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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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sich hören. Er schien bei weit besserer Kondition als der andere zu sein, dessen Schritte jetzt deutlich zurückfielen.
    Jeffrey bog in die Pinckney Street ein und rannte bergab. Seine Ortskenntnisse von Beacon Hill waren nicht besonders gut. Er hoffte nur inbrünstig, daß er nicht in eine Sackgasse lief. Aber die Pinckney Street mündete auf den Louisburg Square.
    Ihm wurde klar, daß er sich irgendwo verstecken mußte, wenn er seinen Verfolgern entkommen wollte. Sie abzuhängen würde er nie im Leben schaffen. Er sah den schmiedeeisernen Zaun vor sich auftauchen, der die kleine Grünanlage im Zentrum des Louisburg Squares umgab, und hielt direkt darauf zu. Mit dem Mut der Verzweiflung schwang er sich hinüber, wobei er sich mit dem Hosenbein um ein Haar in einem der mit brusthohen Eisendornen bewehrten Längsstäbe verfangen hätte. Bei der Landung auf der anderen Seite sank er tief mit den Schuhen in das weiche Gras ein. Er rappelte sich hoch, rannte weiter und stürzte sich kopfüber in das dichte Gestrüpp, wo er sich flach auf die feuchte Erde legte. Er hielt den Atem an und wartete.
    Jeffrey hörte, wie die Männer die Pinckney Street heruntergerannt kamen. Das Klappern ihrer Absätze auf dem Bürgersteig hallte von den Fassaden der eleganten Backsteinhäuser wider. Der schnellere von den beiden tauchte einen Moment später auf dem Louisburg Square auf. Als er sah, daß Jeffrey verschwunden war, verlangsamte er sofort seinen Schritt und blieb dann stehen. Ein paar Sekunden später tauchte auch der andere auf, heftig nach Atem ringend. Sie wechselten einige Worte.
    Im Licht der Gaslaternen, die den Platz umgaben, erhaschte Jeffrey einen Blick auf die beiden Männer, als sie sich trennten. Der eine ging nach rechts, der andere nach links. In einem von ihnen erkannte Jeffrey einen der Kerle von der Hatch Shell wieder. Seinen zweiten Verfolger, der eine Pistole in der Hand hielt, hatte er noch nie gesehen.
    Die beiden gingen langsam um den Platz herum, methodisch jeden Hauseingang und jedes Treppenhaus überprüfend. Sie schauten sogar unter einige Autos. Jeffrey rührte sich nicht vom Fleck, selbst dann noch nicht, als die beiden aus seinem Blickfeld verschwunden waren. Jede Bewegung, jedes Rascheln konnte ihre Aufmerksamkeit auf ihn lenken.
    Als er schätzte, daß sie auf der gegenüberliegenden Seite des Platzes angekommen sein mußten, trug er sich einen kurzen Moment mit dem Gedanken, über den Zaun zu klettern und zurück zu Kelly zu rennen. Aber dann entschied er sich dagegen. Die Gefahr, daß sie ihn bemerken würden, wenn er über den Zaun stieg, war einfach zu groß.
    Das Miauen einer Katze direkt vor ihm ließ ihn zusammenfahren. Einen halben Meter von seinem Gesicht entfernt saß eine Tigerkatze. Ihr Schwanz war steil aufgerichtet. Die Katze miaute erneut und kam näher, um sich an Jeffreys Kopf zu reiben. Sie begann laut zu schnurren. Jeffrey mußte an die Situation in Kellys Speisekammer denken. Katzen hatten ihm früher nie besondere Aufmerksamkeit geschenkt; jetzt schienen sie immer gerade dann aufzutauchen, wenn er versuchte, sich zu verstecken!
    Als er den Kopf drehte und durch das Gestrüpp spähte, konnte er sehen, wie die beiden Männer an der Stelle standen, wo die Mount Vermont Street auf den Louisburg Square einmündete, und sich berieten. Ein einzelner Passant ging auf dem Bürgersteig. Jeffrey überlegte, ob er um Hilfe rufen sollte, aber der Passant verschwand gleich darauf in einem der Häuser. Dann kam ihm der Gedanke, ob er trotzdem um Hilfe rufen sollte, einfach auf gut Glück, aber er entschied sich dagegen. Damit würde er wahrscheinlich bestenfalls erreichen, daß hier und da jemand aus dem Fenster guckte - und dann nicht wissen würde, was los war, da Jeffrey unsichtbar für ihn im Gebüsch hockte. Und auch wenn jemand die Geistesgegenwart besitzen würde, die 911 zu wählen, würde es selbst unter günstigsten Umständen mindestens zehn bis fünfzehn Minuten dauern, bis die Polizei eintreffen würde. Abgesehen davon war Jeffrey nicht sicher, ob er die Polizei überhaupt dabeihaben wollte.
    Die beiden Männer trennten sich jetzt erneut und bewegten sich wieder auf die Pinckney Street zu. Diesmal spähten sie beim Vorbeigehen in die Grünanlage. Jeffrey fühlte, wie die Panik wieder in ihm hochstieg. Ihm war klar, daß er dort nicht bleiben konnte, zumal die Katze weiter beharrlich um seine Zuwendung buhlte. Er mußte schnellstens hier weg.
    Er sprang auf und sprintete zum Zaun.

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