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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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Mann stolperte und geriet in den Lichtkegel der Sicherheitslampe.
    Es war Simon Best in seinem dunklen Anzug. Sein haarloser Schädel glänzte im Licht. Ich stand direkt hinter ihm, als die Tür sich vor ihm zu schließen begann. Sein rechter Fuß schnellte vor und wurde zwischen Tür und Rahmen eingeklemmt. Er schrie vor Schmerz. Gwen Shea antwortete mit weiteren Flüchen und Drohungen. Tom kam nicht zu Hilfe, was nur heißen konnte, daß sie allein war.
    Best versuchte, seinen Fuß freizubekommen, während Gwen sich mit ihrem ganzen Gewicht gegen die Tür stemmte, offenbar im Versuch, ihm den Knöchel zu brechen.
    »Hören Sie auf, er steckt fest«, rief ich.
    Sie zuckte zusammen, als sie mich sah, und ließ locker, so daß Best sein Bein herausziehen konnte. Dann knallte sie die Tür vor unserer Nase zu.
    Best fiel stöhnend zu Boden. Ich zog ihn hoch, doch als er versuchte, seinen rechten Fuß zu belasten, krümmte er sich vor Schmerz, und ich mußte ihn stützen.
    »Lassen Sie uns hier verschwinden.«
    Er schüttelte den Kopf. »Nein, Doktor, ich bleibe hier.«
    »Und wenn sie die Polizei anruft?«
    »Das macht sie nicht. Sie weiß doch, daß sie schuldig ist. Ich rieche ihre Schuld.«
    »Kommen Sie, lassen Sie uns vernünftig darüber reden. Ich habe Dinge erfahren, die vielleicht -«
    Er riß an meinem Ärmel. »Was haben Sie erfahren?«
    »Das sage ich Ihnen, wenn Sie jetzt mitkommen und mir versprechen, die Frau in Zukunft in Ruhe zu lassen.«
    Er schaute zum Haus zurück, in dem jetzt alle Lichter verloschen waren. Er schüttelte sein rechtes Bein und stöhnte. Schließlich sagte er: »Gut, aber Sie müssen mir alles sagen.«
    Er saß in seinem Oldsmobile und rieb sich den Knöchel.
    »Brauchen Sie einen Arzt?«
    »Nein, nein, es ist nicht so schlimm. Sagen Sie mir, was Sie herausgefunden haben.«
    »Vorher müssen Sie mir versprechen, daß Sie nichts daraufhin unternehmen werden. Szenen wie heute abend verzögern alles nur.«
    »Verzögern? Heißt das, es gibt Fortschritte?«
    »Ja, allmählich. Ich weiß, Sie leben seit vielen Jahren damit, aber die Nachforschungen werden noch etwas dauern.«
    »Wieso sind Sie überhaupt hier?«
    »Weil Sie wahrscheinlich recht hatten, als Sie sagten, die Sheas wüßten etwas. Aber wenn Sie dazwischenfunken, werden wir nie herausfinden, was es ist. Und jetzt sage ich kein Wort mehr, solange ich nicht sicher bin, daß Sie vernünftig sind.«
    Der Schmerz in seinem Blick hatte nichts mit seinem Fuß zu tun.
    »Okay. Ich verspreche, nicht im Weg zu stehen.«
    »Sie dürfen nichts unternehmen. Sie dürfen mit niemandem reden, der in den Fall verwickelt sein könnte, bis ich Ihnen sage, daß es keinen Schaden mehr anrichten kann.«
    »Gut, gut. Was wissen Sie also?«
    »Würden Sie mir das auf die Bibel schwören?«
    »Sie haben mein Wort.«
    Ich erzählte ihm einen Teil der Zusammenhänge, auf die ich gestoßen war, doch ohne Namen zu nennen. Ich weihte ihn ein, daß es immer wahrscheinlicher erschien, daß Karen auf der Party etwas zugestoßen war, daß Felix Barnard davon gewußt und zu profitieren versucht hatte und deshalb sterben mußte.
    Er zitterte vor Wut. »Ich wußte, daß mit dem Mann etwas nicht stimmte. Ich habe ihm nie vollkommen vertraut. Wie ist er denn gestorben?«
    Ich erzählte ihm, wie Barnard aufgefunden wurde. »Sie sehen, wie vorsichtig wir sein müssen, Reverend. Wenn es damals einen Mord wert war, die Sache zu vertuschen, dann ist es das heute auch noch.«
    »Ja, sicher«, sagte er, doch es klang nicht ängstlich, sondern ungerührt, schicksalsergeben. Ich dachte an das Poster in seiner Küche und fragte mich, ob ich nicht zuviel von ihm verlangte.
    Er schaute zum Haus der Sheas. »Und was ist mit denen?«
    »Bis jetzt sieht es nicht so aus, als wären sie direkt in die Sache verwickelt gewesen. Es ist möglich, daß sie Karen für die Party angeheuert haben, aber das konnten wir noch nicht überprüfen.«
    »Aber schauen Sie sich doch an, was eben passiert ist, wie sie mir aus dem Weg gehen. Warum hetzt sie mir nicht die Polizei auf den Hals, wenn sie unschuldig ist? Ihr Laden ist seit zwei Tagen zu, und von ihm fehlt jede Spur. Wahrscheinlich weiß er, daß man ihm auf den Fersen ist, und ist deshalb verschwunden. Ist Flucht nicht ein Zeichen von Schuld?«
    »Woher wissen Sie, daß der Laden zu ist, Reverend?« Er schwieg und lächelte grimmig.
    »Sie haben also wieder mit Ihren Beschattungen angefangen. Warum? Warum jetzt?«
    »Als ich vor ein paar

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