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Napoleon Bonaparte. Biographie.

Napoleon Bonaparte. Biographie.

Titel: Napoleon Bonaparte. Biographie. Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Alexandre Dumas
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sich an den englischen Vierecken, die sich öffnen, ihre Kartätschen speien lassen und sich wieder schließen. Aber nichts hält den fürchterlichen Sturm unserer Soldaten auf. Die englische Kavallerie zieht sich, zurückgeworfen, den langen Säbel unserer Kürassiere und Dragoner in den Rippen, inzwischen zurück und schließt sich hinten unter dem Schutze ihrer Artillerie wieder. Urplötzlich stürmen Kürassiere und Dragoner auf die Vierecke, von denen sich einige endlich auflösen; aber sterben, ohne einen Schritt zu weichen. Jetzt beginnt ein gräßliches Schlachten, von Zeit zu Zeit durch verzweifelte Reiterangriffe unterbrochen, gegen die unsere Soldaten sich wenden müssen, und während deren die englischen Vierecke wieder Atem schöpfen und sich neu bilden, um abermals zerrissen zu werden. Wellington, von Viereck zu Viereck verfolgt, vergießt Tränen der Wut, wie er so 12+000 Mann seiner besten Truppen unter seinen Augen niedermetzeln lassen muß; aber er weiß, daß sie keinen Schuh breit weichen werden. Er berechnet die Zeit, die noch verfließen muß, bevor die Zerstörung vollendet ist, zieht seine Uhr und sagt zu seiner Umgebung: »Noch zwei Stunden reicht es aus, und bevor eine verrinnt, ist die Nacht gekommen oder Blücher.« So geht es 5/4 Stunden fort.
       Jetzt sieht Napoleon von der Höhe, von der er das ganze Schlachtfeld beherrscht, eine dichte Masse auf dem Wege von Wavre vorrücken ... Endlich langt Grouchy, den er so lange erwartet an, spät zwar, aber noch zeitig genug, um den Sieg zu vervollständigen! Beim Anblick dieser Verstärkung schickt er Adjutanten, um nach allen Richtungen zu melden, daß Grouchy erscheint und in die Linie einrückt. In der Tat entwickeln sich Massen auf Massen und stellen sich in Schlachtordnung. Unsere Soldaten verdoppeln den Eifer, denn sie glauben nur noch einen letzten Schlag tun zu dürfen. Da donnert plötzlich eine furchtbare Artillerie den Neuangekommenen voraus, und die Kugeln, statt gegen die Preußen gerichtet zu werden, reihen ganze Glieder der Unsrigen nieder. Alle starren einander an: der Kaiser schlägt sich vor die Stirn: es ist nicht Grouchy, es ist Blücher!
       Napoleon übersieht auf den ersten Blick seine Lage. Sie ist schrecklich, 60+000 Mann frischer Truppen, auf die er nicht rechnete, sind nacheinander über seine durch achtstündigen Kampf zermalmten Truppen hergefallen. Im Zentrum ist er immer noch im Vorteil, aber er hat keinen rechten Flügel mehr. Die Fortsetzung der Blutarbeit, um den Feind entzweizuschneiden, wäre nunmehr unnütz und sogar gefährlich. Da ersinnt und befiehlt der Kaiser eines der schönsten Manöver, die er je in seinen kühnsten strategischen Kombinationen erdacht hat: es ist ein großer schräger Frontwechsel auf dem Zentrum, mittels dessen er beiden Armeen die Stirn bieten kann. Zudem verfließt die Zeit, und die Nacht, die für die Engländer kommen sollte, sie wird auch für ihn kommen.
       Sofort gibt er seinem linken Flügel Befehl, das Gehölz von Goumont und die wenigen Engländer, die noch unter dem Schutze der mit Schießscharten versehenen Mauern des Schlosses standhalten, hinter sich zu lassen und das erste und zweite Korps, die schwer gelitten, zu ersetzen, während er zugleich Kellermanns und Milhauds Reiter, die auf der Plattform des Mont St. Jean zu hart bedrängt werden, befreien soll. Er befiehlt Lobau und Duhesme, den Rückzug fortzusetzen und sich in Reih und Glied oberhalb Planchenoit aufzustellen, dem General Pelet, in diesem Dorfe zum Schutze der Bewegung tapfer auszuharren. Das Zentrum soll und kann für sich selber stehen. Zugleich erhält ein Adjutant Befehl, die Linie zu durchreiten und die Ankunft des Marschalls Grouchy zu melden.
       Bei dieser Nachricht belebt sich die Begeisterung aufs neue: alles auf der unermeßlichen Linie dringt vor; Ney, fünfmal seines Pferdes beraubt, nimmt den Degen in die Hand. Napoleon stellt sich an die Spitze der Reserve und stürmt in eigener Person auf der Chaussee heran. Noch immer weicht der Feind auf sein Zentrum zurück, seine erste Linie ist durchbrochen; die Garde reitet über sie hinweg und nimmt eine Batterie. Aber hier stößt sie auf eine zweite Linie, die aus einer fürchterlichen Masse gebildet ist, es sind die Trümmer der von der französischen Kavallerie zwei Stunden zuvor über den Haufen geworfenen Regimenter, die sich neu gebildet haben; es sind die englischen Gardebrigaden, das belgische Regiment von Chassé und die

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