »Ja, das ist es. Ich freue mich, dass du es auch so siehst.«
Sein Lächeln warf Vanessa fast um. Wenn sie nicht gesessen hätte, hätten ihre weichen Knie ihr wohl tatsächlich Probleme bereitet. Sie räusperte sich. »Ich sollte wieder ins Zelt gehen.«
Er nickte. »Es wird anstrengend morgen. Schlaf dich besser aus.«
Vanessa stand auf, ließ die Decke von ihren Schultern gleiten und hielt sie ihm hin. »Ich glaube, die brauchst du. Ich habe ja den Schlafsack.«
Er griff nach der Decke, berührte ihre Hand – und sie erstarrten beide. Wie ein Monument in der Wüste standen sie da, zwei Körper, zwei Schatten, die an einer Stelle zu einem verschmolzen.
»Das dürfen wir nicht«, flüsterte Vanessa.
»Nein.« Seine Stimme klang tonlos. »Das dürfen wir nicht.«
Und dennoch wussten sie, dass das nur Worte waren, die hier, unter dem Sternenhimmel, der eine ganz eigene Welt für sie schuf, keine Bedeutung hatten.
Es war, als wäre die Realität in weite Ferne gerückt, als hätte sich ein Kokon um sie geschlossen, der sie von allem trennte, was vorher gewesen war, der sie beschützte und keine äußeren Einflüsse zuließ, keine Erinnerungen.
Langsam beugte Kian sich vor, hob wie in Zeitlupe die Hand, die nicht nach der Decke gegriffen hatte, streckte seinen Arm, um ihn dann weich um Vanessas Taille zu legen.
Vanessa spürte die Berührung, die Wärme seiner Haut durch den dünnen Stoff ihres Sommerkleides. Sie wusste, dass sie nichts anderes wollte, als in seine Arme zu sinken. Dennoch stand sie da, als hätte sie keinerlei Einfluss mehr auf ihre eigenen Bewegungen, noch nicht einmal auf ihre Entscheidungen.
Kian betrachtete sie, wie sie im flackernden Schein des Feuers dastand. Eine Wüstengöttin, auf deren Gesicht sich Licht und Schatten abwechselten wie bei einem archaischen Ritual. Die niemals real sein konnte, weil alles an ihr wie aus Sternenstaub gemacht schien, aus den Wünschen und Träumen, deren Mittelpunkt sie in den letzten Jahren so oft gewesen war.
Er beugte sich zu ihr hinunter und berührte ihre Lippen so vorsichtig und sanft, als ob er erwartete, dass Flammen herausschlagen würden, um ihn zu verbrennen.
Vanessa seufzte leise, als seine Lippen ihre trafen, aber sie rührte sich immer noch nicht. Er zog sie mit einem leichten Druck seines Armes näher zu sich heran. Sie folgte ihm wie bei einem Tanz, vertraute sich seiner Führung an.
Ihr Körper berührte seinen, und nun schlugen tatsächlich Flammen hindurch, als ob die Berührung ihn endgültig endzündet hätte.
Vanessa schmiegte sich an ihn, er fühlte das Verlangen und legte nun auch seinen zweiten Arm um sie. Die Decke fiel zu Boden. Tief atmete er durch, als er ihren Herzschlag direkt an seinem spürte. Es war zu schön, um wahr zu sein. Vanessa, seine Vanessa, war wieder bei ihm. Wie lange hatte er das für unmöglich gehalten, für einen Wunsch, der niemals mehr in Erfüllung gehen konnte.
»Kian . . .« Ihre Stimme klang nur wie ein Hauch.
Er lächelte. Ganz von selbst, ohne dass er es ihnen befahl, begannen seine Finger ihren Rücken zu streicheln. Er wollte sie spüren, so wie damals.
Seine Lippen suchten erneut ihren Mund, doch diesmal war er nicht mehr so sanft. Er drang in die warme Höhle ein und erforschte sie, ließ seine Zungenspitze mit Vanessas spielen, bis leise Geräusche aus ihrer Kehle drangen und ihre Hüften sich gegen seine drängten.
Ihr Atem ging schwer, er spürte ihre Brüste, die sich heftig hoben und senkten. Langsam ließ er sich mit ihr auf die Decke
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