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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Tür.
    Als sie sich hineinbeugte und versuchte, Jeffrey wachzurütteln, hörte sie oben einen wütenden Schrei. Sie nahm an, daß es einer der beiden Männer war, die aus dem Wagen gestiegen waren. Sie hatten offenbar das Bersten der Scheibe gehört.
    »Jeffrey! Jeffrey!« schrie sie. Sie mußte ihn aus dem Wagen rauskriegen. Als er seinen Namen hörte, begann er sich zu bewegen. Er versuchte zu sprechen, aber er brachte nur ein unverständliches Lallen heraus. Er runzelte mühsam die Stirn und versuchte die Augen aufzuschlagen. Seine Lider öffneten sich einen winzigen Spalt und fielen wieder zu.
    Kelly wußte, daß sie wenig Zeit hatte. Sie packte ihn bei den Handgelenken und zog ihn zu sich herüber. Seine Beine rutschten schlaff vom Sitz und fielen auf den Wagenboden. Sein Körper war ein totes Gewicht. Er schien in Ohnmacht gefallen zu sein. Kelly ließ seine Handgelenke los, schlang die Arme um seinen Oberkörper und zerrte ihn aus dem Wagen.
    »Versuch zu stehen, Jeffrey!« rief sie in flehendem Ton. Er war wie eine Stoffpuppe. Sie wußte, wenn sie ihn losließ, würde er wie ein Sack auf das Pflaster fallen. Es schien, als hätten sie ihn betäubt.
    »Jeffrey!« schrie sie. »Geh! Versuch zu gehen!«
    Alle Kraft zusammennehmend, schleppte Kelly Jeffrey den Bürgersteig entlang. Seine Absätze schleiften über den Boden. Er versuchte ihr zu helfen, aber seine Beine gehorchten ihm nicht. Er konnte sie nicht belasten, geschweige denn auf ihnen stehen.
    Als Kelly die Höhe ihres Wagens erreicht hatte, vermochte sich Jeffrey wieder etwas aufrecht zu halten, aber er war noch immer zu benommen, um ihre Situation zu erfassen. Kelly lehnte ihn gegen den Wagen, ihn mit dem eigenen Körper abstützend. Sie öffnete die hintere Tür und bugsierte ihn irgendwie hinein. Nachdem sie sich vergewissert hatte, daß er ganz drin war, schlug sie die Tür zu.
    Sie riß die Fahrertür auf und sprang hinein. In dem Moment hörte sie, wie die Tür von Hardings Haus aufflog und gegen den Anschlag knallte. Kelly ließ den Motor an, schlug das Lenkrad scharf nach links ein und trat aufs Gas. Sie stieß mit dem rechten Kotflügel so hart gegen den Vordermann, daß Jeffrey vom Rücksitz fiel.
    Sie legte den Rückwärtsgang ein, setzte unter wildem Kurbeln zurück und rammte das Auto hinter ihr. Einer der Männer hatte jetzt ihren Wagen erreicht. Bevor sie den Verriegelungsknopf runterdrücken konnte, hatte er ihre Tür aufgerissen und ihren linken Arm gepackt. »Nicht so hastig, Lady«, schnarrte er in ihr Ohr.
    Mit der freien Hand schaltete Kelly in einen Vorwärtsgang, dann trat sie das Gaspedal bis zum Bodenblech durch. Sie klammerte sich verzweifelt am Lenkrad fest, als der Kerl neben ihr sie am Arm riß, um sie herauszuzerren. Ihr Wagen machte einen Satz nach vorn, den Wagen direkt vor ihr nur um Haaresbreite verfehlend. Kelly riß das Lenkrad nach links und schrammte mit ihrer offenen Tür an den auf der Gegenseite geparkten Wagen entlang. Der Mann, der sie noch einen Augenblick vorher beim Arm gepackt hatte, schrie vor Schmerz auf, als er zwischen einem geparkten Auto und Kellys wild hin und her schwingender Tür eingequetscht wurde.
    Kelly hielt das Gaspedal durchgetreten. Die Tür immer noch offen, raste sie die Garden Street hinunter. Vor der Kreuzung Cambridge Street stieg sie voll auf die Bremse, um den Fußgängern auszuweichen, die an der Stelle die Straße überquerten. Die Leute stoben erschrocken auseinander, als Kellys Wagen mit quietschenden Reifen seitwärts über den Zebrastreifen schlingerte, ein paar von ihnen nur um Haaresbreite verfehlend.
    Kelly schloß die Augen, mit dem Schlimmsten rechnend. Als sie sie wieder aufmachte, war der Wagen zwar zum Stillstand gekommen, aber er hatte sich um hundertachtzig Grad gedreht. Sie stand mit der Schnauze zum Gegenverkehr, vor sich eine Reihe wütend hupender Fahrer. Einige waren bereits aus ihren Wagen gestiegen und kamen auf sie zu. Kelly legte den Rückwärtsgang ein, setzte mit quietschenden Reifen zurück, haute den Schalthebel nach vorn, trat aufs Gas, drehte das Lenkrad herum und stand wieder in der richtigen Richtung. Im selben Moment sah sie im Rückspiegel den schwarzen Lincoln die Garden Street herunterrauschen.
    Sie wußte, die einzige Chance, den schweren Wagen abzuhängen, waren die engen Straßen von Beacon Hill, wo sie die Wendigkeit ihres kleinen Hondas ausspielen konnte. Sie bog von der Cambridge Street kurz entschlossen in die erstbeste Straße links ein.

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