Napoleon Bonaparte. Biographie.
Nacht vom 16. auf den 17. marschiert waren.
Gegen 2 Uhr morgens schickt Napoleon einen Adjutanten an den Marschall Ney. Der Kaiser nimmt an, daß die englisch-holländische Armee der rückgängigen Bewegung der preußisch-sächsischen folgen wird, und befiehlt dem Marschall, seinen Angriff auf Quatrebras zu erneuern. Der General Graf Lobau. der mit zwei Divisionen des sechsten Korps, seiner leichten Reiterei und den Kürassieren des Generals Milhaud auf die Straße von Namur gerückt ist, soll ihn bei diesem Angriff unterstützen, zu dem er unter solchem Beistand stark genug sein muß, da er es aller Wahrscheinlichkeit nach nur mit der Nachhut der Armee zu tun haben wird.
Mit Tagesanbruch setzt sich die französische Armee in zwei Kolonnen wieder in Marsch, die eine 68+000 Mann stark, von Napoleon kommandiert, die den Engländern folgt; die andere von 34+000 Mann, unter Grouchys Befehlen, zur Verfolgung der Preußen.
Ney ist noch immer zurück, und Napoleon gelangt zuerst vor den Pachthof von Quatrebras, wo er ein Korps englischer Kavallerie bemerkt. Er wirft, um ihre Stärke zu erkennen, eine Abteilung von 100 Husaren auf sie, die, von dem feindlichen Regiment scharf bedrängt, zurückkommen. Jetzt macht die französische Armee halt und stellt sich in Schlachtordnung. Die Kürassiere des Generals Milhaud breiten sich auf dem rechten Flügel aus, die leichte Reiterei stellt sich staffelförmig auf dem linken auf, die Infanterie im Zentrum und in der zweiten Linie, die Artillerie benutzt die Unebenheiten des Terrains und setzt sich demgemäß in Stellung.
Ney ist noch nicht erschienen. Napoleon will in der Besorgnis, ihn sonst, wie am gestrigen Tage, zu verlieren, ohne ihn nichts beginnen. 500 Husaren sind gegen Fraisne, wo er sein muß, gesprengt, um sich mit ihm in Verbindung zu setzen. Bei dem Gehölze Delhutte angelangt, das sich zwischen der Straße von Namur und der von Charleroi befindet, hält diese Abteilung ein Regiment roter Lanciers von der Division Lefèbre-Desnouettes für ein Korps Engländer und beginnt ein Gewehrfeuer. Nach Verlauf einer Viertelstunde erkennt und erklärt man sich gegenseitig. Ney steht also in Fraisne, wie Napoleon es gedacht hat, und zwei Offiziere gehen an ihn ab und drängen ihn, auf Quatrebras vorzurücken. Die Husaren kehren um und nehmen ihre Stellung auf dem linken Flügel der französischen Armee, die roten Lanciers bleiben auf ihrem Posten. Napoleon läßt, um keine Zeit zu verlieren, eine Batterie von 12 Kolonnen, die das Feuer eröffnen, aufpflanzen; nur zwei Geschütz« erwidern es, ein neuer Beweis, daß der Feind während der Nacht Quatrebras geräumt und nur eine Nachhut dort gelassen hat, um seinen Rückzug zu decken. Übrigens läßt sich alles nur instinktmäßig tun oder erraten, da der herabstürzende Regen den Gesichtskreis auf einen äußerst engen Raum beschränkt.
Nach einstündiger Kanonade, während deren er die Augen unaufhörlich, gegen Fraisne gerichtet hält, sieht Napoleon, daß der Marschall immer noch zögert, und schickt ihm einen Befehl nach dem andern. Da meldet man ihm, daß der Graf Erlon sich endlich mit seinem Armeekorps zeigt. Da er bisher noch nie, weder bei Quatrebras noch bei Ligny, ins Gefecht gekommen, so beauftragt ihn Napoleon mit der Verfolgung des Feindes. Sofort stellt er sich an die Spitze der Kolonne und marschiert im Sturmschritt auf Quatrebras. Hinter ihm erscheint das zweite Korps. Napoleon setzt sein Pferd in Galopp, sprengt, nur von 30 Mann begleitet, über die Fläche, die sich zwischen den beiden Straßen ausbreitet, langt bei dem Marschall Ney an, dem er nicht nur seine gestrige Langsamkeit vorwirft, sondern noch mehr die heutige, wodurch er zwei kostbare Stunden verloren hat, während deren er die feindliche Armee auf ihrem Rückzug hätte hart bedrängen und diesen vielleicht in eine vollständige Auflösung hätte verwandeln können. Sofort eilt er, ohne die Entschuldigungen des Marschalls anzuhören, an die Spitze der Armee, wo er einen Teil der Soldaten bis ans Knie im Moraste, den andern bis um die Schenkel im Wasser watend findet. Er bedenkt, daß die englisch-holländische Armee mit dem gleichen Übelstand zu kämpfen hat, und daß sie außerdem noch der ganzen Verwirrung eines Rückzugs preisgeben ist. Er gibt der fliegenden Artillerie Befehl, auf der Chaussee, wo sie mit aller Leichtigkeit fortrollen kann, voranzueilen und keinen Augenblick das Feuer einzustellen, und wäre es
Weitere Kostenlose Bücher