Napoleon Bonaparte. Biographie.
Schutz gegen die Härte des eisigen Windes zu finden. Man stürzte sich in die Häuser, in die Scheunen, die Gehöfte und jeden Bau, den man blicken konnte. In wenigen Augenblicken war man dermaßen darin eingepfropft, daß niemand mehr herein noch hinaus konnte. Wer inwendig keinen Platz mehr gewinnen konnte, machte sich vor der Tür, hinter den Mauern und in der Nähe zurecht. Die erste Sorge war, sich Holz und Stroh zu besorgen. Zu diesem Ende erkletterte man die benachbarten Häuser und nahm zuerst das Strohdach weg, und, wenn dies nicht zureichte, riß man Bretter und Balken von den Giebeln, und am Ende zerstörte man Stück für Stück, das ganze Haus, bis es dem Erdboden gleich war, trotz des Widerstands derer, die sich darein geflüchtet hatten und es nach Leibeskräften verteidigten. Wurde man nicht auf diese Weise aus den Hütten verjagt, wo man ein Asyl suchte, so riskierte man, darin von den Flammen verzehrt zu werden: denn oft warfen die, die nicht in das Haus eindringen konnten, Feuer hinein, um die darin befindlichen zu vertreiben. Besonders geschah dies immer, wenn höhere Offiziere sich eines solchen nach der Vertreibung früherer Besitznehmer bemächtigt hatten.
So mußte man sich denn entschließen, die Nacht über zu kampieren. Zu dem Ende pflegte man oft, statt sich in die Häuser einzuquartieren, sie vom Giebel bis zum Grundstein zu schleifen und ihre Bestandteile mitten im Freien zu zerstreuen, um sich abseits Zufluchtsstätten zu bereiten. Hatte man sich solche, wie die Gelegenheit sie bot, verschafft, so zündete man Feuer an, und jedes Mitglied der kleinen Abteilung beeilte sich, bei der Bereitung des Nachtmahls zu helfen.
Während die einen Brei kochten, kneteten die andern Teig, den man in der Asche buk. Jeder zog aus seinem Zwerchsack gesammelte Pferdefleischschnitten und warf sie zum Braten unter die Kohlen.
Brei war die gewöhnlichste Nahrung. Aber was war das für ein Brei! Da man unmöglich Wasser herbeischaffen konnte, weil alle Quellen und Sümpfe bedeckt waren, ließ man in einem Kessel so viel Schnee zergehen, als man Wasser gewinnen wollte. Sodann rührte man in dieses Wasser, das schwarz und kotig war, eine Portion mehr oder minder grobes Mehl und ließ diese Mischung so lange einkochen, bis sie von breiiger Beschaffenheit war. Hierauf würzte man sie mit Salz oder warf in Ermangelung dessen 2–3 Patronen hinein, die ihm durch den Pulvergeschmack die abscheuliche Fadheit benahmen und ein dunkles Kolorit gaben, wodurch er nicht wenig an die schwarze Suppe der Spartaner erinnerte.
Während man diesen Kleister bereitete, legte man in schmale Streifen geschnittenes Pferdefleisch auf die Kohlen, das man gleichfalls mit Kanonenpulver würzte. Nach dem Genuß dieses Mahles schlief jeder, von Strapazen ermüdet und unter der Last seiner Leiden erliegend, fast augenblicklich ein, um am folgenden Morgen das gleiche Leben wieder zu beginnen.
Mit Tagesanbruch erhob sich, ohne daß irgendein Signal das Zeichen zum Aufbruch gegeben hätte, die ganze Masse von freien Stücken aus ihrem Biwak und bewegte sich weiter... Bericht des Réné Bourgeois.
So verflossen zwanzig Tage. In ihrem Verlaufe hinterließ die Armee auf ihrem Pfade 200+000 Menschen und Kanonen. Dann mündete sie in die Beresina, wie ein Waldstrom in einen Abgrund.
Am 5. Dezember, während die Reste der Armee sterbend in Wilna lagen, reiste Napoleon auf die dringenden Bitten des Königs von Neapel, des Vizekönigs von Italien und seiner bedeutendsten Heerführer im Schlitten von Smorgoni nach Frankreich. Damals war die Kälte auf 27 Grad unter Null gestiegen.
Am 18. abends traf Napoleon in einem Gefährt am Tor der Tuilerien ein, das man ihm anfangs gar nicht öffnen wollte, weil ihn alle noch in Wilna vermuteten.
Am dritten Tage brachten die höchsten Behörden und Körperschaften des Reiches ihre Glückwünsche zu seiner Ankunft dar.
Am 12. Januar 1813 stellte ein Senatsbericht dem Kriegsminister 350+000 Rekruten zur Verfügung.
Am 10. März erfuhr man den Abfall Preußens.
Vier Monate lang war ganz Frankreich nur ein Waffenplatz.
Am 15. April verließ Napoleon Paris von neuem an der Spitze seiner jungen Legionen.
Am 1. Mai stand er bei Lützen, bereit, mit 250+000 Mann die verbündete russisch-preußische Armee anzugreifen. 200+000 Franzosen und 50+000 Sachsen, Bayern, Westfalen und Württemberger folgten wieder seinen Fahnen.
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