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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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dann?«
    »Was ist denn plötzlich los, Doris?«
    »Das ist keine Antwort.«
    »Ich bin Psychologe, das habe ich doch gesagt. Sind Gwen und Tom denn in Schwierigkeiten?«
    Sie steckte Zigaretten und Feuerzeug weg und stand auf. Ihre Oberschenkel preßten sich gegen die Tischkante. Sie lächelte: ganz die dienstfertige Kellnerin.
    »Erst spielen Sie den freundlichen Gast, und dann bringen Sie das Gespräch unauffällig auf Gwen und Tom. Was soll das?«
    Sie drehte mir den Rücken zu und verließ das Restaurant. Ich warf ein paar Banknoten auf den Tisch und folgte ihr. Sie marschierte auf einen verschrammten roten Camaro zu, der in der Nähe der Filmwagen geparkt war.
    Der Parkplatz war mit Kabeln bedeckt. Sie blieb mit dem Absatz hängen, stolperte und stürzte. Einer der Handlanger half ihr auf die Füße, und andere Filmleute kamen herbei. Die Blondine hörte auf zu posieren.
    Ich war etwa fünf Meter von der Gruppe entfernt, als sie mich sah und mit dem Finger auf mich zeigte. Sie sagte irgend etwas, mit der Wirkung, daß mich alle anschauten, als wollten sie mich auffressen. Sofort war sie von einem Knäuel von Männern umringt.
    Ich drehte mich um und ging langsam weg. Ich rannte nicht, trotzdem war ich naß geschwitzt, als ich bei meinem Wagen ankam.
    Niemand war mir gefolgt, doch alle schauten mir nach, als ich wegfuhr.

26
    Ich rief Milo bei der Arbeit an und erzählte ihm, was passiert war. »Auf Karen zu sprechen zu kommen hatte ich keine Chance. Ich habe nur von den Sheas geredet - wieso sie so viel Geld haben -, das hat schon gereicht.«
    »Dann hältst du in Zukunft besser Distanz. Ich werd versuchen, mehr über sie herauszufinden.«
    »Etwas anderes: Ich hatte noch eine Hypnosesitzung mit Lucy, und diesmal hat sie keinen Widerstand geleistet. Ich habe sie in die Zeit zurückgeführt, als sie vier war. Es sind weitere Einzelheiten aus dem Traum zum Vorschein gekommen. Es geht definitiv um drei Männer: Lowell und zwei andere, einer davon mit Bart. Trafficant trug damals einen Ziegenbart. Hast du inzwischen etwas über ihn herausgefunden?«
    »Nicht die Spur. Nur daß er im selben Jahr aufgehört hat, Steuern zu zahlen, in dem er verschwand. Danach taucht er weder in irgendeinem Gefängnis noch im Sterberegister auf. Aber ein Kerl wie der könnte so etwas natürlich drehen.«
    »Ich habe es bei seinem Verlag versucht. Niemand scheint sich an ihn zu erinnern. Ich hatte nicht das Gefühl, als wollten sie mich abblocken. Er scheint wirklich vom Erdboden verschwunden.«
    »Das heißt nicht, daß er nicht in Algerien oder auf Kuba hockt und von seinen Tantiemen lebt. - Aber im Moment habe ich andere Probleme. Es hat wieder einen Nachahmungsmord gegeben; heute morgen wurde er entdeckt. Bis jetzt haben wir es geschafft, die Medien rauszuhalten, aber ich bin sicher, die Elf-Uhr-Nachrichten werden es bringen. Es handelt sich um ein vierzehnjähriges Mädchen namens Nicolette Verdugo. Sie war auf dem Weg zur Schule. Ein paar Straßenarbeiter fanden sie heute früh in einem Graben drüben in Diamond Bar, kurz vor der Grenze zum Orange County.«
    »Vierzehn. Mein Gott.«
    Er hustete und räusperte sich. »Jedenfalls gibt es jetzt eine richtige Sonderkommission. Das FBI wird sich wahrscheinlich auch bald melden. Die Sache stinkt gewaltig. Behalte das bitte für dich: Sowohl Shannon als auch Nicolette waren mit Exkrementen beschmiert, aber bei keiner der beiden fanden sich Spuren von Samen, obwohl das Schwandts ›Markenzeichen‹ war; manchmal ejakulierte er mehrmals auf ein Opfer. Die einzige Ausnahme war Barbara Pryor, weil er da zu weggetreten war. Warum sollte jetzt jemand hingehen, seine Morde in allen Einzelheiten kopieren und das Wichtigste dabei vergessen?«
    »Vielleicht weil der Mörder nicht ejakulieren kann. Meinst du, Schwandts Jüngerinnen könnten dahinterstecken?«
    »Keine Ahnung. Es ist für mich schwer vorstellbar, daß eine Frau eine andere so abschlachten könnte. Wir können versuchen, sie zu vernehmen, aber wenn nicht mehr rauskommt als:
    ›Leck mich am Arsch, Bulle‹, so wie heute, dann können wir nur sagen: ›Danke, Gnädigste, Sie können jetzt gehen.‹ Okay, wir können sie natürlich beschatten, aber auch das ist nicht einfach, weil sie total paranoid sind… Wie auch immer, für mich bedeutet das Ganze, daß ich in nächster Zeit achtzehn Stunden am Tag beschäftigt sein werde. Tu mir also den Gefallen und paß auf Lucy auf. Ich falle im Moment leider als ihr Schutzengel aus.«
    »Gibt

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