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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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befreien, koste es, was es wolle.
    Milo hatte sie aus der Nähe gesehen. Ich fragte ihn, ob ihre Drohungen ernst zu nehmen wären.
    »Das bezweifle ich. Sie sind nur hinter der Publicity her. Sobald die Talkshow-Clowns ihr Interesse verlieren, werden sie in ihre Löcher zurückkriechen. Aber du bist der Psychologe. Was meinst du?«
    »Ich hoffe, du hast recht.«

3
    Ich saß mit Ruth in einem französischen Lokal beim Abendessen, als der Ober an unseren Tisch kam. »Dr. Delaware? Sie werden am Telefon verlangt.« Ich ging zur Bar und bekam den Hörer überreicht.
    »Hallo, Doktor. Ich bin’s, Sarah vom Antwortdienst. Ich weiß nicht, ob es richtig ist, daß ich Sie störe, aber vor wenigen Minuten hat eine Patientin von Ihnen angerufen. Lucy Lowell. Sie sagte, es sei kein Notfall und sie würde es morgen wieder versuchen. Aber sie klang unheimlich nervös. Bei Therapiepatienten bin ich lieber vorsichtig.«
    »Sehr gut, Sarah. Hat sie gesagt, wo sie zu erreichen ist?«
    Sie gab mir die Nummer von Lucys Wohnung in Woodland Hills. Ich wählte und bekam Peters schläfrige Stimme zu hören. »Wir sind im Moment nicht zu erreichen. Wenn Sie wollen, sprechen Sie aufs Band.«
    Ich begann, wurde aber sofort von Lucy unterbrochen. »Dabei habe ich gesagt, sie sollten Sie nicht behelligen, Dr. Delaware. Tut mir leid.«
    »Das macht doch nichts. Was kann ich für Sie tun?«
    »Es ist wirklich nicht so wichtig.«
    »Wo wir einmal reden, können Sie mir auch sagen, was los ist.«
    »Nichts. Es ist nur dieser Traum. Der Traum, den ich hatte, bevor ich zu Ihnen kam. Nach der ersten Sitzung hörte es auf, und ich dachte, es sei vorbei, aber heute abend hatte ich ihn wieder - sehr lebhaft.«
    »Ein wiederkehrender Traum?«
    »Ja. Außerdem habe ich offenbar geschlafwandelt. Ich bin wie gewöhnlich auf der Couch vor dem Fernseher eingeschlafen. Als ich aufwachte, lag ich in der Küche auf dem Fußboden.«
    »Haben Sie sich weh getan?«
    »Nein, es ist nichts passiert. Ich will auch keine große Sache daraus machen. Ich fand es nur etwas seltsam, so aufzuwachen.«
    »Träumten Sie von Schwandt?«
    »Nein, das ist es ja gerade. Es hat nichts mit ihm zu tun. Deshalb wollte ich in der Therapie nicht darüber reden. Als es aufhörte, dachte ich…«
    »Sind Sie allein?«
    »Ja. Warum?«
    »Sie wohnen nicht mit Peter zusammen?«
    »Peter? - Ach, der Anrufbeantworter.« Sie lachte. »Nein, Peter hat seine eigene Wohnung. Er hat das Band besprochen, damit niemand denkt, ich sei eine alleinstehende Frau. Aus Sicherheitsgründen.«
    »Wegen der Verhandlung?«
    »Nein, das hat er schon vorher gemacht. Er will mich immer beschützen. Wirklich, Dr. Delaware, es geht mir gut. Es tut mir leid, daß der Telefondienst Sie gestört hat. Wir können in der nächsten Sitzung darüber reden.«
    »Das wäre erst in einer Woche. Möchten Sie, daß wir uns vorher treffen? Morgen früh vielleicht?«
    »Gut, vorausgesetzt es macht Ihnen nichts aus, wenn ich wieder um halb acht vor Ihrer Tür stehe.«
    »Kein Problem. Ich bin Frühaufsteher.«
    »Vielen, vielen Dank, Dr. Delaware.«
    Ich ging zu Ruth zurück. »Ein Notfall?« fragte sie.
    »Nein.«
    »Ein Glück! Wie wär’s mit einem Strandspaziergang…«
    Am nächsten Morgen war Ruth etwas spät dran und ging erst aus dem Haus, als Lucy gerade kam.
    »Ihre Frau sieht wirklich toll aus«, sagte Lucy, als Ruth weg war. »Und der Hund ist allerliebst. Was ist es für eine Rasse?«
    »Französische Bulldogge.«
    »So einen habe ich noch nie gesehen.« Sie schaute aufs Wasser und lächelte.
    »Möchten Sie heute über Ihren Traum reden?«
    »Es ist wohl das beste. Der Traum spielt in der Vergangenheit. Ich komme selbst darin vor - als kleines Mädchen.«
    »Wie klein?«
    »Drei oder vier Jahre alt.« Sie stockte, und ich wartete.
    »Also«, begann sie schließlich, »von Anfang an: Ich bin irgendwo in einem Wald, in einer Hütte, einer Blockhütte.«
    »Können Sie sich erinnern, je in einer solchen Hütte gewesen zu sein?«
    »Nein, nicht daß ich wüßte. Es muß Nacht sein, es ist dunkel in der Hütte. Dann bin ich plötzlich draußen und laufe durch den Wald. Draußen ist es noch dunkler. Ich höre Stimmen. Rufe, vielleicht auch Lachen. Schwer zu sagen…«
    Sie schloß die Augen. »Ja, und Lichter, wie Glühwürmchen, wie Sterne, nur bunter, und dann…«
    Sie biß sich auf die Unterlippe und kniff die Augen zusammen. »Männer.«
    Ihr Atem wurde schneller.
    »Kennen Sie die Männer, Lucy?« Sie

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