Narkosemord
aus.
»Kelly«, rief Jeffrey leise. Kelly murmelte etwas, wachte aber nicht auf. »Kelly!« wiederholte er, diesmal lauter.
Kelly schlug blinzelnd die Augen auf. Sie starrte einen Moment benommen vor sich hin, dann sprang sie auf und stürzte zu Jeffrey. Sie griff ihn bei den Schultern und schaute ihm ins Gesicht. »O Jeffrey, Gott sei Dank bist du okay. Wie fühlst du dich?«
»Gut«, sagte Jeffrey. »Ich fühl’ mich gut.«
»Du kannst dir gar nicht vorstellen, was für Ängste ich heute nacht ausgestanden hab’. Ich hatte ja keine Ahnung, was sie dir gegeben hatten.«
»Wo bin ich überhaupt?« fragte Jeffrey.
»Im St. Joseph’s. Ich wußte nicht, was ich tun sollte. Da hab ich dich kurzerhand hierher in die Notaufnahme gebracht. Ich hatte Angst, daß irgendwelche Komplikationen eintreten könnten, zum Beispiel, daß du Atmungsprobleme kriegst.«
»Und sie haben mich einfach so aufgenommen, ohne irgendwelche Fragen zu stellen?«
»Ich hab’ improvisiert. Ich hab’ gesagt, du wärst mein Bruder von außerhalb. Keiner hat irgendwie dumm geguckt oder so. Ich kenne jeden hier in der Notaufnahme, sowohl von den Ärzten als auch vom Pflegepersonal. Ich hab’ deine Taschen ausgeleert - mitsamt deiner Brieftasche. Es gab keine Probleme, außer, als sie im Labor sagten, du hättest Ketamin genommen. Da mußte ich dann noch mal improvisieren. Ich hab ihnen einfach erzählt, du seist Anästhesist.«
»Was, zum Teufel, ist letzte Nacht eigentlich passiert?« fragte Jeffrey. »Wie, in aller Welt, bin ich bei dir gelandet?«
»Das war reines Glück«, erwiderte Kelly. Sie setzte sich auf die Bettkante und berichtete ihm ausführlich, was geschehen war, von dem Moment an, als er in Hardings Wohnung gegangen war, bis zu dem Moment, als sie in der Notaufnahme ankamen.
Jeffrey schauderte. »Oh, Kelly, ich hätte dich niemals da hineinziehen dürfen. Ich weiß auch nicht, was in mich gefahren ist…« Er verstummte.
»Da hab’ ich mich schon selbst hineingezogen«, sagte Kelly. »Aber das ist jetzt auch gar nicht wichtig. Wichtig ist allein, daß wir beide wohlauf sind. Wie ist es in Hardings Wohnung gelaufen?«
»Hervorragend - bis die beiden Kerle plötzlich auftauchten. Ich hab’ tatsächlich gefunden, wonach wir gesucht haben: eine Schachtel Marcain-Ampullen, Spritzen, einen Haufen Bargeld - und, du wirst es nicht glauben, das geheimnisvolle Toxin. Das Zeug war hinter einer falschen Rückwand in einem Küchenschrank versteckt. Es gibt nun keinen Zweifel mehr: Harding war der Täter. Jetzt haben wir den Beweis, nach dem wir so lange gesucht haben.«
»Bargeld, sagst du?« fragte Kelly.
»Ich weiß genau, was du jetzt denkst«, sagte Jeffrey. »Als ich das Geld sah, fiel mir auch sofort wieder deine Verschwörungstheorie ein. Harding muß im Auftrag von irgend jemandem gearbeitet haben. Mein Gott, wenn er doch bloß nicht tot wär’! An diesem Punkt könnte er wahrscheinlich alle Fragen lösen - und mir mein altes Leben wiedergeben.« Jeffrey schüttelte den Kopf. »Jetzt müssen wir eben mit dem arbeiten, was wir haben. Es könnte besser sein, aber es war auch schon mal schlimmer.«
»Was machen wir als nächstes?«
»Wir gehen zu Randolph Bingham und erzählen ihm die ganze Geschichte. Er muß die Polizei in Hardings Apartment schicken. Sollen die sich mit dem Verschwörungsaspekt befassen.«
Jeffrey schwang sich hinüber auf die andere Seite des Bettes, wo die Infusion aufgehängt war, setzte die Füße auf den Boden und stand auf. Er war immer noch ein wenig benommen und geriet leicht ins Schwanken, als er hinter sich griff, um sein Nachthemd, das auf dem Rücken offen war, zuzuhalten. Kelly kam um das Bett herum und stützte ihn.
Als Jeffrey das Gleichgewicht wiedergewonnen hatte, sah er Kelly an und sagte: »Langsam fang’ ich an zu glauben, daß ich dich ständig um mich haben muß, sonst passiert mir was.«
»Ich glaube, wir brauchen uns gegenseitig«, erwiderte Kelly.
Jeffrey konnte nur lächeln und den Kopf schütteln. Er fand, daß Kelly ihn ungefähr so sehr brauchte wie ein Magengeschwür. Bis jetzt hatte er ihr nichts als Sorgen und Probleme gebracht. Er hoffte nur, daß er irgendwann die Chance bekam, es wiedergutzumachen.
»Wo sind meine Sachen?« fragte Jeffrey.
Kelly ging zum Schrank und öffnete ihn. Jeffrey entfernte das Klebeband, mit dem die Infusion befestigt war, und zog sie heraus. Dann trat er zu Kelly. Sie reichte ihm seine Kleider.
»Meine Reisetasche!« rief Jeffrey
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