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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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angewiesen ist.«
    »Das ist man wirklich, und oft sind die Kunden so kleinlich. Das habe ich besonders gehaßt, wenn ich auf Partys bedient habe. Man sieht die Leute von ihrer schlechtesten Seite. Man wird behandelt wie ein Möbelstück. Bedienen, abräumen und sich angrabschen lassen.« Sie schaute sich um. »Möchten Sie noch einen Kaffee? Vielleicht trinke ich einen mit. Marvin sitzt auf dem Klo, wie immer.«
    »Bitte, leisten Sie mir Gesellschaft.«
    Sie holte die Kanne und eine zweite Tasse. Dann setzte sie sich mir gegenüber und schenkte uns ein.
    »Es hat mir immer Spaß gemacht, hier zu arbeiten, so nah am Ozean.«
    »Werden Sie denn in Ventura einen Job finden?«
    »Das ist aussichtslos. Vielleicht ziehe ich da weg. Meine Jungs sind beide erwachsen, beide in der Armee, der eine in Deutschland, der andere in der Nähe von Seattle. Oder ich gehe nach Nevada. Nevada gefällt mir.«
    »Und Ihre reiche Freundin kann Ihnen nicht helfen, etwas zu finden?«
    »Ach was, ich sagte doch, die ist nicht mehr aktiv. Sie hat einen Surfladen mit ihrem Mann. Und sie haben ein Haus direkt am Strand in La Costa, und nicht zur Miete. Das Ganze gehört ihnen.«
    Sie nahm einen großen Schluck und schaute zum Strand hinunter. »Sehen Sie, da sind sie wieder.«
    Ich folgte ihrem Blick und sah, wie ein Filmteam mit über zwanzig Leuten und mehreren Fahrzeugen den Strand besetzte.
    »Werbefilme«, erklärte sie. »Sie kommen den ganzen Sommer über und drehen Filme über Sonnenöl, Autos, Cola und zahlen Marvin einen Haufen Geld dafür. Deshalb braucht er hier auch nicht die Preise zu erhöhen. - Wenn man vom Teufel spricht.«
    Der alte Mann kam mit schwingenden Armen und gesenktem Kopf auf uns zu. Doris stand auf und hob die Hände. »Immer sachte, Marvin.« Er schaute sie an, dann mich und ging auf seinen Kommandostand zurück.
    »Zurück an die Arbeit. War nett, mit Ihnen zu plaudern.«
    »Ganz meinerseits, Mrs.…«
    Sie tippte auf ihr Namensschild. »Doris heiß ich. Fragen Sie nach mir, wenn Sie wieder herkommen. Ich besorge Ihnen einen guten Tisch.«
    Partyservice, organisiert von Gwen Shea.
    Hatte Karen auf der Sanktum-Party gearbeitet? War sie so früh dorthin aufgebrochen, weil sie bei den Vorbereitungen helfen mußte?
    Ich setzte mich ins Auto und schaute nachdenklich auf Bests Namenliste. Felix Barnard, der Privatdetektiv, hatte nichts erwähnt von diesen Nebenjobs. Hatte ihm niemand davon erzählt, weil Marvin es nicht erfahren sollte, oder hatte er nicht die richtigen Fragen gestellt? Best hatte gesagt, der Detektiv sei ihm zu langsam, zu gelassen vorgekommen. Ich blätterte im Telefonbuch, fand jedoch weder eine Geschäftsnoch eine Privatnummer unter dem Namen.
    Was Doris mir soeben erzählt hatte, machte eine Verbindung zwischen Karen Best und dem Sanktum ein kleines bißchen wahrscheinlicher. Ich hatte sie zwar unmöglich direkt auf Karen Bests Verschwinden ansprechen können, doch vielleicht würde es sich beim nächsten Mal ergeben. Es war bestimmt den Versuch wert.
    Nicht zum ersten Mal hatte sich ein kleines Trinkgeld als kluge Investition erwiesen.

16
    Ich fuhr nach Hause und schlug die Namen der anderen Sand-Dollar-Angestellten, Sue Billings, Mary Andreas und Leonard Korcik, nach. Keine der Frauen stand im Telefonbuch, doch einen Korcik, L. T., gab es, mit einem Anschluß im Encinal Canyon.
    Es meldete sich eine Männerstimme. »Baumschule.«
    »Leonard Korcik, bitte.«
    »Am Apparat. Len Korcik.«
    »Sind Sie derselbe Leonard Korcik, der früher im Sand Dollar gearbeitet hat?«
    »Nein, das ist mein Vater. Mit wem spreche ich denn?«
    »Ich arbeite mit der Polizei an einigen alten Vermißtenakten. Vor einigen Jahren verschwand ein Mädchen namens Karen Best. Ihr Vater wurde damals befragt, und jetzt würde ich gern ein paar Dinge überprüfen.«
    »Mein Vater starb vor drei Jahren.«
    »Das tut mir leid. Hat er je den Namen Karen Best erwähnt?«
    »Wen?«
    »Karen Best.«
    »Wie lange ist das her?«
    »Einundzwanzig Jahre.«
    Er lachte. »Da war ich sieben. Den Namen habe ich nie gehört.«
    »Was hat Ihr Vater gemacht in dem Restaurant?«
    »Er hat geputzt und manchmal hinter der Bar ausgeholfen. Wir haben jetzt eine Baumschule. Rufen Sie mich an, wenn Sie einen Baum brauchen.«
    Damit hängte er ein.
    Kurz vor fünf rief Wendy Embrey an.
    »Ich bin nicht sicher, aber ich habe das Gefühl, Sie haben sie wieder für sich allein.«
    »Wie kommen Sie darauf?«
    »In dem Augenblick, als ich ihr eröffnete,

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