Narkosemord
antwortete Jeffrey. Nicht, daß es einen großen Unterschied gemacht hätte. Es würde so oder so ein verdammt heikler Anruf werden.
Jeffrey holte den Zettel mit Trent Hardings Adresse und Telefonnummer aus der Tasche, den Polly Arnsdorf ihm gegeben hatte. Er wählte Hardings Nummer, dann machte er Kelly ein Zeichen, daß sie abheben sollte, sobald es zu läuten anfing.
Es tutete dreimal, bevor Harding abhob. Seine Stimme klang viel leiser und sanfter, als Jeffrey gedacht hatte. Er sagte: »Hallo, Matt«, bevor Jeffrey die Chance hatte, auch nur ein Wort von sich zu geben.
»Hier ist nicht Matt.«
»Wer denn?« fragte Harding. Sein Ton wurde schlagartig kühl, beinahe gereizt.
»Jemand, der Ihre Arbeit bewundert.«
»Wer?«
»Jeffrey Rhodes.«
»Kenne ich Sie?«
»Da bin ich ganz sicher«, sagte Jeffrey. »Ich war Anästhesist im Boston Memorial, aber ich wurde vom Dienst suspendiert, nachdem es ein Problem gegeben hatte. Ein Problem im OP. Klingelt’s da nicht bei Ihnen?«
Es folgte ein kurzes Schweigen. Dann begann Harding zu brüllen. »Was, zum Teufel, fällt Ihnen ein, mich anzurufen? Ich arbeite schon lange nicht mehr im Boston Memorial. Ich bin dort vor fast einem Jahr weggegangen.«
»Ich weiß«, erwiderte Jeffrey ruhig. »Danach haben Sie im St. Joseph’s gearbeitet, und dort haben Sie soeben gekündigt. Sie sehen, ich weiß einiges über Sie, Harding. Und über das, was Sie gemacht haben.«
»Wovon, zum Teufel, reden Sie?«
»Ich rede von Patty Owen, Henry Noble und Karen Hodges«, sagte Jeffrey. »Fällt Ihnen zu den Namen nichts ein?«
»Hören Sie, Mann, ich weiß nicht, wovon Sie reden.«
»O doch, Harding, das wissen Sie ganz genau«, entgegnete Jeffrey. »Sie sind bloß zu bescheiden, das ist alles. Außerdem kann ich mir vorstellen, daß Sie nicht wollen, daß allzu viele Leute das wissen. Wo Sie sich doch so viel Mühe gemacht haben, das richtige Toxin zu wählen… Sie wissen, was ich meine?«
»Hören Sie, Mann, ich weiß absolut nicht, was Sie meinen. Und ich habe nicht die leiseste Ahnung, weshalb Sie mich anrufen.«
»Aber Sie wissen doch, wer ich bin, nicht wahr, Trent, das wissen Sie doch?« fragte Jeffrey.
»Ja, ich weiß, wer Sie sind«, antwortete Harding. »Ich kenne Sie vom Boston Memorial, und ich habe in den Zeitungen von Ihnen gelesen.«
»Das dachte ich mir«, sagte Jeffrey. »Sie haben alles über mich gelesen. Nur wird es vielleicht nicht mehr lange dauern, bis die Leute alles über Sie lesen.«
»Was meinen Sie damit?«
Jeffrey wußte, daß er Harding verunsicherte, und die Tatsache, daß er noch immer am Apparat war, war ermutigend. »Diese Dinge haben die Eigenschaft, irgendwann rauszukommen, auf die eine oder andere Weise«, fuhr Jeffrey fort. »Aber ich bin sicher, ich sage Ihnen nichts, was Sie nicht schon selbst wissen.«
»Ich weiß nicht, wovon Sie reden«, wiederholte Harding. »Sie sind an der falschen Adresse.«
»O nein«, erwiderte Jeffrey. »Ich bin durchaus an der richtigen Adresse. Wie gesagt, ich bin ziemlich sicher, daß Sie auf die eine oder andere Weise Schlagzeilen machen werden. Ich habe hier ein paar Bilder, die sich gedruckt außerordentlich gut machen würden. Zum Beispiel auf Flugblättern, die im Boston City verteilt werden könnten. Ihre Kollegen dort könnten damit in den Genuß einer ganz neuen Trent-Harding-Perspektive gebracht werden.«
»Von was für Bildern sprechen Sie?« blaffte Harding.
»Sie waren ein echter Augenschmaus für mich«, fuhr Jeffrey fort, ihn ignorierend, »und eine ziemliche Überraschung.«
»Ich weiß noch immer nicht, wovon Sie reden«, sagte Harding.
»Ich rede von gewissen Polaroidaufnahmen, Hochglanzfotos von Ihnen und nicht viel sonst. Schauen Sie doch mal in der Schublade Ihrer Kommode nach, Sie wissen schon, gleich neben dem Strumpf, in dem Sie Ihren Stoff aufbewahren. Ich fürchte, Sie werden feststellen, daß da ein paar Fotos fehlen.«
Harding quetschte ein paar Flüche zwischen den Zähnen hervor. Dann legte er offenbar den Hörer neben das Telefon. Einen Moment später war er zurück und brüllte in die Muschel: »Dann waren Sie also der Kerl, der hier rumgeschnüffelt hat, Rhodes! Ich warne Sie - ich will die Bilder zurückhaben!«
»Das glaube ich Ihnen gern«, erwiderte Jeffrey. »Sie sind ziemlich, wie soll ich sagen… freizügig. Wirklich tolle Wäsche, die Sie da haben, erste Sahne. Am besten gefiel mir der rosa Slip mit den Spitzen.«
Kelly warf Jeffrey einen angewiderten
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