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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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plötzlich alles in jene feierliche Stille zurück, wie sie immer über zwei Heeren schwebt, die zum Kampfe schreiten.
       Bald wird diese Stille durch ein Gewehrfeuer unterbrochen, das von unserer äußersten Linken ausgeht, und dessen Rauch man über dem Gehölz von Goumont wahrnimmt, es sind Jérômes Plänkler, die den Kampf anspinnen müssen, um die Engländer auf diese Seite zu locken. Wirklich enthüllt der Feind seine Artillerie, und der Donner der Kanonen beginnt das Zischen der Flintenkugeln zu beherrschen. General Reille läßt die Batterie der Division Foy vorrücken und Kellermann seine 12 leichten Artilleriestücke vorgaloppieren; zugleich sprengt, unter völliger Bewegungslosigkeit des Restes der Linie, die Division Foy weg und eilt Jérôme zu Hilfe.
       Im Augenblick, wo Napoleon dieser ersten Bewegung voll Eifer zuschaut, reitet ein von Marschall Ney, der den Zentrumsangriff gegen den Pachthof von Belle-Alliance auf der Straße von Brüssel leiten sollte, entsendeter Adjutant im Galopp herbei, mit der Meldung, alles sei gerüstet und der Marschall erwarte nur noch das Zeichen. In der Tat sieht Napoleon die für diesen Angriff bezeichneten Truppen in tiefen Massen vor sich und will eben das Zeichen geben, als er auf einmal bei einem letzten Blick auf das ganze Brett des Schlachtfeldes mitten im Nebel etwas wie eine Wolle wahrnimmt, das in der Richtung von Saint-Lambert heranzieht. Er wendet sich zum Herzog von Dalmatien, der als Generalmajor neben ihm hält, und fragt ihn, was er von dieser Erscheinung denke. Plötzlich richten sich alle Fernrohre des Generalstabs nach dieser Seite. Einige behaupten, es seien Bäume, andere, es seien Leute. Napoleon ist der erste, der eine Marschkolonne unterscheidet: aber ist's Grouchy? ist's Blücher? Das weiß man nicht. Marschall Soult meint, es sei Grouchy, Napoleon aber zweifelt noch ahnungsvoll. Er beruft den General Domon und befiehlt ihm, mit seiner und des Generals Subervic leichten Kavalleriedivision aufzubrechen, um nach rechts aufzuklären und schleunigst mit dem anlangenden Korps Fühlung zu suchen. Ist's Grouchys Abteilung, so soll er sich mit ihr vereinigen, ist's Blüchers Vorhut, sie aufhalten.
       Gesagt, getan. 3000 Mann Reiterei jagen im Galopp weg, entrollen sich wie ein endloses Band, schlängeln sich einen Augenblick durch die Linien unserer Armee, züngeln über unseren äußersten rechten Flügel hinaus, reiten weiter und schließen sich wie auf einer Parade etwa in einer Entfernung von 3000 Ellen (fast 6 Kilometer) wieder zusammen.
       Kaum ist diese Bewegung ausgeführt, die so anziehend war, daß sie eine Weile die Aufmerksamkeit von dem Gehölz von Goumont, wo die Artillerie immer fortdonnert, abgezogen hat, als ein Jägeroffizier dem Kaiser einen preußischen Husaren vorführt, der zwischen Wavre und Planchenoit durch einen fliegenden Streifzug gefangen war. Er trägt einen Brief des Generals Bülow, der Wellington von dessen Ankunft benachrichtigt und Verhaltungsbefehle verlangt. Außer dieser alle Zweifel über die bemerkten Massen aufhebenden Auskunft gibt der Gefangene noch weitere, die man trotz ihrer Unglaublichkeit glauben muß. Er sagt, es hätten noch die drei Korps der preußisch-sächsischen Armee zu Wavre gestanden, wo Grouchy sie auf keine Weise beunruhigt habe. Es stehe auch kein Franzose davor, denn eine Patrouille seines Regiments habe in eben dieser Nacht bis zwei Stunden vor Wavre hin gestreift, ohne auf irgend etwas zu stoßen.
       Napoleon wendet sich wieder zu Marschall Soult mit den Worten: »Heute morgen noch standen unsere Aussichten auf neunzig; durch Bülows Ankunft verlieren wir dreißig. Es steht aber noch sechzig gegen vierzig, und wenn Grouchy den ungeheuren Fehler, daß er gestern in Gembloux seinem Vergnügen nachging, wieder gutmacht, wenn er seine Abteilung mit Blitzesschnelle schickt, so wird der Sieg nur noch entscheidender sein, denn dann ist Bülows Korps gänzlich verloren. Lassen Sie einen Offizier kommen!«
       Ein Offizier des Generalstabs reitet augenblicklich herbei; er soll Bülows Brief zu Grouchy bringen und ihn aufs schnellste herbeirufen. Nach seiner eigenen Aussage muß er jetzt, in dieser Stunde, vor Wavre sein. Der Offizier soll einen Umweg machen und vom Rücken zu ihm kommen. Er hat auf trefflichen Wegen nur 4–5 Stunden zurückzulegen, der Offizier hat ein rasches Pferd und verspricht, in 1+½ Stunden an Ort und Stelle zu sein.
       Im gleichen Augenblick

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