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Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen

Titel: Naomi & Ely - die Freundschaft, die Liebe und alles dazwischen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Rachel Cohn
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Cole-Minor’s-Slaughter schon schlafen gegangen und das hat keiner rechtzeitig bemerkt. Alles ist fertig aufgebaut, die Musik wartet - es fehlt nur noch eine Paula.
    Bevor einer fragen kann: »Where Have All the Cowboys Gone?«, ist Ely schon auf der Bühne.
    Er verkündet: »Weil meine Freundin Naomi alle Folgen von >Dawson’s Creek< hat, kann ich das in- und auswendig.« Und fügt dann noch hinzu, langsam in Fahrt kommend: »Ich sing das Lied für Pacey, weil er immer der Jughead war. Und Jen, weil sie nie die Anerkennung bekommen hat, die sie verdient hat. Und für Bruce.«
    (»War Bruce nicht der Schwule?«, fragt das Mädchen neben mir ihren multigepiercten Freund.
    »Nein, das war Jack«, antwortet der Punk. »Andies Bruder.«
    »Oh! Ich fand Andie so süüüß!«, ruft das Mädchen.)
    Ely versucht erst gar nicht, wie Paula Cole zu klingen - er schmettert den Song, als wäre er auf der Schulabschlussfeier.
    I don’t want to wait
For our lives to be over...
    Da weder Pacey noch Jen an diesem Abend im Club sind, schaut er mich an, während er singt. Ich spiele meine Rolle. Ich lache und winke und singe laut mit, als er uns alle dazu auffordert. Aber ich denke: Ich will auch nicht warten. Und ich will auch nicht, dass du warten musst.
    Alle bewundern ihn. Alle beten ihn an. Was kann ich ihm geben, das ihm nicht alle anderen auch geben könnten?
    Als er zu Ende gesungen hat, ist er noch umschwärmter als vorher. Alle laden ihn auf einen Drink ein. Er umarmt die Leute kurz, um sich zu bedanken. Er meint das nicht als persönliche Geste, er will nur nett sein. Er würde meine Hand nehmen, wenn ich sie ihm reichen würde. Aber mir reicht es damit. Ich fühl mich nicht mehr wie das dritte oder wie das fünfte Rad am Wagen - ich fühl mich wie das sechsundzwanzigste Rad.
    Ich werfe ihm das nicht vor. Ich mache mir das alles selbst zum Vorwurf. Weil ich nicht fähig bin, mitzumachen.
    Schließlich stammle ich eine Entschuldigung und quetsche mich durch die Menge zum Klo. Vor mir in der Schlange muss Natalie Merchant-of-Penis sein, denn auf ihrem T-Shirt steht »I BLEW 10 000 MANIACS AND ALL I GOT WAS THIS STUPID T-SHIRT«. Sie braucht so lange, dass ich schon befürchte, sie würde es gerade dem 10001. Sex-Maniac besorgen, doch als sie wieder auftaucht, ist sie allein. Als sie an mir vorbeikommt, sagt sie: »Ich danke dir dafür«, und ich weiß nicht, was ich anderes tun soll als nicken.
    Sobald ich die Tür verriegelt habe, verrichte ich mein Geschäft. Und danach sitze ich einfach nur da, weil ich merke, dass ich Ely im Moment nicht sehen mag. Genauer gesagt merke ich, dass ich heute gar nicht zu ihm zurückwill. Ich werde gehen. Und ich werde Ely nicht sagen, dass ich gehe, weil ich ihm den Abend nicht verderben will. Ich will, dass er bleibt und Spaß hat. Ich werde ihm eine SMS schicken, sobald ich in sicherer Entfernung bin. Ich will kein Spielverderber sein. Obwohl ich nichts dagegen hätte, wenn er nur mit mir spielen würde, draußen. Ohne all die anderen.
    Ich guck mir das Gekritzel auf der Klotür an. Manchmal sind sogar kleine Zeichnungen dabei. Ich versteh nicht mal die Hälfte davon. Erst als ich ungefähr zwei Minuten lang alles Mögliche entziffert habe und schon von draußen an die Tür geklopft wird, begreife ich plötzlich, wonach ich gesucht habe - nicht nach irgendwelchen weisen Sprüchen, sondern nach einer freien Stelle.
    Es gibt noch einen, unter einer Inschrift, die lautet:
    The Cure. Für denldie Ex? Ach, Nick. Es tut mir leid. Du weißt schon. Küsst du mich noch mal?
    Ich ziehe einen Stift heraus und schreibe:
    Ely, ich will es. Du, ich, alles. Ich will es, aber ich weiß nicht, ob ich dafür der Richtige bin. Weil ich so uncool und ängstlich bin.
    Ich überlege kurz, ob es wohl üblich ist, dass man solche Botschaften unterschreibt. Falls er das liest, wird er schon wissen, dass es von mir ist. Und wenn er nicht merkt, dass es von mir ist... dann hat es sowieso nicht sein sollen.
    Als ich aus dem Klo komme, sagt der Kerl vor der Tür so ziemlich das Gegenteil von »Ich danke dir dafür«. Aber das ist mir völlig egal. Ich suche nach Ely, vielleicht sollte ich mich doch lieber von ihm verabschieden. Aber dann sehe ich ihn an der Bar stehen, er trinkt einen grellgrünen Drink und schäkert mit dem Türsteher und zwei Jungs, die Zwillinge sein könnten. Sie lachen miteinander. Sie haben ihren Spaß.
    Ich fühle mich ausgeschlossen. Von Ely und dem ganzen Rest. Ich bin ein Fremdkörper.

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