Naminé - Liebe Deinen Feind
bringen kannst.«
Naminé nieste und rieb die Hände ineinander. Es war furchtbar kalt im Kerker. Die Elbin hatte eine Zelle für sich alleine erhalten, ganz am Ende des Ganges. Die Tür war fest verschlossen und der Stein, aus dem der Raum bestand, war kalt und nass.
Naminé saß auf einem Bündel Stroh, das am Boden lag. Sie hatte die Beine angezogen und die Arme darum gelegt. Sie war müde, doch sie konnte nicht schlafen. Sie musste immer an Sias und die anderen denken.
Naminé würde niemals den Ausdruck in seinen Augen vergessen, als sie ihre Entscheidung getroffen hatte. Er hat gesagt, dass er mich liebt, schoss es ihr plötzlich durch den Kopf und ihr Herz wurde immer schwerer.
Sie schluckte. »Was habe ich nur getan?«, flüsterte sie nun leise und war den Tränen nahe. Mit dem linken Handrücken wischte sie sich kurz über die Augen. »Nein! Ich werde jetzt nicht weinen!«, sprach s ie hart zu sich selbst. Plötzlich hörte sie ein leises Knarren und die Tür ging auf. Aufmerksam sah sie ihren Gast an. Efal hielt eine große braune Decke in seinen Händen und warf sie ihr vor die Füße. »Hier. Damit du nicht krank wirst«, antwortete er ihr mit monotoner Stimme auf ihre unausgesprochene Frage.
Überrascht nahm die Waldelbin die Decke an sich. Sie war weich und roch nach Blüten. »Danke«, antwortete sie ihm und raffte die Decke enger an sich, so als hätte sie Angst, dass sie man sie ihr sofort wieder wegnehmen könnte. »Warum bringst du mir das?«
Efal sah sie aus smaragdgrünen Augen lange an. »Linth möchte bestimmt nicht, dass du dir Erfrierungen holst. Es ist ziemlich kalt hier unten.« Die junge Elbin senkte kurz den Kopf. »Efal, Sias wusste, dass du Cyon umgebracht hast, richtig? Er hat mich also angelogen, die ganze Zeit.« - »Nein. Sias wusste nicht, dass ich es war. Er hat jemand anderen verdächtigt. Er hat mich zwar beobachtet, doch nicht erkannt«, erklärte er ihr schließlich und dann lachte er kalt auf, »Ich habe euch alle an der Nase herumgeführt!« Naminé sah ihn wütend an. »Ja! Das habt Ihr sehr gut gemacht!«, erwiderte sie sauer. Efal kicherte. »Hab eine schöne Nacht, Fürstentochter.«
Die Tür fiel zu und Naminé war wieder alleine. Die Elbin murmelte einen kurzen Fluch, dann breitete sie die Decke über sich aus. Dabei rutschte ein kleiner Zettel aus dem Futter der Decke heraus und Naminé hob ihn neugierig hoch. Die Schrift war klein und krakelig, doch sie konnte sie entziffern: Du bist zwar unter Feinden, Spitzohr, doch wenn du Glück hast, ist ein Freund unter ihnen für dich dabei.
Naminé las sich den Zettel ein paar Mal durch. »Ein Freund unter Feinden?«, flüsterte sie leise und starrte auf die Tür, durch die Efal gegangen war. »Und wer soll das sein?«
41.Kapitel
Mut
Ein Blitz schlug in der Ferne ein, während Techi mit leeren Augen aus dem Fenster starrte. Sie war alleine in ihrem Zimmer im Gasthof. Die Magierin konnte sich zu nichts aufraffen.
Sie war innerlich fast wie tot. Techi hatte immer noch das Bild vor Augen, als Linth und Efal Naminé mitgenommen hatten. Und die Hochelbin hatte danach das erste Mal gesehen, dass Sias weinte. Ich liebe dich, hallte es durch den Kopf der Rothaarigen und sie seufzte tief.
Das hat er damals auch zu mir gesagt, doch bei Naminé habe ich gespürt, dass er es ernst meint. Sie schloss kurz die Augen. Was mache ich jetzt nur?
Die Tür zu ihrem Zimmer ging zaghaft auf und Raven und Sam traten ein. Die beiden trugen jeweils einen großen Beutel aus braunem Leder in den Händen. Sie waren w ohl in Eridá einkaufen gewesen.»Techi!«, mahnte Raven sie, als die Magierin ihn böse ansah. »Was?«
»Du weißt, was ich meine«, sagte Raven nun und stellte den Beutel auf einen kleinen Tisch ab, Sam tat es ihm nach. »Wie geht es Sias?«, fragte Techi ihn nun.
Der Alchemist zuckte nur mit den Schultern. »Er ist sitzt im Hinterhof, unter dem Baum. Wie schon die anderen zehn Tage zuvor.« Techi stand von ihrem Platz auf und ein erneuter Blitz schlug zwischen den Häusern der Stadt ein.
»Dieses Herumsitzen geht mir langsam auf die Nerven!«, sprach Techi nun laut aus, was alle dachten, und sie schlug mit der Faust gegen das Fensterbrett. »Mir reicht es!« Sam zuckte leicht zusammen und sah Techi ehrfürchtig an.
»Und was hast du vor, oh große Magierin?«, fragte Raven sie nun und zog die Stirn in Falten. »Ich werde zu Sias gehen und ihm in seinen Arsch treten! So kann das nicht weitergehen! Er versinkt
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