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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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bin beeindruckt«, sagte Jeffrey. »Reden Sie weiter.«
    »Und die Blockierung kommt dadurch zustande, daß die Natriumionen daran gehindert werden, die Zellmembranen zu durchdringen, hab’ ich recht?«
    »Sie müssen in Neurophysiologie eine Eins gehabt haben.«
    »He, das ist der Kram, für den ich mich interessiere«, erwiderte Seibert. »Ich hab’ mir das neulich alles noch mal durchgelesen, wegen eines Falles von Myasthenia gravis. Es stand außerdem in einem Artikel über Tetrodotoxin, den ich gelesen habe. Wußten Sie, daß dieses Zeug in seiner Wirkung die Lokalanästhetika nachahmt? Ein paar Leute vertraten sogar die Hypothese, daß es ein natürliches Lokalanästhetikum sein könnte.«
    Jeffrey erinnerte sich vage, etwas in der Richtung gelesen zu haben, jetzt, da Seibert es erwähnte.
    Das Surren der Elektrosäge verstummte abrupt. Jeffrey war nicht scharf darauf, zuzuschauen, was als nächstes passierte, und drehte der Szene vollends den Rücken zu.
    »Nun, woran ich mich jedenfalls erinnere«, fuhr Seibert fort, »ist, daß, tritt bei einer Epiduralanästhesie irgendeine Veränderung auf, diese allenfalls das sympathische Nervensystem betreffen dürfte, aber nicht das parasympathische, was sich aus der Lokalisation des Injektionsortes ergibt. Ist das richtig?«
    »Absolut«, antwortete Jeffrey.
    »Aber ist nicht die eigentliche Sorge die, daß Sie das Anästhetikum irrtümlich direkt in die Blutbahn injizieren können?«
    »Genau«, sagte Jeffrey. »Und da kämen dann die Probleme mit Anfällen und Herzkomplikationen ins Spiel. Aber es gibt keine Erklärung für plötzlich auftretende signifikante parasympathische Erregung. Da kommt einem unwillkürlich der Gedanke, daß irgendein anderer Wirkstoff mit im Spiel sein muß. Etwas, das nicht nur Anfälle und Herzkomplikationen verursacht, sondern auch vorübergehende parasympathische Erregungszustände.«
    »Wow!« rief Seibert. »Das ist meine Art von Fall. Genau so was, wie ein Pathologe es sich ausdenken würde.«
    »Das mag wohl sein«, entgegnete Jeffrey. »Aber ehrlich gesagt hatte ich eigentlich eher an einen Anästhesisten gedacht.«
    »Das wäre ein ungleicher Wettbewerb«, sagte Seibert, mit einer Zange wedelnd. »Der Pathologe ist viel qualifizierter, sich die beste Methode auszudenken, wie man jemanden um die Ecke bringt.«
    Jeffrey wollte schon zu einer Erwiderung ansetzen, als ihm bewußt wurde, wie lächerlich es war, sich darüber zu streiten, welche Fachrichtung wohl einen raffinierteren Mörder hervorbringen würde. »Da ist noch etwas Ungewöhnliches an den beiden Fällen, von denen hier die Rede ist. Bei der Obduktion wurden Schäden sowohl an den Zellkörpern als auch an den Axonen der Nervenzellen festgestellt. Bei einem der Fälle wurden sogar elektronenmikroskopische Bilder gemacht, die auffällige ultrastrukturelle Beschädigungen der Nerven- und der Muskelzellen zeigten.«
    »Kein Scherz?« fragte Seibert. Er hielt mit dem Nähen inne. Jeffrey konnte sehen, daß er fasziniert war. »Jetzt brauchen wir also bloß noch ein Toxin zu finden, das Anfälle und Herzkomplikationen auslöst, indem es Nerven- und Muskelzellen angreift, und das zusätzlich auffällige parasympathische Reaktionen hervorruft! Zumindest anfangs. He, wissen Sie was - Sie haben recht. Das könnte tatsächlich eine Prüfungsfrage in einer Erstsemester-Neurophysiologieprüfung sein. Ich werde eine Weile darüber nachdenken müssen.«
    »Ist Ihnen bekannt, ob Karen Hodges den gleichen Typus von Anfangssymptomen hatte?« fragte Jeffrey.
    Seibert zuckte mit den Schultern. »Noch nicht. Ich gehe normalerweise so vor, daß ich erst die Autopsie mache und mir dann das Protokoll im Detail anschaue. Ich möchte mich nicht zu früh auf irgendwas versteifen. Auf diese Weise ist die Gefahr geringer, daß ich was übersehe.«
    »Sie hätten doch nichts dagegen, wenn ich mir das Protokoll mal anschauen würde?« fragte Jeffrey.
    »Aber natürlich nicht. Jederzeit. Wenn Sie wollen, können Sie ruhig schon mal vorgehen - ich bin hier gleich fertig.«
    Froh, dem scheußlichen Gestank des Sektionssaals endlich zu entrinnen, machte sich Jeffrey auf den Weg in Seiberts winziges Büro. Das Zimmer war das behaglichste, das Jeffrey bisher im Leichenschauhaus gesehen hatte, ausgestattet mit vielen kleinen persönlichen Details, die dem Raum etwas Gemütliches verliehen. Den hübschen alten Schreibtisch zierten ein passender, ebenso altmodischer lederüberzogener Tintenlöscher, ein Korb

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