Napoleon Bonaparte. Biographie.
schickt der General Domon einen Adjutanten, der die Nachricht bestätigt; es sind die Preußen, die man vor sich hat, und er selbst hat soeben mehrere auserlesene Streifpatrouillen entsendet, um sich mit Marschall Grouchy in Verbindung zu setzen.
Der Kaiser befiehlt dem General Lobau, mit zwei Divisionen schräg über die große Straße von Charleroi zu setzen und zur Unterstützung der leichten Reiterei auf das äußerste Ende des rechten Flügels zu eilen. Er soll eine gute Stellung wählen, wo er mit 10+000 Mann 30+000 auszuhalten vermag. So lauten die Befehle, die Napoleon erteilt, wenn er seine Leute kennt. Augenblicklich wird diese Bewegung ausgeführt, und Napoleon kehrt seine Augen wieder nach dem Schlachtfelde.
Eben haben die Plänkler auf der ganzen Linie das Feuer begonnen, und doch ist es, mit Ausnahme des mit gleicher Erbitterung fortdauernden blutigen Kampfes im Gehölz von Goumont, noch immer nichts Ernsthaftes. Außer einer Division, die die englische Armee von ihrem Zentrum den Garden zu Hilfe gesendet hat, steht die ganze englisch-holländische Linie unbeweglich, und auf ihrer äußersten Linken ruhen Bülows Truppen aus und schließen sich aufs neue, um ihre noch im Hohlweg langsam heranziehende Artillerie abzuwarten. Jetzt schickt Napoleon den Marschall Ney den Befehl, das Feuer seiner Batterien spielen zu lassen, auf la Haie-Sainte zu marschieren, es mit dem Bajonett zu nehmen, eine Division Fußvolk darin zu lassen, augenblicklich auf die zwei Pachthöfe von la Papelotte und la Haie zu stürmen und den Feind herauszutreiben, um die englisch-holländische Armee von Bülows Korps zu trennen. – Der diesen Befehl überbringende Adjutant eilt davon, sprengt über die kleine Ebene, die Napoleon vom Marschall trennt, und verliert sich in den gedrängten Reihen der Kolonnen, die das Signal erwarten. Nach einigen Minuten blitzen auf einmal 80 Feuerschlünde und verkünden, daß der Befehl des Oberbefehlshabers vollzogen wird.
Der Graf von Erlon rückt mit drei Divisionen vor im Schutze dieses fürchterlichen Feuers, das die englischen Linien zu lichten beginnt, als plötzlich die Artillerie, wie sie über einen tiefen Grund fährt, einsinkt. Wellington, der von seiner Höhenlinie diesen Unfall gesehen hat, benutzt ihn und wirft auf die Artillerie eine Kavalleriebrigade, die sich in zwei Korps trennt und sich mit Blitzesschnelle teils auf die Division Marcognet, teils auf die hilflos gelassenen Stücke wirft, die nicht nur den Angriff eingestellt haben, sondern auch nicht mehr imstande sind, sich selbst zu verteidigen. Die Infanterie kann sich des Andrangs nicht erwehren; sie wird überwältigt und verliert zwei Adler. Die Artillerie wird niedergesäbelt, die Stränge an den Kanonen und die Kniekehlen der Pferde werden durchgehauen, schon sind 7 Kanonen unbrauchbar gemacht. Da bemerkt Napoleon den Wirrwarr und befiehlt den Kürassieren des Generals Milhaud, ihren Brüdern zu Hilfe zu eilen. Die Eisenmauer setzt sich, von dem vierten Lanciers-Regiment unterstützt, in Bewegung, und die englische Brigade, auf frischer Tat gefaßt, verschwindet, zermalmt, zerschmettert, zerstückt unter diesem fürchterlichen Stoß. Unter anderen sind zwei Dragonerregimenter völlig vernichtet. Die Kanonen werden wieder gewonnen, und die Division Marcognet ist herausgehauen.
Diesen bewundernswert ausgeführten Befehl hat Napoleon selbst überbracht, indem er sich in einem Regen von Kugeln und Granaten, die an seiner Seite den General Devaux töten und den General Lallemand verwunden, an die Spitze der Linie stürzt. Indes rückt Ney auch ohne alle Artillerie immer weiter vor, und während des erzählten üblen, obwohl so rasch wieder gutgemachten Zwischenfalls zur Rechten der Straße von Charleroi nach Brüssel hat er auf der großen Straße und auf den Feldern links eine andere Kolonne, die endlich la Haie-Sainte erreicht, vorrücken lassen.
Hier, unter dem Feuer der ganzen englischen Artillerie, das die unsrige nur noch schwach erwidern kann, verdichtet sich der Kampf. Drei Stunden lang ringt Ney, der die ganze Kraft seiner schönen Jahre wiedergefunden hat, blutig nach der Stellung, die er endlich erstürmt und mit feindlichen Leichnamen übersät findet. Drei schottische Regimenter schlafen dort Mann an Mann, in Reih und Glied gefallen, wie sie gekämpft haben, und die 2. belgische, die 5. und 6. englische Division haben dort ein Drittel ihrer Leute gelassen. Napoleon wirft auf die
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