Napoleon Bonaparte. Biographie.
neue Gestalt gewinnen. Die Entwaffnung der Sektionen war mit einer Strenge vorgenommen worden, die bei den Umständen unerläßlich war. Da verschafft sich eines Tages ein Knabe von zehn bis zwölf Jahren beim Generalstab Eingang und flehte den General Bonaparte an, er möchte ihm den Degen seines Vaters, der General der Republik gewesen war, zurückgeben lassen. Bonaparte, von der Bitte und der jugendlichen Anmut, womit sie ihm vorgetragen worden war, gerührt, ließ den Degen suchen und gab ihn dem Knaben zurück.
Beim Anblick der ihm heiligen, verloren geglaubten Waffe küßte das Kind weinend den Griff, den die Vaterhand berührt hatte. Dem General ging diese Sohnesliebe zu Herzen, und er erwies dem Kinde so viel Wohlwollen, daß die Mutter sich verbunden glaubte, ihm am folgenden Tage einen Dankesbesuch abzustatten.
Das Kind war – Eugen, und die Mutter – Josephine, die Witwe des Generals v. Beauharnais, mit der Bonaparte am 9. März 1796 sich bürgerlich trauen ließ, nachdem er zwei Tage vorher vom Direktorium auf Carnots Vorschlag zum Chefgeneral der italienischen Armee ernannt worden war.
Am 12. März 1796 reiste Bonaparte zur italienischen Armee ab. In seinem Wagen hatte er 2000 Louisdor, das war alles, was er, wenn er sein und seiner Freunde Vermögen zu den Subsidien des Direktoriums legte, hatte zusammenbringen können. Mit dieser Summe geht er, Italien zu erobern; sie betrug den siebenten Teil von dem, was Alexander zur Eroberung Indiens mitnahm.
In Nizza fand er eine Armee ohne Kriegszucht, ohne Munition, ohne Lebensmittel, ohne Kleidung. Im Hauptquartier angekommen, läßt er jedem General, damit er sich zum Feldzug ausrüsten könne, die Summe von vier Louisdor reichen; darauf sagte er zu den Soldaten, indem er nach Italien hinwies:
»Kameraden, inmitten dieser Felsen hier fehlt es euch an allem; schaut auf die reichen Ebenen, die sich zu euren Füßen entfalten; sie gehören uns! Auf, nehmen wir sie!«
Das war ungefähr dieselbe Rede, wie sie Hannibal vor neunzehn Jahrhunderten an seine Soldaten gerichtet hatte. In der Zwischenzeit war nur einer hier gewandelt, der würdig wäre, diesen beiden Männern an die Seite gestellt zu werden, – Cäsar!
Die Soldaten, an die Bonaparte solche Worte richtete, waren die Trümmer einer Armee, die sich seit zwei Jahren in den öden Felsen des Gestades von Genua mit Mühe des Feindes erwehrten, der, 200+000 Mann stark, aus den besten Truppen Österreichs und des Königreichs Sardinien gebildet, vor ihnen stand. Bonaparte griff diese Masse mit kaum 30+000 Mann Nach dem Ergebnis der neuesten Forschungen waren die Streitkräfte auf beiden Seiten nahezu gleich. A. d. Ü. an und schlägt sie fünfmal in elf Tagen, bei Montenotte, bei Millesimo, bei Dego, bei Vico und bei Mondovi. Darauf nimmt er, mit der einen Hand die Tore der Städte brechend, mit der anderem die Schlachten schlagend, die Festen Coni (Cuneo), Tortona, Alessandria und Ceva. In elf Tagen sind die Österreicher von den Piemontesen getrennt, Provera ist gefangen, und der König von Sardinien genötigt, in seiner eigenen Hauptstadt eine Kapitulation zu unterzeichnen. Jetzt dringt Bonaparte nach Oberitalien vor und schreibt, auf Grund der errungenen Erfolge die künftigen vorahnend, an das Direktorium: »Morgen marschiere ich gegen Beaulieu, ich zwinge ihn, über den Po zurückzugehen, ich setze unmittelbar nach ihm hinüber, ich bemächtige mich der ganzen Lombardei, und ehe ein Monat vergeht, hoffe ich, auf den Tiroler Bergen zu sein, dort die Rheinarmee zu treffen und mit ihr zusammen den Krieg nach Bayern zu tragen.«
In der Tat, Beaulieu wird verfolgt. Vergeblich wendet er sich, den Übergang über den Po zu verhindern: der Übergang wird ins Werk gesetzt. Er rettet sich hinter die Mauern von Lodi, ein dreistündiger Kampf verjagt ihn daraus. Er stellt sich auf dem linken Ufer der Adda in Schlachtordnung und verwehrt mit seiner ganzen Artillerie den Übergang über die Brücke, die abzubrechen er nicht die Zeit gefunden hatte. Am 10. Mai treffen die französischen Kolonnen vor dem Flusse ein und erzwingen unter Bonapartes eigener kühner Führung den Übergang; die österreichische Nachhut flüchtet. Nun unterwirft sich Pavia; Pizzighetone und Cremona fallen, das Schloß von Mailand öffnet seine Tore, der König von Sardinien unterzeichnet den Friedensvertrag, die Herzöge von Parma und Modena folgen seinem Vorgang, und Beaulieu hat nur noch
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