Napoleon Bonaparte. Biographie.
Fontainebleau in etwas zu rechtfertigen, legte man eine Korrespondenz des Generals Excelmanns mit dem Könige von Neapel vor, die eben erst aufgefangen worden war und eine auf frischer Tat ertappte Verschwörung vermuten ließ, deren Mittelpunkt die Insel Elba war, und die sich über Italien und Frankreich verzweigte. Der Verdacht verstärkte sich bald durch eine andere Verschwörung, die man zu Mailand entdeckte, und an der mehrere Oberoffiziere der alten italienischen Armee beteiligt waren.
Österreich sah die gefährliche Nachbarschaft ebenfalls nicht mit ruhigen Augen an; die Augsburger Zeitung, sein Organ, sprach dies auch ganz offen aus; man las dort nachstehende Mitteilung:
»So beunruhigend auch die Mailänder Ereignisse sind, so darf man sich nichtsdestoweniger in dem Gedanken beruhigen, daß sie vielleicht dazu beitragen können, so bald als möglich einen Menschen Zu entfernen, der auf dem Felsen der Insel Elba die Fäden dieser durch sein Gold angezettelten Meutereien in den Händen hielt und, solange er in der Nähe der italienischen Küsten bleibt, die Souveräne dieser Länder nicht in ihrem ruhigen Besitz lassen wird.«
Jedoch wagte es der Kongreß trotz der allgemeinen Überzeugung nicht, auf so schwache Beweise hin einen Beschluß zu fassen, der in geradem Widerspruch mit den Grundsätzen der von den verbündeten Monarchen so nachdrücklich verkündeten Mäßigung stand. Er beschloß, um den Anschein zu vermeiden, als verletze man die bestehenden Verträge, Napoleon Eröffnungen zu machen und ihn zum freiwilligen Verlassen Elbas zu bestimmen zu suchen, mit dem Vorbehalt, Gewalt zu brauchen, falls er sich widersetzen würde. Man beschäftigte sich also sofort mit der Wahl eines andern Aufenthaltes. Es wurde auf Malta hingewiesen. Allein England sah hier Vorteile für Napoleon, aus einem Gefangenen konnte er Großmeister werden; es brachte daher St. Helena in Vorschlag. In den offiziellen Verhandlungsberichten findet sich hierüber nicht ein Wort. A. d. Ü.
Napoleons Gedanke war, daß diese Gerüchte durch seine Feinde selbst verbreitet seien, um ihn zu irgendeiner Handlung der Verzweiflung zu veranlassen, die dann gestattete, die ihm gemachten Versprechen zu verletzen. Infolgedessen entsandte er sogleich einen verschwiegenen, geschickten und treuen Agenten nach Wien, mit dem Auftrag, festzustellen, ob die ihm mitgeteilten Nachrichten glaubwürdig seien. Dieser Mann war an den Prinzen Eugen Beauharnais empfohlen, der damals in Wien anwesend war, im Vertrauen des Kaisers Alexander stand und daher wissen mußte, was auf dem Kongreß vorging. Der Agent verschaffte sich bald alle nötigen Auskünfte und ließ sie an den Kaiser gelangen. Überdies richtete er einen sicheren Briefwechsel ein, durch den Napoleon über alles, was sich zutrug, auf dem laufenden gehalten wurde.
Außer diesem Briefwechsel mit Wien unterhielt Napoleon Verbindungen mit Paris, und jede Nachricht, die ihm von dort zukam, zeugte von einer wachsenden Erregung gegen die Bourbonen. In dieser zweideutigen Lage, die ihn zu einem Entschluß nötigte, kam ihm der erste Gedanke an den riesenhaften Entwurf, den er bald zur Ausführung brachte.
Napoleon übertrug, was er in Wien getan hatte, auf Frankreich. Er entsandte Boten mit geheimen Anweisungen, die die Wahrheit feststellen und, wenn Gelegenheit dazu wäre, Verbindungen mit seinen treu gebliebenen Freunden und mit Heerführern, die sich am meisten zurückgesetzt sahen und deswegen am unzufriedensten sein mußten, anknüpfen sollten.
Diese Boten bestätigten ihm bei ihrer Rückkehr die Nachrichten, an die Napoleon nicht zu glauben gewagt hatte. Zugleich geben sie ihm die Versicherung, es herrsche eine dumpfe Gärung im Volke und in der Armee, alle Unzufriedenen, die nicht zu zählen seien, richteten die Augen auf ihn und wünschten nichts sehnlicher als seine Rückkehr; ein Ausbruch sei unvermeidlich, und die Bourbonen könnten unmöglich lange gegen den öffentlichen Haß ankämpfen, den die Unerfahrenheit und Unvorsichtigkeit ihrer Regierung hervorgebracht hätte.
Es war also kein Zweifel mehr, hier drohte die Gefahr, dort winkte die Hoffnung: hier ein ewiges Gefängnis auf einem Felsen mitten im Ozean, dort die Herrschaft der Welt!
Mit gewohnter Blitzesschnelle faßte Napoleon seinen Entschluß; in weniger als acht Tagen war in seinem Geiste alles entschieden. Es handelte sich nur noch um die Zurüstungen zu dem
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