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Nana - der Tod traegt Pink

Titel: Nana - der Tod traegt Pink Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Barbara Staecker , Dorothea Seitz
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Nana. In der Schwarzweißbearbeitung, wie sie Ron veröffentlicht und die auf Seite 162 abgebildet ist, glaubt man sogar, Tränen in ihren Augen zu sehen. Doch auch ihre Gesichtszüge wollen jetzt nichts mehr verbergen. Sie blickt ihrem letzten Weg entgegen.
    Bild 14
    Bild 45
    Ron Maass, Fotograf: »Ich habe mehrfach geweint, als ich Nanas Bilder bearbeitet habe. Und auch in den Tagen nach Nanas Tod konnte ich mir die Bilder nicht ansehen, ohne zu weinen.«
    Schöne Aussichten
    Nanas Terminkalender platzt aus allen Nähten. Nach elf erholsamen Tagen Anfang August 2011 mit der ganzen Familie in Südtirol ist Nana voller Tatendrang. Sie verabredet Shootings, trifft sich mit Journalisten, eine TV-Produktion fragt für eine Dokumentation über schwerstkranke junge Menschen an. Diese Doku wird sie nicht mehr mitgestaltem können, doch in einer Münchner Lokalzeitung erscheint eine ganze Seite über sie: »Kampflos wird Nana der Krankheit keinen Zentimeter überlassen.« Was sie sich wünscht? »Komplett gesund und ganz, ganz alt zu werden.« 4
    Bild 46
    Eines der Fotos von Barbara aus der Serie »Damaged«. Nana »total irre« mit verwüsteter Puppe (April 2011).
    Auch in dem nach ihrem Tod auf youtube veröffentlichten Video, das im September entsteht, strahlt Nana unbändigen Optimismus aus. Schließlich, so erklärt Nana darin, habe sie jetzt »Arbeit«.
    Statt den Tag rund um die notwendigen medizinischen Therapiemaßnahmen zu schlingen, entwirft Nana ihren eigenen Terminkalender. Mit langem Vorlauf plant sie Shootings und überlegt, welche Motive fotografiert werden sollen. Passender Schmuck, Accessoires, Schuhe werden zusammengestellt, noch Fehlendes im Internet zusammengesucht und bestellt. Sie skizziert, trägt in ihre Notizbücher ein, sucht zwischen den nächsten Behandlungsterminen freie Zeitfenster für die Fototermine – und wenn es nur einige Stunden am Nachmittag sind.

    Kurz vor den Shootings probiert sie Outfits und Perücken aus. Entspricht alles genau ihren Vorstellungen? Sitzt alles so, wie es soll? Passen die Farben? Einmal, so erinnert sich Barbara, wurde für ein verrücktes Shooting im Wald nicht nur das T-Shirt zerrissen und neu geknotet – Nana
bemalte und verwüstete dafür auch eine ihrer alten Puppen. Zu gerne hätte sie sie auch noch angezündet, doch als Folge hoher Sicherheitsstandards für Spielzeug musste die Puppe unangekokelt auf die Fotos.

    Mit viel Liebe zum Detail versenkt Nana sich in ihr kreatives Tun, kann darüber oft vieles vergessen und führt im Rahmen ihrer Möglichkeiten ein gestalterisches, selbstbestimmtes Leben. Über weite Strecken erlebt ihr Umfeld eine motivierte, glückliche, inspirierte Nana, deren Gedanken lieber um den nächsten Fototermin statt um einen kommenden Klinikaufenthalt kreisen. Auch ihre Mutter schöpft neue Hoffnung. Hat Nana doch eine Chance? Wenn nicht sie, wer dann? Barbara dazu:

    Nana hat sich so gnadenlos in die Arbeit gestürzt, wollte auch mit mir so viele Fotos machen, dass ich natürlich glauben wollte, dies seien Anzeichen einer Erholung. Gleichzeitig hatte ich im Hinterkopf, Nana könne gerade ganz bewusst ihr ›Erbe‹ erschaffen. Als ich nach ihrem Tod gesehen habe, wie geordnet all ihre Sachen waren, wurde mir klar, dass sie seit Monaten immer wieder ausgemistet und aufgeräumt hatte. Kleider, Unterlagen, Fotos auf dem Rechner, alles war geregelt und strukturiert.
    An einem Abend im Sommer fragte Nana mich: ›Mama, glaubst du, ich werde wieder gesund?‹ Da ich meine Tochter niemals angelogen hätte, antwortete ich wahrheitsgemäß: ›Nana, ich weiß es nicht.‹ Nana wurde sehr still, erwiderte nichts. Erst ein paar Tage später wandte sie sich an mich mit der Bitte: ›Mama, wenn ich dich das nächste Mal frage, sag bitte, dass ich gesund werde. Ganz egal, was du in Wirklichkeit denkst.‹ Doch Nana hat mir die Frage nie wieder gestellt.«

    Recover your smile goes future
    Einen großen emotionalen Schub erlebt Nana durch die enge Beziehung zu Sandra Kader von der Make-up-Schule Lilly meets Lola. Auf der offenen Krebskonferenz im Oktober 2011 in München stellen die beiden zusammen mit
Barbara und Sandras Kollegin Rosi Nikolic ihr Projekt »Recover your smile« einer breiteren Öffentlichkeit vor, um Krebspatientinnen für die Idee neuentdeckter Schönheit zu begeistern. Sie knüpfen viele Kontakte an ihrem Infostand. Doch nicht nur deshalb wird es für Nana ein wichtiger Tag.
    Bild 47
    Herbst 2011. Tochter und Mutter nach der

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