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Nana

Titel: Nana Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Émile Zola
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große Saal in ein Halbdunkel getaucht war.
    Steiner langweilte sich. Er erzählte Fauchery ein Abenteuer der kleinen Frau von Chezelles, die er kurzweg Léonide nannte. Die ist eine Schlaue, sagte er mit leiser Stimme. Fauchery betrachtete sie in ihrem Kleide von blaßblauem Samt, wie sie drollig am Rande ihres Sessels saß, schmächtig und verwegen wie ein Junge. Schließlich war er überrascht, diese Erscheinung an diesem Orte zu finden Man betrug sich schicklicher bei Karoline Héquet, deren Mutter das Haus sehr anständig einzurichten wußte. Ein guter Artikelstoff! Diese Pariser Gesellschaft ist seltsam ... Die vornehmsten Salons sind schon von verschiedenen Elementen überflutet. Dieser schweigsame Theophil Venot, der sich damit begnügte, zu lächeln und dabei seine schlechten Zähne zu zeigen, war offenbar ein Vermächtnis der verstorbenen Gräfin, ebenso diese bejahrten Damen, Frau von Chanterau, Frau von Joncquoy und vier, fünf Greise, die unbeweglich in den Winkeln saßen. Graf Muffat wieder führte die Beamtenwelt ein, die ihre in den Tuilerien so beliebte vornehme Haltung hatten; unter anderen einen Bürochef, der sich immer allein in der Mitte des Saales hielt mit seinem rasierten Gesichte und seinen erloschenen Blicken, dermaßen in seinen Rock eingezwängt, daß er kaum eine Bewegung zu machen vermochte. Die jungen Leute und einige Persönlichkeiten von vornehmen Manieren wurden durch Marquis Chouard eingeführt, der, nachdem er sich mit dem gegenwärtigen System versöhnt und in den Staatsrat eingetreten war, noch immer Beziehungen zu den Legitimisten unterhielt. Es bleiben noch Léonide de Chezelles, Steiner, ein ganz verdächtiger Winkel, nur erhellt durch die liebenswürdige Heiterkeit der greisen Madame Hugon. Fauchery, der im Kopfe seinen Artikel zusammenstellte, nannte das den Winkel der Gräfin Sabine.
    Ein andermal, fuhr Steiner leise fort, ließ Léonide ihren Tenoristen nach Montauban kommen. Sie wohnte auf Schloß Beaureceuil, zwei Stunden weit, und kam alle Tage in einem mit zwei Pferden bespannten Wagen, um ihn im »Goldenen Löwen«, wo er abgestiegen war, zu besuchen. Sie blieb stundenlang bei ihm, inzwischen wartete der Wagen vor der Tür, und die Leute sammelten sich an, um die Pferde zu betrachten.
    Es war inzwischen im Saale still geworden. Zwei junge Leute flüsterten miteinander, aber auch diese schwiegen bald, und man hörte nur die dumpfen Schritte des Grafen Muffat, der im Salon auf und ab ging. Die Lampen schienen trüber zu brennen, das Feuer erlosch allmählich; ein ernster Schatten hüllte die alten Freunde des Hauses ein, in ihren Sesseln, die sie seit vierzig Jahren inne hatten. Es war, als würden die Anwesenden zwischen zwei ausgetauschten Bemerkungen die Mutter des Grafen erscheinen sehen in ihrer eisigen Vornehmheit. Gräfin Sabine nahm wieder das Wort:
    Es war ein Gerücht im Umlauf, der junge Mann sei gestorben; das würde auch erklären, weshalb das arme Kind den Schleier genommen. Man sagt übrigens, Herr von Fougeray würde dieser Verbindung niemals zugestimmt haben.
    Man sagt noch manches andere, rief Léonide unbesonnen aus.
    Sie begann zu lachen, ohne nähere Erklärungen geben zu wollen. Sabine, von dieser Heiterkeit mitgerissen, führte das Taschentuch an die Lippen. Dieses Gelächter inmitten der Feierlichkeit dieses großen Saales hatte einen Klang, der Fauchery verblüffte, es war, als zerbreche Glas. Die Fesseln waren gesprengt. Alle sprachen zugleich. Frau von Joncquoy protestierte; Frau von Chantereau wußte, daß eine Heirat geplant war, aber nicht zustande kam. Auch die Herren sagten ihre Ansicht. Einen Augenblick herrschte ein Gewirr der Urteile: Bonapartisten und Legitimisten, dann die Zweifler der modernen Gesellschaft redeten durcheinander. Estella hatte geklingelt, um frisches Holz auf das Feuer legen zu lassen. Der Diener schraubte die Lampen wieder auf und es war, als wolle der schläfrige Saal erwachen. Fauchery lächelte, ihm behagte die Stimmung.
    Sie vermählt sich mit dem Heiland, weil sie sich mit dem Vetter nicht vermählen kann, brummte Vandeuvres, den diese Angelegenheit langweilte, zwischen den Zähnen. Hat man je gehört, daß eine Frau, die geliebt wird, den Schleier nimmt?
    Auf diese an Fauchery gerichtete Frage wartete er die Antwort gar nicht ab. Er fügte mit leiser Stimme hinzu:
    Sagen Sie, wieviel werden wir denn sein, morgen? ... Die Mignons, Steiner, Sie, Blanche und ich ... Wer denn noch?
    Ich denke, Karoline, Simone,

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