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Naokos Laecheln

Naokos Laecheln

Titel: Naokos Laecheln Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Haruki Murakami
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die Antike.«
    »Aber so kommt es mir vor«, erwiderte Naoko. »Tut mir übrigens leid wegen heute nacht. Ich war mit den Nerven fertig. Das war nicht nett, wo du doch extra hergekommen bist.«
    »Macht nichts. Bei uns beiden haben sich inzwischen vermutlich eine Menge Gefühle angestaut, die wir allmählich rauslassen sollten. Wenn du also diese Gefühlen jemandem um die Ohren schlagen willst, dann nimm mich. Vielleicht verstehen wir uns dann besser.«
    »Und wenn du mich besser verstehst, was wird dann?«
    »Du begreifst nicht, worum es geht, oder? Was dann wird, ist nicht das Problem. Es gibt Leute auf der Welt, denen es Spaß macht, den ganzen Tag Zugfahrpläne zu lesen. Oder Leute, die aus Streichhölzern riesige Schiffsmodelle zusammenleimen. Da ist es doch nicht so seltsam, wenn es auf der Welt einen Mann gibt, der dich verstehen möchte.«
    »Als Hobby?« fragte Naoko belustigt.
    »So könnte man’s auch nennen. Die meisten normalen Leute würden es Freundschaft oder Liebe nennen, aber wenn du es ein Hobby nennen willst, dann geht das auch in Ordnung.«
    »Tōru, du hast doch Kizuki auch gern gehabt?«
    »Natürlich«, antwortete ich.
    »Und Reiko?«
    »Ich mag sie sehr. Eine sehr nette Frau.«
    »Ich frage mich, warum du dich ausgerechnet zu solchen Leuten hingezogen fühlst. Zu überspannten, gestörten Menschen, die nicht richtig schwimmen können und langsam ertrinken – wie ich, Kizuki und Reiko. Warum kannst du nicht normalere Menschen gernhaben?«
    Ich dachte darüber nach. »Weil ich das anders sehe«, sagte ich dann. »Ich finde dich, Kizuki und Reiko überhaupt nicht gestört. Die Typen, die ich gestört finde, rennen ganz munter draußen rum.«
    »Aber wir sind es. Glaub mir.«
    Eine Zeitlang gingen wir wortlos nebeneinander her. Der Weg führte von der Weide ab und zu einer runden, von Bäumen umstandenen Wiese, die an einen Teich erinnerte.
    »Manchmal wache ich nachts auf und habe unsägliche Angst«, sagte Naoko und preßte sich gegen meinen Arm. »Angst, daß ich verrückt bleibe und nie wieder normal werde, bis ich alt bin und verrotte. Bei diesem Gedanken breitet sich eine furchtbare Kälte in mir aus und es ist, als würde ich innerlich erfrieren. Das quält mich so…«
    Ich legte den Arm um Naoko und zog sie an mich.
    »Es ist, als streckte Kizuki aus dem Dunkeln die Hand nach mir aus. ›Komm, Naoko, wir können nicht getrennt sein‹, höre ich ihn sagen. Und dann weiß ich nicht mehr, was ich tun soll.«
    »Und was tust du?«
    »Ich möchte nicht, daß du etwas Falsches denkst, Tōru.«
    »Mach ich nicht.«
    »Ich lasse mich von Reiko in den Arm nehmen. Ich wecke sie und krieche zu ihr ins Bett. Dann weine ich. Und sie streichelt mich, bis das Eis in mir schmilzt und ich wieder warm werde. Findest du das abartig?«
    »Nein, was soll daran abartig sein? Natürlich wäre ich gern an Reikos Stelle.«
    »Dann halt mich fest, jetzt gleich. Hier.«
    Wir ließen uns im trockenen Gras nieder und umarmten uns. Das Gras war so hoch, daß es uns ganz verdeckte und wir nichts weiter sahen als den Himmel und die Wolken. Ich bettete Naoko behutsam ins Gras und schlang die Arme um ihren warmen, weichen Körper, und auch ihre Hände berührten mich. Wir küßten uns innig.
    »Tōru?« flüsterte Naoko mir ins Ohr.
    »Was denn?«
    »Möchtest du mit mir schlafen?«
    »Natürlich.«
    »Aber kannst du noch warten?«
    »Natürlich kann ich warten.«
    »Bevor wir es tun, möchte ich noch ein bißchen stabiler werden. Ein besserer Hobby-Gegenstand für dich. Kannst du so lange warten?«
    »Natürlich kann ich warten.«
    »Bist du jetzt steif?«
    »In den Knien?«
    »Alberner Kerl«, kicherte Naoko.
    »Wenn du wissen willst, ob ich eine Erektion habe – natürlich.«
    »Könntest du vielleicht mit deinem dauernden ›natürlich‹ aufhören?«
    »Gut, ich höre damit auf.«
    »Ist das schwer für dich?«
    »Was?«
    »So steif zu sein?«
    »Schwer?« fragte ich.
    »Ich meine, leidest du?«
    »Kommt darauf an, wie man es sieht.«
    »Soll ich dir helfen, es loszuwerden?«
    »Mit der Hand?«
    »Hmm. Ehrlich gesagt, du piekst mich ganz schön damit.«
    Ich rückte ein bißchen von ihr ab. »Besser so?«
    »Danke .«
    »Du, Naoko?« sagte ich.
    »Was?«
    »Ich möchte, daß du’s machst.«
    »Gern«, sagte sie und lächelte freundlich. Dann öffnete sie meinen Reißverschluß und umschloß meinen steifen Penis mit einer Hand.
    »Warm«, sagte sie.
    Als Naoko begann, ihre Hand zu bewegen, hielt ich sie zurück

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