Napoleon Bonaparte. Biographie.
Riesenunternehmen, ohne den Argwohn des englischen Kommissars zu erwecken, der von Zeit zu Zeit die Insel Elba besuchte, und unter dessen Oberaufsicht man alle Schritte des Exkaisers gestellt hatte.
Dieser Kommissar war Oberst Campbell, der den Kaiser bei seiner Ankunft begleitet hatte. Er hatte eine englische Fregatte zur Verfügung, mit der er beständig von Portoferrajo nach Genua, von Genua nach Livorno, von Livorno nach Portoferrajo fuhr. Sein Aufenthalt hier währte gewöhnlich 14 Tage, während deren der Oberst ans Land stieg und Napoleon dem Anschein nach seine Aufwartung machte.
Außerdem galt es, die geheimen Agenten, die auf der Insel sein konnten, zu täuschen, den naturgemäßen Scharfsinn der Einwohner abzuleiten, kurz, über seine Absichten völlig irrezuführen.
Zu diesem Zwecke ließ Napoleon die angefangenen Arbeiten eifrig fortsetzen, mehrere neue Straßen, die er in allen Richtungen, quer durch und um die Insel herum, zu führen beschloß, anlegen, die von Portoferrajo nach Portocongone ausbessern und für Fuhrwerke Herrichten, endlich ließ er, da es wenig Bäume auf der Insel gab, vom Kontinent eine große Anzahl Maulbeerbäume kommen, die er an beiden Seiten des Wegs zu pflanzen befahl. Dann ließ er es sich angelegen sein, seinen Landpalast in San Martino weiter auszubauen. Er bestellte in Italien Statuen und Vasen, kaufte Orangenbäume und seltene Pflanzen; kurz er schien alle Mühe darauf zu verwenden, wie auf eine Wohnung, die er lange Zeit bewohnen wollte.
Zu Portoferrajo ließ er die alten Mauern, die seinen Palast umgaben, und ein langes Gebäude, das den Offizieren als Behausung diente, bis auf die Höhe einer Terrasse niederreißen und deren Umfang so vergrößern, daß man einen Waffenplatz daraus machen und zwei Bataillone Revue passieren lassen konnte. Eine alte verlassene Kirche wurde den Einwohnern zur Errichtung eines Theaters überlassen, zu dem die besten Schauspieler Italiens kommen sollten. Alle Straßen wurden ausgebessert. Das Tor von Terre war nur für Maultiere gangbar; man erweiterte es, und durch Anlagen einer Terrasse wurde der Weg für alle Arten von Wagen gut benutzbar gemacht.
Während dieser Zeit ließ er zur weiteren Vorbereitung seines Plans die Brigg l' Inconstant , die er sich zu vollem Eigentum vorbehalten, und die Schebecke Etoile , die er gekauft hatte, häufige Fahrten nach Genua, Livorno, Neapel, an die afrikanischen Küsten und selbst nach Frankreich machen, um die englischen und französischen Kreuzer an ihren Anblick zu gewöhnen. Wirklich besuchten diese Schiffe nacheinander die Küsten des Mittelländischen Meeres mit der Flagge Elbas in allen Richtungen und in wiederholten Fahrten, ohne im mindesten beunruhigt zu werden. Das hatte Napoleon gewollt.
Nun beschäftigte er sich ernstlich mit den Zurüstungen zu seiner Abreise. Er ließ des Nachts und ganz insgeheim eine große Anzahl Waffen und Schießbedarf auf den Inconstant schaffen, er ließ die Kleider, die Wäsche und die Fußbekleidung seiner Garde ausbessern, er berief die Polen, die in Portocongone und auf der kleinen Insel Pianosa, deren Fort sie bewachten, standen, und beschleunigte die Bildung und Einübung des Jägerbataillons, zu dem er ausschließlich Leute aus Korsika und Italien nahm. In den ersten Tagen des Januar war alles bereit, um die erste günstige Gelegenheit, die die aus Frankreich erwarteten Nachrichten brächten, zu benutzen.
Endlich trafen diese Nachrichten ein: ein Oberst der alten Armee war ihr Überbringer und reiste sofort wieder nach Neapel ab.
Unglücklicherweise war in diesem Augenblick der Oberst Campbell mit seiner Fregatte im Hafen. Napoleon mußte warten, ohne die geringste Ungeduld sehen zu lassen, und ihn mit den gewöhnlichen Rücksichten behandeln, bis die Zeit seines gewohnten Aufenthalts verflossen war. Endlich, am Nachmittag des 24. Februar, ließ Campbell um die Erlaubnis bitten, dem Kaiser seine Aufwartung machen zu dürfen; er kam, um Abschied von ihm zu nehmen und um seine Aufträge für Livorno zu bitten. Napoleon begleitete ihn bis ans Tor, und die Leute vom Dienst konnten folgende letzten Worte, die er an ihn richtete, hören: »Leben Sie wohl, Herr Oberst; ich wünsche Ihnen eine glückliche Reise. Auf Wiedersehen!« Kaum hatte der Oberst Napoleon verlassen, so ließ dieser den Großmarschall rufen; er brachte einen Teil des Tages und der Nacht eingeschlossen mit ihm zu, legte sich um drei Uhr
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