Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Namibische Nächte (German Edition)

Namibische Nächte (German Edition)

Titel: Namibische Nächte (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Michelle van Hoop
Vom Netzwerk:
will dich nie mehr wiedersehen!«, waren Vanessas letzte Worte gewesen, und da sie nicht anrief, nahm er an, dass sie das auch so meinte.
    Eine Weile noch hatte er seine deutsche Handynummer behalten, dann hatte er die Karte eines Tages weggeworfen. Sie rief nicht an. Sie wollte nicht anrufen. Und er konnte es nicht. Wenn sie ihn nicht wiedersehen wollte, musste er das respektieren.
    So waren die Jahre dahingegangen, und obwohl er immer wieder an sie gedacht hatte, hatte er sich gezwungen, sein Leben so zu leben, wie es von ihm verlangt wurde.
    Isolde hatte die Idee, die Rinderfarm in eine Gästefarm zu verwandeln, um die Verluste auszugleichen. Es war eine gute Idee, auch wenn er sie nicht begrüßte. Aber Isolde war viel vernünftiger als er. Und sie kannte sich mit dem ganzen Bürokram aus, das hatte sie in Deutschland gelernt.
    Sie waren ein hervorragendes Team.

22
    I n den nächsten Tagen beschäftigte Vanessa sich sehr mit Tuhafeni. Noch lieber, als sie merkte, dass das Steffen störte und ihn ihr vom Leib hielt.
    Statt Tuhafeni in die Schule zu schicken, las Vanessa ihr etwas vor oder zeigte ihr die Buchstaben und Zahlen in Büchern, die in einem Regal im Aufenthaltsraum des Hauses standen. Den benutzte fast nie jemand, weil immer alle draußen waren.
    Tuhafeni hatte noch nicht richtig lesen und schreiben gelernt, aber es machte ihr Spaß, das merkte Vanessa schnell.
    Im Gegenzug streiften sie zusammen ein wenig zwischen dem Haus und der Werft herum, und Tuhafeni zeigte Vanessa die Dinge, die nicht in Büchern standen.
    Kian tauchte immer wieder unvermittelt irgendwo auf, hatte zufällig in der Nähe zu tun. Einmal fuhr er sie nach Hause, als sie sich zu weit vom Haus entfernt hatten und es schon dunkel wurde.
    Vanessa fühlte, wie er ihr verstohlene Blicke zuwarf, wenn er dachte, sie sähe es nicht. Sie selbst tat dasselbe, sobald er sich umdrehte. Sie atmete seinen Geruch ein, als er im Fahrerhaus des Bakkies neben ihr saß. So ein männlicher Geruch. So stark, so intensiv, dass ihr fast schwindlig davon wurde. Sie hätte ihn so gern geküsst, sich an ihn geschmiegt, ihn einfach nur gespürt. Sie fühlte, wie ihnen die Zeit davonlief, und sie wollte sie festhalten.
    Aber gleichzeitig wusste sie auch, dass das nicht möglich war. Wie in einer Sanduhr rieselte die Zeit von oben nach unten, unaufhaltsam, und obwohl es hier so viel Sand gab, konnte selbst die ganze Wüste nicht verhindern, dass das obere Glas bald leer sein würde.
    Sie streifte gerade mit Tuhafeni durch die Landschaft, als sie einen Wagen auf das Farmhaus zupreschen sah. Er war in eine einzige Staubwolke gehüllt, so dass man ihn kaum erkennen konnte.
    Wieder einer von diesen verrückten Touristen, dachte sie, aber dann verringerte der Wagen die Geschwindigkeit, und sie erkannte ihn. Oder eher einen der beiden Männer, die darin saßen.
    Kretschmer.
    Sie erstarrte. Kians Männer hatten in den letzten Tagen keine Wildereraktivitäten gemeldet, und so hatte sie trotz der dramatischen Ereignisse nicht mehr daran gedacht.
    »Geh nach Hause, Tuhafeni«, sagte sie und schaute die Kleine an. »Geh zu Vaanda.«
    »Warum?« Tuhafeni hinterfragte nicht viel, aber offensichtlich wollte sie nicht gehen.
    »Geh«, drängte Vanessa. »Komm nicht zum Farmhaus!« Und sie lief los.
    Sie war zu weit entfernt, der Wagen musste mittlerweile am Haus sein. Was würde dann geschehen? Was wollte Kretschmer hier?
    Sie lief schneller, aber der unebene Boden machte es ihr nicht leicht. Sie stolperte, fiel hin, raffte sich wieder auf, achtete nicht auf ihre aufgeschrammten Hände, auch wenn die Haut brannte.
    Als sie am Haus ankam, war es merkwürdig still. Sie hörte kein Klappern aus der Küche, keine Stimmen.
    Kretschmers Wagen stand direkt vor dem Eingang und war über und über mit Staub bedeckt. Die weiße Farbe war kaum mehr zu erkennen. Auch waren Spuren einer dunklen Farbe an einigen Stellen sichtbar. Vanessa trat näher und schaute auf die Ladefläche. Nein, das war keine Farbe, das war . . . Blut. Sie spürte, wie ein Würgen sich ihren Hals hinaufdrängte. Auf der Ladefläche lagen Köpfe von Antilopen.
    Sie wandte sich schnell ab. Wenn Kretschmer den Wagen hier abgestellt hatte, war er bestimmt in der Nähe.
    Sonst liefen immer Leute auf dem Hof herum, aber gerade jetzt war niemand da. Sie war völlig allein. Kian war wahrscheinlich irgendwo auf der Farm unterwegs, um nach dem Rechten zu sehen.
    Sie musste die Polizei rufen, irgendjemand, der Kretschmer

Weitere Kostenlose Bücher