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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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begann bei den Schluchten von Ollioules. General Du Teil, der die Artillerie leiten sollte, war abwesend; General Dommartin, sein Stellvertreter, wurde im ersten Scharmützel kampfunfähig gemacht; so hatte ihn sein Ersatzmann zu vertreten, und dies war Bonaparte. Hier kam der Zufall dem Genie zu Hilfe, vorausgesetzt, daß für das Genie der Zufall nicht Vorsehung heißt.
       Bonaparte erhält seine Ernennung, stellt sich dem Generalstab vor und wird bei dem General Carteaux eingeführt, einem stolzen, vom Kopf bis zum Fuß vergoldeten Manne, der ihn fragt, womit er ihm dienen könne. Der junge Offizier zeigt ihm die Bestallung, der gemäß er unter seinen Befehlen die Operationen der Artillerie zu leiten hat. »Artillerie!« – antwortete der tapfere General – »wir brauchen keine; heute abend werden wir Toulon mit dem Bajonett nehmen, und morgen werden wir es verbrennen.«
       Indes, so zuversichtlich auch der Obergeneral war, er konnte Toulon nicht nehmen, ohne es erst auszukundschaften. Darum hatte er die Geduld, bis zum anderen Tage zu warten; aber mit der Morgenröte stieg er, von seinem Adjutanten Dupas und dem Bataillonschef Bonaparte begleitet, in seinen Feldwagen, um die ersten Anordnungen zum Angriff zu besichtigen. Auf Bonapartes Vorstellungen hatte er, wiewohl ungern, das Bajonett aufgegeben und der Artillerie die erste Aufgabe zuerteilt. Infolgedessen hatte er selbst die ihm nötig scheinenden Befehle gegeben, und er kam jetzt eben, um die Ausführung dieser Befehle zu prüfen und ihren Erfolg zu sichern.
       Die Höhen, von denen man Toulon zuerst erblickt, wie es, die Füße im Meere badend, sich inmitten seines halborientalischen Gartens verbirgt, waren kaum hinter ihnen, als der General mit den beiden jungen Männern aus dem Wagen steigt und sich in einen Weinberg verliert. Hier bemerkt er einige Kanonen, die hinter einer Art Schulterwehr aufgestellt waren. Bonaparte sieht sich um und ahnt nichts von dem, was vorgeht; der General ergötzt sich einen Augenblick an dem Erstaunen seines Bataillonschefs, dann sagt er, sich mit selbstgenügsamem Lächeln seinem Adjutanten zuwendend:
       »Sind das unsere Batterien, Dupas?«
       »Ja, General,« antwortet dieser.
       »Und unser Park?«
       »Vier Schritte von hier.«
       »Und unsere Bombenkugeln?«
       »Man macht sie in den nächsten Landhäuschen glühend.«
       Seinen Augen hatte Bonaparte nicht trauen können, aber seinen Ohren muß er trauen. Er mißt den Raum mit dem geübten Auge des Artilleristen und findet, daß die Batterie von der Stadt wenigstens eine und eine halbe Stunde entfernt ist. Anfangs glaubt er, der General wollte seinem jungen Bataillonschef den Puls fühlen; aber der Ernst, womit Carteaux in seinen Anordnungen fortfährt, läßt ihm keinen Zweifel übrig. Da wirft er behutsam eine Bemerkung über die Entfernung hin und äußert die Furcht, die glühenden Kugeln möchten nicht zur Stadt gelangen.
       »Meinst du?« sagte Carteaux.
       »Ich fürchte, General,« antwortet Bonaparte; »übrigens könnte man es ja zuvor, ohne sich mit glühenden Kugeln zu bemühen, mit kalten versuchen, um die Schußweite zu messen.«
       Carteaux findet den Gedanken gescheit, läßt eine Kanone laden und abschießen, und während er an den Mauern der Stadt die Wirkung des Schusses beobachten will, zeigt ihm Bonaparte ungefähr tausend Schritte entfernt die Kugel, die in die Ölbäume schlägt, den Boden furcht, aufprallt und hüpfend, nachdem sie kaum ein Drittel des von dem General berechneten Raumes durchflogen, die Kraft verliert.
       Der Beweis war schlagend; aber Carteaux wollte sich noch nicht ergeben und sagte: »Diese Aristokraten von Marseillern haben das Pulver verdorben.«
       Da indes das Pulver, verdorben oder nicht verdorben, nicht weiter trägt, so muß man andere Maßregeln ergreifen. Man kommt ins Hauptquartier zurück. Bonaparte, verlangt einen Plan von Toulon, entfaltet ihn auf einem Tische, und nachdem er eine Weile die Lage der Stadt und der verschiedenen Verteidigungswerke von der auf der Spitze des Mont Faron angelegten Schanze, die die Stadt beherrscht, bis zu den Forts Lamalgue und Malbousquet, die ihre rechte und linke Flanke decken, erwogen hatte, legt der junge Bataillonschef den Finger auf eine neue, von den Engländern erbaute Schanze und spricht mit der entschlossenen Kürze des Genies:
       »Hier ist Toulon.«
       Carteaux aber kann dem Gedankenflug nicht folgen;

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