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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Diele.
    Er hatte den Türknauf schon in der Hand und war gerade im Begriff zu öffnen, als sein Blick auf das Guckloch fiel. Er beugte sich vor und spähte hindurch. Immer noch ein wenig groggy, glotzte er einen Moment lang begriffsstutzig auf das durch den Vergrößerungseffekt grotesk verzerrte Gesicht. Als er endlich kapierte, daß er geradewegs auf die klobige Nase und die roten, wäßrigen Augen von O’Shea schaute, sprang ihm das Herz regelrecht in den Hals.
    Jeffrey schluckte heftig und schaute vorsichtig noch einmal durch das Guckloch. Kein Zweifel, es war O’Shea. Niemand sonst konnte derartig häßlich sein.
    Es klingelte erneut. Jeffrey duckte sich vom Guckloch weg und machte einen Schritt rückwärts. Angst schnürte ihm die Kehle zu. Wo konnte er hingehen? Was konnte er tun? Wie hatte O’Shea es überhaupt geschafft, ihn aufzuspüren? Er hatte schreckliche Angst davor, festgenommen oder erschossen zu werden, zumal jetzt, da er und Kelly solche Fortschritte gemacht hatten. Wenn sie es nicht schafften, jetzt die Wahrheit aufzudecken, wann würde dann dieser Wahnsinnige, der schon so viele Menschenleben und Existenzen auf dem Gewissen hatte, jemals geschnappt werden - wenn überhaupt?
    Zu Jeffreys Entsetzen begann der Türknauf sich zu drehen. Er war ziemlich sicher, daß der Riegel vorgeschoben war, aber aus Erfahrung wußte er, wenn O’Shea irgendwo reinkommen wollte, dann kam er auch rein. Jeffrey beobachtete gebannt, wie der Türknauf sich jetzt in die andere Richtung zu drehen begann. Er trat noch einen Schritt zurück und stieß dabei gegen das Teeservice auf dem Dielentisch.
    Das silberne Sahnekännchen und die silberne Zuckerschale fielen mit lautem Geschepper zu Boden. Jeffrey klopfte das Herz bis zum Hals. Die Klingel läutete nun mehrmals hintereinander. Jetzt ist alles vorbei, dachte Jeffrey in panischer Angst. O’Shea mußte den Lärm gehört haben.
    Im nächsten Moment sah er, wie O’Shea das Gesicht an eines der schmalen Seitenlichter preßte, die die Eingangstür säumten. Es war auf der Innenseite mit einer Gardine verhangen, so daß Jeffrey keine Ahnung hatte, was O’Shea erkennen konnte. Mit einem hastigen Schritt nach rechts wich Jeffrey aus dem Blickwinkel des Seitenlichts und huschte durch die Bogentür ins Eßzimmer.
    Als hätte er das vorausgeahnt, tauchte O’Shea gleich darauf am Eßzimmerfenster auf. Gerade als er die Hände vor dem Gesicht zu einem Trichter formte und gegen das Fenster preßte, ließ sich Jeffrey auf Hände und Knie fallen und kroch hinter den Eßzimmertisch. Dann krabbelte er wie ein Krebs rückwärts in die Küche.
    Sein Herz raste. Sobald er die Küche erreicht hatte, stand er auf. Er wußte, daß er sich irgendwo verstecken mußte. Sein Blick fiel auf die halb offenstehende Tür zur Speisekammer. Er rannte hinüber und tauchte in die aromatische Dunkelheit. Dabei stieß er in seiner Hast gegen einen Schrubber, der an der Innenseite der Tür lehnte. Der Schrubber kippte um und fiel auf den Küchenboden.
    In dem Moment bollerte es so heftig an der Vordertür, daß das Geschirr im Küchenschrank klirrte. Jeffrey war fast ein wenig überrascht, daß O’Shea nicht einfach das Schloß durchschoß. Er zog die Speisekammertür hinter sich zu. Er machte sich Sorgen wegen des Schrubbers und rang einen Moment lang mit sich, ob er das Risiko eingehen sollte, die Tür noch einmal zu öffnen und den Schrubber zu sich hereinzuziehen, entschied sich dann aber dagegen. Die Gefahr, daß O’Shea um das Haus ging und ihn ausgerechnet in dem Moment sah, in dem er das tat, war zu groß.
    Etwas strich an seinem Bein vorbei. Er zuckte zusammen und stieß mit dem Kopf gegen ein Regal mit Konservendosen. Ein paar der Dosen polterten zu Boden. Die Folge war ein fürchterliches Kreischen. Es war Delilah, die trächtige Tigerkatze. Was mußte jetzt eigentlich noch passieren, daß O’Shea die Wohnung stürmte, dachte Jeffrey in grimmiger Verzweiflung.
    Das laute Bollern an der Tür hatte aufgehört. Stille senkte sich über das Haus. Jeffrey, der vor Angst schwitzte, horchte angestrengt, ob er irgend etwas hören konnte, das ihm Aufschluß darüber gab, was O’Shea machte.
    Plötzlich dröhnten schwere Schritte auf der Veranda an der Rückseite des Hauses. Unmittelbar darauf wurde so heftig an einer Tür gerüttelt, daß Jeffrey glaubte, sie werde gleich aus den Angeln fliegen. Er vermutete, daß O’Shea an der Verbindungstür zwischen Veranda und Wohnzimmer war. Jeden Moment,

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