Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
Vom Netzwerk:
Gaga ohne Zweifel ... Man kann übrigens nie wissen. Bei solchen Gelegenheiten rechnet man auf zwanzig, und es kommen dreißig.
    Vandeuvres, der die Damen betrachtete, ging plötzlich auf ein anderes Gespräch über.
    Diese Joncquoy muß sehr hübsch gewesen sein vor fünfzehn Jahren ... Die arme Estella ist wieder um ein Stück länger geworden. Da wird ein rechtes Brett ins Bett gelegt.
    Er unterbrach sich, um wieder auf das morgige Essen zu kommen.
    Das Langweilige an diesen Geschichten ist, daß immer die nämlichen Frauen dabei sind ... Wir brauchten etwas Neues. Trachten Sie, eine Frische aufzutreiben ... Schau, da fällt mir was ein. Ich will den dicken Herrn da auffordern, die Frau mitzubringen, mit der er neulich im Varietétheater war.
    Er sprach von dem Bürochef, der im Salon schlummerte. Fauchery machte sich den Spaß, aus der Ferne dem Gang dieser heiklen Verhandlungen zu folgen. Vandeuvres hatte an der Seite des dicken Bürochefs Platz genommen, der seine Würde bewahrte. Beide gaben sich den Anschein, als ob sie mit vieler Gelassenheit die schwebende Frage erörterten, welches Gefühl in Wirklichkeit ein junges Mädchen dazu treiben mag, Nonne zu werden.
    Bald kam der Graf zu Fauchery zurück und sagte:
    Unmöglich; er schwört, sie sei tugendhaft und werde ablehnen ... Und doch wollte ich wetten, sie bei Laura gesehen zu haben.
    Wie, Sie gehen zu Laura? sagte Fauchery lachend. Sie zeigen sich an solchen Orten? Ich glaubte, daß nur wir arme Teufel ...
    Oh, mein Lieber, man muß alles kennen lernen.
    Sie erzählten einander mit leuchtenden Augen Einzelheiten über die Tischgesellschaft in der Märtyrerstraße, wo die dicke Laura Eisenfuß den Dämchen, die sich in Verlegenheit befinden, für drei Franken ein Mittagessen gibt. Ein sauberes Nest. Alle diese Dämchen küssen die Madame Laura auf den Mund. Gräfin Sabine, die im Fluge ein Wort erhascht hatte, wandte sich um; die Herren zogen sich ein wenig zurück und setzten das Gespräch fort. Sie hatten nicht bemerkt, daß Georges Hugon sich in ihrer Nähe befand; er hatte ihre Worte mit angehört und errötete. Dieses Kind war voll Schamhaftigkeit und Entzücken. Seitdem seine Mutter im Salon ihn von der Seite gelassen, trieb er sich um Madame Chezelles herum, die er am meisten »schick« fand, natürlich nach Nana.
    Gestern war ich mit Georges im Varietétheater, wohin ich seit zehn Jahren keinen Fuß gesetzt hatte. Das Kind liebt die Musik sehr. Mich hat die Geschichte wenig unterhalten, aber der Kleine war so glücklich ... Man macht jetzt seltsame Stücke. Überdies schwärme ich nicht für Musik, muß ich gestehen.
    Wie, Madame, Sie lieben die Musik nicht? rief Madame de Joncquoy aus, indem sie die Augen zum Himmel erhob. Ist es möglich, die Musik nicht zu lieben?
    In diesen Ausruf stimmten alle ein. Niemand sprach von dem Stücke, das im Varietétheater gegeben wurde, und von dem die gute Frau Hugon nichts verstand. Die Damen kannten das Stück recht gut, aber sie sprachen nicht darüber. Man war gefühlvoll und erging sich in begeisterter Bewunderung für die klassischen Meister. Frau von Joncquoy liebte nur Weber, Frau von Chantereau schwärmte für die Italiener.
    Die Stimmen der Damen wurden weich und schmachtend; die salbungsvolle Stimmung der Kirche verbreitete sich um den Kamin.
    Wir müssen doch eine Frau finden für morgen, sagte Vandeuvres zu Fauchery. Wie wär's, wenn wir uns an Steiner wendeten?
    Ah, Steiner hat nur Frauen, die in ganz Paris niemand mehr mag, erwiderte der Journalist.
    Vandeuvres suchte weiter um sich her.
    Warten Sie, ich habe neulich Foucarmont mit einer reizenden Blonden gesehen. Ich will ihn auffordern, sie mitzubringen.
    Er rief Foucarmont. Sie wechselten rasch einige Worte. Es mußte irgendeine Schwierigkeit entstanden sein, denn beide begaben sich behutsam auftretend und über die Röcke der Damen hinwegschreitend zu einem andern jungen Manne, mit dem sie in einer Fenstervertiefung die Unterhandlung fortsetzten. Fauchery, der allein geblieben war, entschloß sich, näher zum Kamin zu treten, wo Madame Joncquoy eben versicherte, sie könne keine Webersche Komposition hören, ohne gleich an Fluren und Wälder und Sonnenaufgang zu denken. In diesem Augenblick berührte ihn jemand an der Schulter und eine Stimme flüsterte ihm zu:
    Das ist doch nicht schön von dir.
    Was denn? fragte er sich umwendend und La Faloise erkennend.
    Du hättest mich doch zum morgigen Essen einladen können.
    Fauchery war im Begriff,

Weitere Kostenlose Bücher