Napoleon Bonaparte. Biographie.
doch keinen Schritt rückwärts tun. Entweder hören sie die Kommandostimme ihrer Generale nicht mehr, oder ihre Generale sind unfähig, mit so großen Massen zu manövrieren. und verlieren den Kopf. Wie dem auch sei, 40+000 Mann stehen zwei lange Stunden da und lassen sich vom Blitze zerschmettern: es ist ein schauderhaftes Gemetzel, eine endlose Zerfleischung. Endlich meldet man Ney und Murat, daß die Munition ausgeht. Die Sieger sind es, die zuerst müde werden.
Ney stürmt wieder vorwärts, seine rechte Linie dehnt sich, um die Linke des Feindes zu umgarnen. Murat und Davoust unterstützen diese Bewegung; Bajonett und Flinte zerstören, was der Artillerie entronnen ist, und die russische Armee hat keinen linken Flügel mehr. Die Sieger, die mit lauten Rufen nach der Garde verlangen, wenden sich nach dem Zentrum und eilen Eugen zu Hilfe, alles rüstet sich zum Angriff auf die große Schanze.
Montbrun. dessen Korps dem feindlichen Zentrum gerade gegenüber steht, drängt im Sturmschritt dagegen vor. Kaum hat er ein Viertel des Weges zurückgelegt, als ihn eine Kugel mitten entzweireißt. Caulaincourt ersetzt ihn: er stellt sich an die Spitze des fünften Kürassierregiments und stürzt sich auf die Schanze, indes zu gleicher Zeit die Divisionen Morand, Gerard und Bourcier, von den Weichsellegionen unterstützt, auf drei Seiten zumal angreifen. Im Augenblick, wo er eindringt, fällt er tödlich verwundet: im gleichen Augenblick ist sein tapferes Regiment, das durch die hinter dem Werke aufgestellte Infanterie Ostermanns und der russischen Garde zusammengeschossen wird, zum Weichen gezwungen und zieht sich zurück, um, von unsern Kolonnen geschützt, sich wieder zu bilden. Aber jetzt stürmt auch Eugen an der Spitze seiner drei Divisionen auf die Schanze ein, nimmt sie und fängt den General Lichatscheff. Wahrend er sich noch darin festsetzt, wirft er Grouchys Korps auf die Trümmer der Bataillone Doktoroffs. Die russische Garde und die Gardereiter dringen gegen die unsrigen vor, und Grouchy wird zu einer rückgängigen Bewegung gezwungen. Aber diese Bewegung hat Belliard Zeit gegeben. 20 Kanonen zusammenzubringen, die bereits als Batterie in der Schanze stehen.
Da schließen sich die Russen mit schon bewiesener Hartnäckigkeit aufs neue zusammen, ihre Generale führen sie in den Kampf zurück, und sie rücken in geschlossenen Kolonnen an, um die Schanze, für deren Erwerb sie uns so teuer zahlen ließen, wiederzunehmen. Eugen läßt sie auf Schußweite kommen, dann enthüllt er seine 30 Stücke, die sich alle auf einmal entflammen. Die Russen wirbeln einen Augenblick, schließen ihre Reihen nochmals, und diesmal dringen sie bis zur Mündung der Kanonen vor und lassen sich zerschmettern. Eugen, Murat und Ney schicken Kurier auf Kurier an Napoleon; sie verlangen heftig nach der Garde. Die ganze feindliche Armee ist vernichtet, wenn Napoleon sie ihnen bewilligt. Auch Belliard, Daru, Berthier dringen in ihn.
»Und wenn es morgen eine zweite Schlacht gibt, mit wem soll ich sie liefern?«
Sieg und Schlachtfeld ist unser: aber wir können den Feind nicht verfolgen, der sich unter unserm Feuer zurückzieht, ohne das seine zu unterbrechen, und bald darauf haltmacht, um sich in einer zweiten Stellung zu verschanzen. Jetzt steigt Napoleon zu Pferde, reitet nach Semenowsko zu und besucht das ganze Schlachtfeld, wo noch von Zeit zu Zeit einige verlorene Kugeln einschlagen. Endlich ruft er Mortier und befiehlt ihm, die junge Garde vorzuschieben, aber den neuen Verhau, der ihn von dem Feinde trennt, nicht zu überschreiten; dann kehrt er unter sein Zelt zurück.
Um 10 Uhr nachts reitet Murat, der sich seit 6 Uhr morgens schlägt, herbei und meldet, daß der Feind in Unordnung über die Moskwa geht und ihm aufs neue zu entrinnen droht. Nochmals verlangt er die Garde, die kein Tagewerk getan hat, und mit der er die Russen einzuholen und ihnen den Rest zu geben verspricht. Aber Napoleon weigert sich diesmal, wie vorher, und läßt die Armee, die er so eilig aufgesucht hatte, entweichen. Am folgenden Tag war sie gänzlich verschwunden, und Napoleon war unbestrittener Herr des entsetzlichsten Schlachtfeldes, das vielleicht, solange die Welt steht, existiert hat. 60+000 Mann, davon ein Drittel Franzosen, Die Verluste beider Heere sind auf je etwa 40+000 Mann zu schätzen. A. d. Ü. lagen darauf; 9 Generale waren uns getötet und 34 verwundet worden. Unsere Verluste waren unermeßlich und ohne
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