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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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hat. Ich muß Ihnen leider sagen, daß sie vor ein paar Jahren Selbstmord begangen hat.«
    Jeffrey legte langsam den Hörer auf die Gabel. Die Opfer auf dem OP-Tisch waren also nicht die einzigen, die der Mörder auf dem Gewissen hatte, dachte Jeffrey grimmig. Er zog eine regelrechte Schneise der Zerstörung hinter sich her! Je mehr er darüber nachdachte, desto sicherer war er, daß jemand hinter dieser Serie von scheinbar in keiner Beziehung zueinander stehenden medizinischen Unglücksfällen steckte, jemand, der Zugang zu den Operationssälen der betroffenen Krankenhäuser hatte, und jemand, der zumindest Grundkenntnisse in Toxikologie besaß. Aber wer? Jeffrey war fester entschlossen denn je, der Sache auf den Grund zu gehen.
    Er verließ die Küche und ging, einem plötzlichen Impuls folgend, in Chris’ Arbeitszimmer. Er nahm den Toxikologietest, den er bei seinem ersten Besuch bei Kelly überflogen hatte, und kehrte damit zurück ins Wohnzimmer. Dort legte er sich auf die Couch, zog die Schuhe aus und schlug das Inhaltsverzeichnis auf. Er wollte nachschauen, was unter der Rubrik Toxine so alles aufgeführt war.
     
    O’Shea hielt vor dem Haus an und stellte den Motor ab. Er beugte sich hinüber und sah sich die Fassade an. Es war ein nichtssagendes Ziegelhaus wie tausend andere in der Bostoner Gegend. Er schaute auf seine Liste. Das Haus war eingetragen als der Brightoner Wohnsitz eines gewissen Jack Everson.
    O’Shea hatte bereits die Adressen von sieben Eversons abgeklappert. Bisher hatte er noch kein Glück gehabt, und er begann sich zu fragen, ob bei dem Unternehmen überhaupt etwas herauskommen würde. Selbst wenn er diesen Christopher Everson tatsächlich fand, war das noch lange keine Garantie, daß der Mann ihn auch zu Rhodes führen würde. Das Ganze konnte ein totaler Schuß in den Ofen sein.
    Überdies hatte er bisher feststellen müssen, daß diese Eversons ein ganz und gar unkooperatives Völkchen waren. Man hätte meinen können, er hätte die Leute nach ihrem Sexualleben gefragt und nicht bloß danach, ob sie zufällig einen Christopher Everson kannten, so stellten sie sich an. O’Shea fragte sich, was den Durchschnittsbürger in der Bostoner Gegend bloß so verdammt paranoid machte.
    Bei einer der Adressen hatte er den schmierigen, bierbäuchigen Kerl, der ihm die Tür aufmachte, regelrecht beim Kragen packen und durchschütteln müssen. Das hatte die Frau auf den Plan gerufen, die noch häßlicher gewesen war als der Mann, was, wie O’Shea fand, wahrlich eine starke Leistung war. Die Alte hatte - buchstäblich wie eine dieser Witzfiguren aus einem Cartoon - gleich ihre Nudelrolle mitgebracht und O’Shea gedroht, sie ihm über den Schädel zu ziehen, wenn er nicht sofort ihren Mann loslassen würde. O’Shea hatte ihr das Nudelholz aus der Hand gerissen und in den Nachbargarten geschmissen, woraufhin ein riesiger deutscher Schäferhund mit gefletschten Zähnen und grimmigem Knurren an den Zaun gesprungen war.
    Erst da hatten sich die beiden beruhigt und O’Shea mit mürrischer Miene gesagt, daß sie noch nie etwas von einem Christopher Everson gehört hätten. O’Shea hatte sich kopfschüttelnd gefragt, warum sie ihm das nicht gleich gesagt hatten.
    O’Shea stieg aus und streckte sich. Es bringt nichts, das Unvermeidliche hinauszuschieben, dachte er, so gern er sich wieder in den Wagen gesetzt hätte und weggefahren wäre. Er ging die Treppe hinauf und klingelte. Während er wartete, taxierte er die Umgebung. Die Häuser rissen einen nicht vom Hocker, aber die Vorgärten waren sauber und gepflegt.
    Er wandte sich wieder der Tür zu, die mit einer Sturmschutztür aus Aluminium mit zwei großen Glasscheiben gesichert war. Er hoffte, er würde nicht zum zweitenmal unverrichteter Dinge abziehen müssen. Das würde bedeuten, daß er noch einmal hierherkommen mußte, falls er nicht irgendwoanders einen Hinweis auf Christopher Everson erhielt. O’Shea hatte an diesem Tag schon mal vor einem leeren Haus gestanden. Das war in Watertown gewesen.
    Er klingelte erneut. Er wollte sich gerade umdrehen und gehen, als er aus dem Augenwinkel den Bewohner des Hauses gewahrte, der ihn durch das Seitenlicht rechts neben der Tür musterte. Der Mann war auch wieder so eine Schönheit mit einem Bierbauchprofil. Er trug ein Netzunterhemd, das die Fülle seiner Wampe nicht ganz zu verhüllen vermochte. Schweißverklebte Haarbüschel quollen unter seinen Achseln hervor. Ein Fünftagebart zierte sein

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