Naminé - Liebe Deinen Feind
immer mehr im Selbstmitleid und vergisst das Wichtige!« - »Und was ist das Wichtige?«, fragte Raven nun neugierig. Techi schnaubte: »Es geht um Naminé! Wir müssen sie retten, bevor ihr noch etwas passiert!« Die Elbin rauschte an den beiden vorbei und verließ das Zimmer. Sam und Raven sahen ihr verdutzt nach.
Ich bin ein Versager und Idiot! Wie konnte ich es nur zulassen, dass Efal uns verrät und Naminé Linths Pfand wird. Ich kann einfach gar nichts! , dachte Sias und mit jedem Gedanken wurde die Last auf seinen Schultern schwerer. Ich kann gar nichts!
Er vergrub den Kopf in seine Hände und spürte nur vage, dass der Regen durch das dichte Blätterdach drang und auf ihn herabprasselte. Seine Kleidung war schon lange durchnässt und ihm war kalt.
Doch der Elbenjäger wollte nicht aufstehen. Er hatte einfach keine Kraft mehr dazu. Aus den Augenwinkeln sah er, dass Techi auf ihn zutrat. Die Hochelbin sah ihn aus blutroten Augen ausdruckslos an.
»Es ist Zeit«, sprach sie nur. Der Regen prasselte auch auf sie nieder und ihre Robe sog sich in kürzester Zeit damit voll. Ihre Haare klebten an ihrem Kopf. »Für was ist es Zeit?«, fragte Sias sie, ohne den Kopf zu heben.
»Es ist Zeit Naminé zu retten«, antwortete Techi nun und sie trat vor Sias unter den Baum. Sias schluckte schwer. »Ich kann sie nicht retten«, gestand er ihr nun. Techi horchte auf. »Was heißt hier, du kannst sie nicht retten?« Ihre Stimme war ruhig. Sie wollte Sias nicht unnötig aufregen. »Ich kann es einfach nicht! Ich bin ein Feigling und ein Nichtsnutz! Ich werde sie niemals retten können, denn dafür bin ich zu schwach«, erwiderte er.
Die Magierin kniete sich zu ihm hinunter. Sie strich mit ihrer rechten Hand durch sein nasses schwarzes Haar. »Sias, du kannst Naminé retten! Raven, Sam und ich helfen dir dabei! Du darfst nicht aufgeben. Du willst doch nicht, dass Linth oder Efal ihr etwas antun, oder? Bitte Sias, raff dich auf, du, du liebst Naminé doch?«, sprach sie leise zu ihm. Techi spürte, dass Sias sich verkrampfte. »Ich kann sie nicht retten!«
Techi wurde nun wütend. Sie stand auf. Ihre Augen funkelten und dann schrie sie: »Sias Reged – ein geachteter Elbenjäger – kuscht und hat Angst vor einem Hochelben und lässt sich seine Beute von ihm wegnehmen?! Sias! Sieh mich an und sag mir, dass du das nicht auf dir sitzen lässt! Wenn du nicht endlich aufstehst und deinen Arsch auf den Weg zur Hochelbenburg bewegst, werde ich mit den anderen beiden alleine gehen und sie retten! Denn so jemanden wie dich hat Naminé nicht verdient!« Und nun hob der Vierundzwanzigjährige den Kopf. Seine blauen Augen wirkten voller Hass und Verachtung. »Wage es ja nie wieder, so etwas zu mir zu sagen!« Sias stand auf un d ging bedrohlich auf Techi zu.Die Magierin jubelte innerlich. Sie hatte es endlich geschafft, ihn aus seiner Trance zu befreien! Sie rümpfte aber nur die Nase und schlug die Arme vor der Brust zusammen.
»Ach? Dann beweise mir das Gegenteil, Sias Reged!« Der Elbenjäger sah ihr nun genau in die Augen. »Beweisen? Du willst, dass ich es dir beweise?«
»Ja! Ich will sehen, ob der großartige Sias Reged den Mumm hat, gegen den Prinzen der Hochelben anzutreten!«, sprach sie laut zu ihm. Der Elbenjäger schnaubte wütend. »Na gut! Komm, pack deine Sachen. Wir gehen!« Dann wandte er sich von ihr ab und betrat das Gasthaus. Techi lächelte breit. Sie hatte es geschafft.
42.Kapitel
Im goldenen Käfig
Das Glas klirrte leicht als Linth es absetzte. Er verschränkte seine Hände ineinander und stützte den Kopf darauf ab. »Erz ähl mir etwas von dir, Naminé.« Die Elbin funkelte ihn wütend an. Sie kochte regelrecht vor Wut. Naminé trug ein schlichtes weißes Kleid, das man ihr extra für diesen Anlass gebracht hatte.Ihr langes blondes Haar war hochgesteckt. Vor ihr stand der immer noch volle Teller, doch die Waldelbin brachte keinen Bissen hinunter, auch wenn ihr vor Hunger schon ganz schlecht war. Das Weinglas daneben ließ sie ebenfalls unberührt. Sie traute ihm zu, dass er irgendein Gift hinein gemischt hatte. Der Raum war abgedunkelt worden und auf dem langen Tisch standen vier Kerzen, die Licht spendeten.
»Ich werde gar nichts erzählen«, antwortete sie trotzig und verschränkte die Arme vor der Brust. »Das ist aber sehr schade. Ich dachte, dass du heute bereit wärst, mir etwas zu erzählen.« Naminé zog eine Augenbraue hoch. »Ach? Darauf könnt Ihr lange warten!«, entgegnete
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