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Narben

Narben

Titel: Narben Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jonathan Kellerman
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sagen, ich wäre ein Lügner?«
    »Nein, ich will es nur genau wissen.«
    »Ich habe Ihnen alles gesagt. Verschwinden Sie jetzt! Und schicken Sie ja keinen weißen Burschen mit Kamera vorbei. Die sehen wir hier nicht gern, verstanden?«
    Ich fuhr nach Hause und rief noch einmal bei der Columbia University an. Darnel Mullins hatte tatsächlich dort studiert und ein Jahr lang an einer Doktorarbeit geschrieben. Dann stieg er aus, kurz nachdem er die Rezension über Es werde Licht geschrieben hatte. Das Ehemaligenarchiv gab mir eine Adresse in Teaneck, New Jersey, und die dazugehörige Telefonnummer, doch als ich dort anrief, meldete sich ein Kleiderladen, Millies Couture .
    Sylvester hatte gesagt, Mullins’ Vater wäre angeblich Arzt gewesen. Also rief ich die Auskunft in New Jersey an und fragte nach einem Dr. med. Mullins in Teaneck.
    »Wir haben einen Anschluß unter dem Namen, aber der ist in Eaglewood. Dr. Winston Mullins.«
    Ich wählte die Nummer, und es antwortete eine ältliche, kultivierte Stimme. »Hallo?«
    »Dr. Mullins?«
    »Ja. Mit wem spreche ich?«
    Ich gab noch einmal meine zusammengebastelte Biographie zum besten.
    »Ich fürchte, da kann ich Ihnen nicht helfen. Darnel ist schon lange tot.«
    »Oh, das tut mir leid.«
    »Nun ja, es ist jetzt zwanzig Jahre her.«
    »War er krank gewesen?«
    »Nein, es war Mord.«
    »Ist das wahr?«
    »Ja. Er wohnte damals bei Ihnen drüben, in Hollywood. Er überraschte einen Einbrecher, und der erschoß ihn dann. Den Mörder hat man nie geschnappt. Darnel hätte sicher gern mit Ihnen geredet. Er wollte immer Schriftsteller werden.«
    »Ja, davon habe ich gehört. Ich habe einen seiner Zeitungsartikel vor mir, eine Buchbesprechung für die Manhattan Book Review . Er benutzte damals ein Pseudonym, David…«
    »David Mellors, ich weiß; nach einer Figur aus einem schmutzigen Roman. Das hat er gemacht, weil mir die Zeitschrift nicht recht war, zu linkslastig. Danach hat er den Namen weiter benutzt, vielleicht um mir etwas zu beweisen, ich weiß es nicht.«
    Es klang traurig.
    »Er muß damals selbst an einem Roman gearbeitet haben. Wissen Sie davon?«
    »Ja, Die Braut war der Titel. Er ist nie damit fertig geworden.
    Ich habe das Manuskript noch. Ich habe auch versucht, es zu lesen. Es ist nicht gerade meine bevorzugte Art von Literatur, aber sonst gar nicht schlecht. Vielleicht hätte er eines Tages einen Verlag gefunden…«
    »Wissen Sie noch, worum es in dem Buch geht?«
    »Nun ja, das ist schwer zu sagen. Es ist sehr romantisch, über erste Liebe, Erwachsenwerden und solche Dinge.«
    Ich kam mir wie ein Betrüger vor, als ich fragte: »Könnten Sie mir eine Kopie davon schicken? Vielleicht kann ich es in meinem Buch erwähnen.«
    »Sie können das Original haben. Hier liegt es nur in einer Schublade herum.«
    Ich gab ihm meine Adresse.
    »Malibu, das heißt, Sie müssen recht erfolgreich sein. Darnel hat immer gesagt, die erfolgreichen Leute wohnen in Malibu.«
    Welch eine Karriere: erst Literaturkritiker, dann aufstrebender Jungschriftsteller - und am Ende Hotelmanager.
    Sein Arbeitgeber war eine Firma in Reno gewesen, die Advent-Gruppe. Warum kam mir der Name so bekannt vor?
    In seiner Zeit im Adventure Inn schien er noch an seinem Buch gearbeitet zu haben. Das waren die Nächte, in den Sylvester das Büro räumen mußte.
    Ich kam immer zum selben Schluß: Mullins hatte den Anschlag organisiert. Vielleicht hatte er sogar geschossen.
    Und kurze Zeit später war er selbst an der Reihe.
    Der Schnurrbart paßte nicht zu der Beschreibung, die Lucy gegeben hatte, doch die entsprang schließlich nur einem Traum. Was mich mehr beunruhigte, war ein anderer Widerspruch: Was Dr. Mullins über den Roman seines Sohnes sagte, konnte nichts mit dem Dreck zu tun haben, den Ape mir ausgehändigt hatte. Gab es zwei vollkommen verschiedene Werke unter dem gleichen Titel? Oder wollte Ape mich nur auf Mullins hetzen, weil er selbst etwas zu verbergen hatte?
    Was war noch mein erstes Szenario gewesen? - Ein schicker Wagen hält neben Karen an und nimmt sie zu der Party mit. Ape hatte einen roten Ferrari.
    Andererseits konnte Mullins auch kein Unschuldsengel sein. Seine Karriere endete praktisch in dem Augenblick, als Karen verschwand. - Hatte Lowell die Mitwisser fallengelassen und dann die, die nicht spurten, endgültig ausgeschaltet?
    Felix Barnard und Mullins waren tot, Trafficant verschwunden, und die Sheas lebten in ihrer Strandvilla, als wäre nichts geschehen.
    Ich hinterließ

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