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Naokos Laecheln

Naokos Laecheln

Titel: Naokos Laecheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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und verschlingt einander. Am Sonntag ist ihr Mann zu Hause, und ihr könnt euch nicht sehen. Hab ich recht?«
    »Sehr, sehr interessant.«
    »Du mußt sie fesseln und ihr die Augen verbinden und sie dann am ganzen Körper lecken. Dann mußt du alles mögliche abartige Zeug in sie reinstecken, sie nimmt akrobatische Stellungen ein, und du fotografierst sie mit einer Polaroidkamera.«
    »Klingt verlockend.«
    »Sie ist so ausgehungert, daß sie alles machen will. Sie denkt sich jeden Tag von morgens bis abends Dinge aus, die ihr beim nächsten Mal tun könnt. Und wenn ihr im Bett seid, probiert sie alle möglichen Stellungen aus und kommt immer dreimal hintereinander. Und dann sagt sie zu dir: ›Bin ich nicht aufregend? Junge Mädchen könnten dich gar nicht mehr befriedigen. Oder kann dir das etwa ein junges Mädchen bieten? Oder das – wie fühlt sich das an? Aber halt, noch nicht kommen!‹«
    »Du siehst zu viele Pornofilme«, sagte ich lachend.
    »Meinst du wirklich? Aber ich liebe Pornofilme. Wollen wir uns nicht nächstes Mal zusammen einen anschauen?«
    »Klar«, sagte ich. »Wenn du wieder Zeit hast.«
    »Im Ernst? Au ja. Wir gehen in einen Sado-Maso-Film, ja? Mit Peitschen. Und wo das Mädchen vor allen pinkeln muß. Darauf steh ich besonders.«
    »Machen wir.«
    »Du, Tōru? Weißt du, was mir an Pornokinos am besten gefällt?«
    »Keinen Schimmer.«
    »Immer wenn eine Sexszene kommt, hört man, wie alle Leute schlucken müssen. Dieses ›Schluck‹ mag ich so gern. Es ist irgendwie so süß.«
    Als wir wieder im Krankenzimmer waren, erzählte Midori ihrem Vater wieder alles mögliche, und er gab zustimmende Grunzlaute von sich oder er schwieg. Gegen elf kam die Frau des Mannes im Nebenbett, zog ihm einen anderen Schlafanzug an und schälte Obst für ihn. Sie war eine freundliche Dame mit rundem Gesicht, die sich angeregt mit Midori unterhielt. Eine Krankenschwester kam und brachte eine neue Infusionsflasche. Nachdem sie sich kurz mit Midori und der Frau des Bettnachbarn unterhalten hatte, ging sie wieder. Einstweilen ließ ich meine Blicke durchs Zimmer schweifen und schaute aus dem Fenster auf die Stromkabel, auf denen sich von Zeit zu Zeit Spatzen niederließen. Midori sprach mit ihrem Vater, wischte ihm den Schweiß von der Stirn, ließ ihn in ein Taschentuch spucken, sprach mit der Frau des Nachbarn, der Krankenschwester oder mit mir und überprüfte den Tropf.
    Um halb zwölf begann die Visite, und wir warteten im Flur. Als der Arzt aus dem Zimmer kam, erkundigte sich Midori bei ihm nach ihrem Vater.
    »Tja, so kurz nach der Operation ist er ziemlich erschöpft. Wir haben ihm auch Schmerzmittel verabreicht«, erklärte der Arzt. »In zwei, drei Tagen kann ich Ihnen über das Ergebnis der Operation mehr sagen. Wenn sie gut verlaufen ist, wird er gesund. Wenn nicht, müssen wir uns etwas anderes ausdenken.«
    »Müssen Sie dann seinen Kopf noch einmal aufmachen?«
    »Das kann ich im Augenblick nicht vorhersagen«, sagte der Arzt. »Hui – Sie tragen aber heute einen kurzen Rock.«
    »Hübsch, oder?«
    »Und was machen Sie, wenn Sie eine Treppe hinaufsteigen?«
    »Nichts Spezielles. Sollen sie doch gucken«, sagte Midori. Hinter uns kicherte eine Krankenschwester.
    »Vielleicht sollten Sie sich mal von uns in den Kopf gucken lassen«, sagte der Arzt. »Und benutzen Sie bitte hier im Krankenhaus den Aufzug. Noch mehr Patienten können wir nicht gebrauchen. Ich bin so schon überlastet.«
    Bald nach der Visite begann die Mittagszeit, und die Schwester schob das Essen für die Patienten auf einem Wagen in die Zimmer. Midoris Vater bekam eine Suppe, Obst, gekochten Fisch ohne Gräten und püriertes Gemüse. Midori half ihrem Vater, sich umzudrehen, und richtete das Bett mit Hilfe einer Kurbel auf. Sie flößte ihm ein paar Löffel Suppe ein, aber nach fünf, sechs Löffeln wandte er den Kopf ab und hauchte »genug«.
    »Du mußt noch ein bißchen essen.«
    »Später«, flüsterte der Vater.
    »Wenn du nicht ißt, kannst du nicht gesund werden. Mußt du auf die Toilette?«
    »Nein.«
    »Du, Tōru? Wollen wir nicht unten in der Cafeteria was essen gehen?«
    Ich nickte zwar, aber eigentlich hatte ich keine große Lust, etwas zu essen. In der Cafeteria drängten sich Ärzte, Krankenschwestern und Besucher. Lange Reihen von Tischen und Stühlen füllten den fensterlosen, unterirdischen Saal. Alle unterhielten sich beim Essen – wahrscheinlich über Krankheiten –, und die Stimmen hallten wie in einem Tunnel

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