Narben
Theorie über Karen Best einen Punkt höher rutschen läßt auf der Verschwörungsskala. Dasselbe gilt für Mos Verdacht, er wäre plötzlich zu Geld gekommen.«
»Nach Bests Auskunft war Karen Barnards letzter Fall, und ein Jahr später wird er ermordet. Meinst du, er könnte jemanden erpreßt haben in Zusammenhang mit Karen, jemanden, der am Ende die Geduld mit ihm verlor?«
»Mag sein, aber er könnte auch in eine Erpressung verwickelt gewesen sein, die nicht das geringste mit Karen Best zu tun hatte. Oder er hat sich hinter dem Rücken seiner Frau die Pennies zusammengespart für seinen Thunderbird. Sie sagte, er hätte ihr gerade mal dreitausend Dollar hinterlassen. Wieviel hätte so ein Schlitten denn damals gekostet?«
»Sechs-, siebentausend.«
»Das heißt, auch als Erpresser kann er nicht erste Liga gewesen sein. Und Beweise gibt es bestimmt keine. Vielleicht mußte er wirklich nur ins Gras beißen, weil eine Nutte auf ihn sauer wurde.«
»Wie sollen wir also weitermachen?«
»Ich versuche, mehr über ihn herauszufinden. Der nächste Schritt wäre dann, Sand-Dollar-Leute ausfindig zu machen und zu fragen, ob sie sich an Karen Best erinnern können.«
Er schaute zum Restaurant. Der Parkplatz war immer noch vollkommen leer. Drinnen brannten nur wenige Lichter.
»Ich bin heute abend reingegangen, um mir Doris Reingold anzuschauen, aber sie hat sich angeblich ein paar Tage freigenommen. - Eins verstehe ich nicht an Barnards Ermittlungen: Wenn Karen von den Sheas für die Sanktum-Party angeheuert worden war, warum soll das dann niemand im Sand Dollar erwähnt haben?«
»Du meinst, Barnard wußte davon und hat absichtlich nichts davon in seinen Bericht geschrieben?«
»Oder er war tatsächlich unfähig und hat nicht die richtigen Fragen gestellt, oder er hatte sogar die Antworten und hielt sie für unwichtig.«
»Die Polizei hat dieselben Leute vernommen. Warum steht in ihren Protokollen auch nichts, wenn Karen auf der Party gearbeitet hat?«
»Entweder sie war nie auf der Party, oder die Sheriffs wußten davon und hielten es ebenfalls für nebensächlich.«
»Der letzte Ort, wo sie gesehen wurde, eine Nebensächlichkeit?«
»Wenn sie da fünfhundert Leute bedient hat, kann die Spur überall hinführen, Alex. Sie könnte einen der Gäste aufgegabelt haben und erst viel später in Schwierigkeiten gekommen sein. Warum sollte jemand vermuten, sie könnte auf dem Gelände geblieben sein, unter der Erde?«
Wir kamen zum Ausgang der Siedlung, und ich begleitete ihn zum Porsche. Er öffnete die Fahrertür und fingerte nach dem Zündschlüssel.
»Ich habe übrigens Lucy von Karen erzählt.«
»Wie hat sie reagiert?«
»Zuerst mit Schrecken, doch dann erwärmte sie sich für den Gedanken, der Traum könnte tatsächlich etwas Reales bedeuten. Und jetzt sieht sie es als ihre Mission, der Wahrheit auf den Grund zu kommen.«
»Na großartig.«
»Ich versuche mein Bestes, sie auf dem Teppich zu halten, und bis jetzt ist sie vernünftig. Sie bat mich, sie zu hypnotisieren, um ihre Erinnerungen freizuschaufeln, und ich willigte in ein paar Entspannungsübungen ein. Ich dachte, sie müßte eigentlich sehr empfänglich sein für die Behandlung, und am Anfang sah es auch so aus, doch dann schlief sie ein. Das heißt, sie leistet starken Widerstand. Sie schlief sehr tief und träumte heftig. Ich konnte sehen, wie sie von einer Traumphase in die andere überging. Es überrascht mich nicht, daß sie schlafwandelt und unter chronischen Alpträumen leidet. Sie möchte gern glauben, daß sie im Schlaf in die Küche gegangen ist und den Kopf in den Ofen gesteckt hat, und es ist durchaus möglich. Der Schlaf ist ihre Zuflucht. Sie blockt ab, indem sie einnickt.« Er fand endlich die Autoschlüssel. »War sie enttäuscht, daß sie eingeschlafen war?«
»Ich spielte es herunter und erzählte ihr, es sei normal. Ich wollte ihr nicht zuviel zumuten, nicht so schnell, aber im ganzen scheint ihr die Sitzung gutgetan zu haben. Als sie ging, war sie guter Dinge. Neben dem Traum ist ihr Bruder Peter ihre größte Sorge. Sie weiß Bescheid über seine Sucht, verteidigt ihn aber, er wäre krank. Außerdem vergißt sie ihre eigenen Probleme, wenn sie an ihn denkt. Ist dir noch etwas wegen dieses Drohbriefs eingefallen?«
»Eigentlich nicht.«
»Gibt es etwas Neues über den Nachahmungsmord?«
»Keine Spur, aber ich werde mich mal gründlich um Schwandts Groupies kümmern.« Er stieg in den Porsche, ließ den Motor an und ließ
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