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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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es etwas Bestimmtes, das ich beachten sollte?«
    »Halt sie von ihrer Wohnung fern, solange ich noch nicht weiß, was es mit diesem Drohbrief auf sich hat. Nach dem letzten Mord können wir nicht vorsichtig genug sein. Es waren übrigens wirklich Rattenkötel; das Labor hat’s bestätigt. Und, wo wir gerade von Ratten sprechen: Das einzige, was ich bisher über Peter herausfinden konnte, ist, daß er vor Jahren mit einer Bande aus Montabello im Geschäft war. Zuerst kleine Mengen, doch dann vertrauten sie ihm eine Lieferung über dreißigtausend Dollar an, womit er prompt aufflog. Seitdem wollen sie nichts mehr mit ihm zu tun haben, und er mußte sich jetzt jedesmal nach Ost-L. A. begeben und das Zeug krümelweise beschaffen.«
    »Wer hat damals für seine Verteidigung bezahlt?«
    »Das konnte ich noch nicht herausfinden. Wenn er zurückkommt, werde ich mich mit ihm unterhalten. - Richte Lucy schöne Grüße von mir aus.«
    »Noch eins: Ich habe ihr Karens Foto gezeigt. Lucy ist sicher, das Mädchen aus ihrem Traum darauf zu erkennen. Möglicherweise fabuliert sie nur - es wäre eben zu schön, schließlich haßt sie ihren Vater und ist auf heiliger Mission, die Wahrheit herauszufinden -, aber ihre Reaktion war recht extrem: Sie wurde kreidebleich und fing an zu zittern.«
    »Deine Intuition sagt dir also, es ist echt?«
    »Meine Intuition scheint in letzter Zeit Pause zu machen.«
    »Meine auch, jedenfalls was Lucy angeht.«
    »Vielleicht finden wir doch noch jemanden, der in jener Nacht auf der Party gearbeitet hat und bestätigen kann, daß Karen dort war.«
    »Ich weiß nicht, Alex, je mehr ich darüber nachdenke, desto unwahrscheinlicher erscheint es mir. Bisher weißt du nur, daß Best etwas an den Sheas nicht gefiel und daß die das Glück hatten, in den letzten zwanzig Jahren zu Geld zu kommen. Über Doris kannst du bestenfalls sagen, daß auch sie die Sheas nicht leiden kann. Das reicht einfach nicht. Wenn etwas passiert ist, über das die drei und Felix Barnard Bescheid wußten, was heißt das für deine Theorie? Meinst du, sie hätten zusammengearbeitet und bei Lowell oder Trafficant, oder wer immer etwas zu verbergen hatte, die Daumenschrauben angesetzt? Wenn Barnards Tod damit zusammenhängt, warum hätte man dann die anderen am Leben gelassen?«
    »Weil sie sich an die Regeln hielten und Barnard nicht.«
    »Da soll also jemand in einen Mord verwickelt sein, und eine halbe Stunde entfernt wohnen Leute, die darüber Bescheid wissen. Wie soll das die ganzen Jahre über gutgehen?«
    »Vielleicht wissen diese Leute gar nicht alles. Vielleicht wissen sie nur, daß Karen auf der Party war. Lowell könnte ihnen erzählt haben, sie hätte Drogen genommen und wäre dann einfach verschwunden.«
    »Und keiner von denen soll sich gemeldet haben, obwohl Best jahrelang nach seiner Tochter gefahndet hat?«
    »Das wäre denkbar, wenn sie dachten, daß Karen nichts passiert ist. Vielleicht hat man ihnen gesagt, Karen wäre mit einem Freund durchgebrannt und wollte gar nicht gefunden werden. Oder daß Best sie mißbraucht hatte und Karen vor ihm auf der Flucht war. Vielleicht war es die Aufgabe der Sheas, solche Märchen zu verbreiten. Das hätte sie zu Komplizen gemacht und zusätzlich ihr Schweigen gesichert.«
    »Märchen…«
    »Na und? Kennst du den Spruch nicht mehr, den junge Leute damals zitierten: ›Trau keinem über Dreißig‹?«
    »Mag sein«, sagte er zweifelnd.
    »Es würde bestimmt helfen, wenn wir das übrige Party dienstpersonal ausfindig machen könnten; besonders die beiden anderen Frauen vom Sand Dollar - Mary Andreas und Sue Billings.«
    »Da kann ich dir im Moment leider nicht helfen. Ich werde kaum Zeit haben. Tu mir also den Gefallen und treib Lucy nicht so weit, daß du sie nicht mehr unter Kontrolle hast. Und vor allem bring dich selbst nicht in Gefahr. Ich habe schon genug Sorgen.«

27
    Die dritte Hypnosesitzung einzuleiten bereitete keinerlei Mühe. Nach wenigen Minuten war Lucy vier Jahre alt und sah sich durch den Wald laufen. Wieder erkannte sie »Haarige Lippe« und Lowell, doch der dritte Mann stand immer noch mit dem Rücken zu ihr.
    Ich konzentrierte mich auf den Mann mit dem Bart.
    »Ist das Haar an seiner Lippe dunkel oder hell?« Die Frage schien sie zu verwirren.
    »Ist die haarige Lippe braun, Lucy?«
    »Ich… ich weiß nicht.«
    »Ist sie blond? Ist es nur ein Schnurrbart, oder hat er einen richtigen Bart, Haare im ganzen Gesicht?«
    »Mhm…« Sie zuckte die Schultern.

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