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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Sie lachte nervös.
    »Mit Hypnose fängt man nicht einfach so an, Lucy.«
    »Warum? Ist es gefährlich?«
    »Ja, wenn der Patient nicht ordentlich vorbereitet wird.«
    »Glauben Sie, ich drehe vollkommen durch, wenn Sie es versuchen?«
    »Ich mache mir Sorgen wegen Ihres Allgemeinzustands.«
    Sie lehnte sich zurück und schaute mir in die Augen. »Sagen Sie ehrlich: Glauben Sie, ich hätte versucht, mich umzubringen?«
    »Ich weiß es nicht, Lucy. Ich weiß nur, daß Ken Sie mit dem Kopf im Backofen gefunden hat.«
    »Gut, das sind die Tatsachen, das leugne ich auch nicht ab. Aber die Anrufe, die Unterwäsche, der Zettel auf meinem Tisch - ich weiß, es klingt nach Verfolgungswahn, aber all das ist wirklich geschehen. Der Rattendreck - glauben Sie, den hätte ich selbst gesammelt?«
    Ich schüttelte den Kopf.
    »Ich bin sogar bereit zu akzeptieren, daß ich geschlafwandelt habe, wie beim ersten Mal, als ich mich in der Küche auf dem Boden wiederfand. Aber bewußt würde ich nie versuchen, mir das Leben zu nehmen. Wenn ich so etwas täte, würde ich mich geschlagen geben. Dann hätte er damit recht, daß wir alle Schwächlinge sind und nichts taugen. Das hat er Peter jedesmal gesagt, wenn er zu ihm gekrochen kam. Wir hätten kein Rückgrat, wären nichtsnutzig… Nein, den Gefallen würde ich ihm nie tun, ihm recht zu geben. Verstehen Sie?«
    »Vollkommen.«
    »Schlafwandeln: Je länger ich darüber nachdenke, desto mehr bin ich überzeugt, daß das die Antwort sein muß. Von Anfang an. Ich muß mitten in der Nacht aufgestanden sein, das Blockhaus verlassen und etwas gesehen haben… Sex und Gewalt, wie Sie sagen. Ich kann es nicht in Worte fassen, aber ich fühle: So war es. Die Logik stimmt einfach.« Sie lächelte und atmete erleichtert aus. »Ich bin froh, daß Sie mir alles erzählt haben. Ich werde Sie nicht enttäuschen, Doktor. Sie haben mir heute wirklich geholfen. - Nicht daß es einfach wäre.« Sie faßte sich an den Bauch. »Innerlich bin ich noch total aufgewühlt, aber wenigstens beginnen die Dinge, einen Sinn zu ergeben.«
    Sie legte die Hand auf meinen Arm. »Bitte, wir müssen die Wahrheit herausfinden, mit allen Mitteln. Geben Sie mir mein Leben zurück.«

21
    »Ich helfe Ihnen, soweit ich kann, Lucy«
    »Wie steht es also mit der Hypnose?«
    »Sie meinen, sofort?«
    »Ja. Ich glaube, ich bin bereit. Auch wenn es nicht funktioniert, wenigstens habe ich es versucht. Irgend etwas muß ich tun, sonst fühle ich mich hilflos den Ereignissen ausgeliefert. Es ist so viel passiert.«
    »Das ist genau der Grund, weswegen ich nichts überstürzen will.«
    »Das verstehe ich. Sie wollen mich nicht überlasten. Doch was, wenn die Hypnose wirklich Klarheit schafft? Würde das nicht alles leichter machen für mich?«
    »Die Gefahr ist, daß nicht vorhersehbar ist, was zum Vorschein kommt, wenn man das Unterbewußtsein anzapft.«
    »Meinen Sie nicht, das ist in meinen Träumen schon geschehen?«
    »Sicher, doch das ist nur ein Grund mehr, vorsichtig zu sein.«
    »Gut, Sie sind der Experte. Ich weiß nur, der meiste Streß kommt bei mir davon, daß ich all den alten Kram mit mir herumschleppe und nichts davon verstehe.«
    Ich studierte ihre Haltung und Gestik und versuchte, nicht zu kalt und klinisch dabei zu wirken. Sie schien locker und aufnahmebereit, ruhiger, als ich sie je gesehen hatte - entschlossen.
    Ich hielt ihr meinen Vorbereitungsvortrag, in dem ich Hypnose als eine Kombination aus tiefer Entspannung und äußerster Konzentration erklärte. Hypnose würde die Patientin nicht der Kontrolle berauben, sondern lediglich einen Prozeß steuern, der bei den meisten Menschen von selbst in Gang kommt. Jede Hypnose sei Selbsthypnose, und je öfter sie sie übe, desto besser würde sie darin.
    Als ich fertig war, bestätigte sie, sie hätte alles verstanden, und ich begann mit der eigentlichen Prozedur.
    »Gut, dann fangen wir mit einfachen Entspannungsübungen an, nur um die Muskeln zu lockern. Vielleicht ist das alles, wozu wir heute kommen.«
    »Einverstanden.«
    Ich ließ sie verschiedene Muskelgruppen anspannen und lokkern, vom Kopf bis zu den Zehen. Sie schloß die Augen, und ihr Körper schwang mit meiner Stimme. Ich war sicher, sie würde schnell ansprechen.
    Statt dessen schlief sie ein.
    Zuerst fiel es mir nicht auf, und ich redete weiter, doch dann bemerkte ich, daß ihr Kopf zurückgefallen war und ihr Mund sich geöffnet hatte. Sie schnarchte friedlich. Auch der Körper schwankte nicht mehr hin

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