Nana - der Tod traegt Pink
Chemotherapiesitzung auf dem Münchner Oktoberfest.
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»Recover your smile« stellt sich vor.
Überraschung!
Sandra hat für Nana etwas ganz Besonderes vorbereitet: Sie will ihr eine Ausbildung als Visagistin schenken, beginnen soll sie im Frühjahr 2012. Sandra ist von Nanas Qualifikation absolut überzeugt:
Ehrlich gesagt habe ich mich immer wieder gefragt, was wir ihr überhaupt beibringen sollen. Nana war so voller Fantasie. Bei vielen Schülern dauert es eine ganze Weile, bis man sie in Richtung Kreativität schubsen kann, sodass sie sich mal austoben. Nana hatte das von Natur aus. Man sieht es ja auch an ihren Fotos, bei denen das Make-up überwiegend von ihr selbst kam.«
Schon länger überlegt Nana, wie sie ihre Traumausbildung finanzieren könnte; sie verfügt ja über keinerlei Einkommen. Dementsprechend überwältigt ist sie und sagt ihrer Mutter, das sei einer der schönsten Tage ihres Lebens.
Glamour forever
Die kalten und dunkleren Tage im Dezember 2011 nutzt Nana, um sich auf ihre geplante Ausbildung vorzubereiten. Sie macht es sich daheim auf dem Sofa bequem und malt stundenlang »Facecharts«.
Diese Vorlagen mit schematischen Gesichtern gehören zur Make-up-Ausbildung und sind von den Schülern möglichst kreativ zu gestalten. Nana versinkt völlig in dieser Arbeit und hört erst auf, wenn sie absolut zufrieden ist. Detailverliebt kreiert sie kunstvoll geschminkte Gesichter.
Sandra, die diese Facecharts nach Nanas Tod erhalten wird, trägt schon bei der Übergabe eine Idee in sich. Wenige Wochen später trommelt sie fünf Freundinnen zusammen, darunter »Nase« und Sabrina, die Lebensgefährtin von Nanas Bruder Michael. Auch Nanas Verlobter Chris ist eingeweiht.
An einem Sonntag im Februar 2012 werden sie alle nach Nanas Facecharts geschminkt. Barbara und Axel ahnen nichts davon. Chris hat sogar Nanas Utensilien aus dem Haus geschmuggelt, damit nach ihren Vorlagen geschminkt werden kann. Alle Models werden fotografiert, die Bilder auf große Leinwände gezogen.
Überraschung die Zweite!
Ein paar Tage später lädt Sandra Barbara unter einem Vorwand zu sich in die Make-up-Schule ein. Sie schleust Barbara vorbei an den anderen, die sich versteckt halten. Schließlich führt Sandra Barbara in den Raum, wo alle sie erwarten und auf den Schminktischen große Fotos der Freundinnen mit Nanas Make-up auf den Gesichtern aufgestellt sind. Es ist der 7. März 2012, knapp zwei Monate nach Nanas Tod. Ein Tag, an dem Barbara viel weinen wird. Es sind auch Tränen der Freude.
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Nanas beste Freundin »Nase« mit ihrem Nana-Make-up.
Metamorphosen Todkomisch. Todernst
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Marmorkind
Wie viel kann der Mensch ertragen? Was können wir alles durchstehen? Wie oft lähmt uns allein die Angst vor dem Ungewissen? Nach Nanas Tod veränderte sich diesbezüglich für Barbara und Axel, dass die bis dato omnipräsente Angst vor der nächsten gesundheitlichen Verschlechterung verschwunden war.
Das denkbar Schlimmste war eingetreten. 15 Monate lang beherrschte die unterschwellige Sorge vor einer weiteren Zuspitzung permanent das Denken der Familie. Was ist, wenn Nana stirbt? Wie sollen wir das nur aushalten? Barbara ist selbst überrascht, wie man sich mit den Umständen arrangieren kann. Wie man lernt, vorher Unvorstellbares anzunehmen und es sogar zu gestalten. Noch im Herbst 2011 löste der Gedanke an eine tote Nana pure Panik aus. Dass ihre Tochter in Barbaras Bett zu Hause sterben würde und dass dieser harmonische Abschied von allen mit voller Hingabe aktiv gestaltet werden würde, konnte und wollte sich zu dem Zeitpunkt niemand vorstellen. Auch nicht, dass Nana nach ihrem Tod am 10. Januar noch eineinhalb Tage bei ihrer Familie bleiben würde. Barbara und die Lebensgefährtin von Nanas Bruder, Sabrina, übernehmen das Waschen und Ankleiden des Leichnams. Natürlich hatte man Sabrina zuvor gefragt, ob sie sich mit ihren 23 Jahren dazu überhaupt in der Lage sieht. Doch Sabrina reagiert ganz entschieden:
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September 2011: Nana und Sabrina, die Freundin ihres Bruders Michael. Diese Fotoserie von Barbara entstand für Michaels Geburtstag.
Ich habe es gerne für Nana gemacht. Sicher wäre es ihr ganz wichtig gewesen, dass sie von zwei Frauen gewaschen und bekleidet wird. Im Krankenhaus war ihr dieses Ausgeliefertsein vor männlichen Ärzten und Pflegern immer unangenehm. Nana herzurichten war mir wichtig, gerade weil ihr das Schönsein so wichtig war. In ihren letzten Stunden
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