Narben
aufmerksam gemacht«, begann Milo. »Ohne ihn wären wir nie darauf gekommen, den Tod Ihres Gatten noch einmal zu überprüfen. - Mr. Barnard wurde ermordet - ein Jahr nach Karen Bests Verschwinden«, sagte er zu mir gewandt.
Mo Barnard schaute mich an.
»Mein Beileid«, sagte ich.
»Es war ein ziemlicher Schock, als es passierte, aber es ist nun schon so lange her. Seltsam, jetzt wieder davon zu hören, aber man weiß eben nie, nicht wahr?«
»Der Mörder wurde nie gefunden«, sprang Milo ein. »Felix wurde erschossen, in einem Motel am La Caniega Boulevard.«
La Caniega lag auf der Grenze zwischen den Polizeibezirken Wilshire und West L. A. Weil das Motel auf der westlichen Straßenseite lag, fiel der Mord in Milos Territorium.
Mo Barnard seufzte. Milo lächelte sie an, und an der Art, wie sie reagierte, erkannte ich, daß er schon einige Zeit mit ihr verbracht haben mußte.
»Seltsam«, wiederholte sie, »nach all den Jahren. Ich dachte damals, er wäre bei einer Hure gewesen, und wußte nicht, ob ich lachen oder weinen sollte, doch nach einer Weile dachte ich nicht mehr an das Schlimme. Und jetzt kommen Sie und sagen, es könnte ganz anders gewesen sein. Man weiß eben nie, nicht wahr?«
»Es ist nur eine Möglichkeit«, erinnerte Milo.
»Ja, ich weiß, wahrscheinlich wird es nie aufgeklärt, aber schon die Möglichkeit, daß er vielleicht doch nicht bei einer Nutte war, als er starb, macht mich froh. Er war kein schlechter Mann. Er hatte viele gute Seiten, wirklich.«
»Das Motel hatte Zimmer, die man stundenweise mieten konnte«, weihte Milo mich weiter ein. »Daher Mrs. Barnards Verdacht.«
»Den Verdacht hatte zuerst die Polizei«, protestierte sie, »obwohl der Portier aussagte, er hätte keine Frau mit Felix kommen sehen. Natürlich, er könnte gelogen haben. Felix war für kurze Zeit selbst Polizist gewesen, drüben in Baltimore. Direkt nach unserer Heirat hat man ihn gefeuert, und wir zogen nach L. A. Ich fand eine Stelle als Buchhalterin bei einer Immobilienfirma in Pacific Palisades. Da bin ich dann einunddreißig Jahre geblieben. Wir wohnten in Santa Monica. Felix’ Büro war hier in Malibu, aber richtig gewohnt haben wir nie in Malibu. Ich bin erst vor einem Jahr in diesen Wohnwagen gezogen.«
»Interessanterweise glaubt Mo, Felix wäre ein Jahr vor seinem Tod irgendwie zu Geld gekommen«, versuchte Milo auf den Punkt zu kommen.
»Da bin ich ziemlich sicher«, bestätigte Mo. »Er wollte es nicht zugeben, aber es sah alles danach aus. Ich dachte die ganze Zeit, er hielte sich ein Flittchen nebenher.«
»Woran sahen Sie denn, daß er Geld hatte?«
»Erst mal konnte er sich plötzlich zur Ruhe setzen. Er hatte zwar seit Jahren davon geredet, aber dann klagte er immer, er hätte nicht genug Geld zusammen. Er stänkerte die ganze Zeit, weil ich in meiner Stellung Anrecht auf Krankengeld und Pension hatte, während er sich um alles selbst kümmern mußte. Und dann kommt er plötzlich nach Hause und sagt, er hätte genug in der Kasse und könnte aufhören. ›Wo kommt denn der Segen plötzlich her?‹ fragte ich ihn, und er lächelte und tätschelte meinen Kopf. ›Ach Süße, das ist doch egal, jetzt können wir uns endlich in Laguna Niguel einkaufen‹. Dort hatten wir immer ein Apartment im Auge gehabt, aber wir hatten nie das Geld dafür. Und dann war noch etwas verdächtig: Er kaufte sich einen brandneuen kirschroten Thunderbird. Darüber gab’s dann einen großen Streit, weil ich wissen wollte, wovon er den bezahlt hatte, und er sagte, das ginge mich nichts an. Wir haben uns oft gestritten, aber wir haben uns nie getrennt, die ganzen einunddreißig Jahre lang. Und dann läßt er sich umbringen. Auf seinem Bankkonto war nicht viel, nur etwas über dreitausend Dollar, und ich dachte, er hätte alles für den Wagen ausgegeben. Und für Huren. Ich fuhr den Thunderbird danach noch fünfzehn Jahre lang, bis er auseinanderfiel.«
»Hat er irgendwelche Papiere hinterlassen?«
»Sie meinen, aus seinem Detektivbüro? Nein. Ich habe Mr. Sturgis schon gesagt, daß er kaum etwas aufschrieb. Er war ein Chaot, auch privat. Nach dem Mord ging ich seine Papiere durch und war überrascht, wie wenig es gab. Nichts als lose Blätter mit Gekritzel darauf. Ich dachte - weil er ja Detektiv war -, es wäre das beste für seine ehemaligen Kunden, wenn ich alles wegschmeiße, und das habe ich dann auch getan.«
»Mit was für Fällen war er denn gewöhnlich beschäftigt?«
Sie sah Milo an. »Dieselben
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