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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Platte. Er und Cabot kletterten erneut hinunter in das Loch und verbanden mit einem Drahtseil die Henkel der Platte mit den Zähnen der Schaufel.
    »Okay, Martin, und jetzt raus mit dir aus dem Loch«, sagte Tabor, der es sichtlich genoß, zur Abwechslung auch mal Cabot herumkommandieren zu können. Er kletterte zurück auf seinen Bagger. Dann schaute er Jeffrey, Kelly und Seibert an und sagte: »Ihr müßt da weg. Ich schwenke den Deckel zu eurer Seite rüber.« Die drei traten ein paar Schritte zurück. Sobald dies geschehen war, machte sich Tabor wieder an die Arbeit.
    Die Maschine des Baggers heulte auf. Ein Zittern ging durch das schwere Gerät. Mit einem Ruck, der begleitet wurde von einem dumpfen, schmatzenden Plop, löste sich die schwere Grabplatte und schwang hoch. Jeffrey konnte sehen, daß sie an den Fugen auf der Unterseite mit einer teerartigen Substanz abgedichtet war. Der Bagger schwenkte die Platte zur Seite und senkte sie behutsam auf die Erde.
    Alle drängten sich an den Rand des Lochs. Auf dem Grund der Kammer ruhte ein silberner Sarg.
    »Ist er nicht schön?« rief Chester Boscowaney fast schwärmerisch. »Es ist eins von unseren Spitzenmodellen. Es gibt nichts Besseres als einen Millbronne-Sarg.«
    »Kein Wasser in der Gruft«, sagte Seibert. »Das ist ein weiteres gutes Zeichen.«
    Jeffrey ließ den Blick über die Szene schweifen. Es war ein unheimliches Bild. Die Nacht brach jetzt rasch herein. Die Grabsteine warfen schmale dunkelviolette Schatten über den Friedhof.
    »Also, was sollen wir jetzt machen, Doc?« fragte Cabot Seibert. »Sollen wir den Sarg raushieven, oder wollen Sie runter und ihn an Ort und Stelle aufmachen?«
    Jeffrey konnte sehen, daß Seibert mit sich rang.
    »Ich bin noch nie gerne in diese Grabkammern runtergestiegen«, sagte er. »Aber den Sarg rauszuholen würde uns noch mehr Zeit kosten. Ich finde, je eher wir diese Sache hinter uns bringen, desto besser. Ich freue mich schon auf ein schönes Abendessen.«
    Kelly drehte sich erneut der Magen um.
    »Kann ich irgendwie helfen?« fragte Jeffrey.
    Seibert schaute Jeffrey an. »Haben Sie so etwas schon mal gemacht? Es könnte ein bißchen unappetitlich werden, und ich kann nicht sagen, wie es riechen wird, besonders, wenn Wasser eingedrungen sein sollte.«
    »Ich werd’s schon überstehen«, meinte Jeffrey, seine bösen Vorahnungen tapfer beiseite schiebend.
    »Das ist ein Millbronne-Sarg«, sagte Chester Boscowaney stolz. »Der ist rundum mit Gummi abgedichtet. Da kommt nicht ein Tropfen Wasser durch.«
    »Den Spruch hab’ ich schon öfter gehört«, flüsterte Seibert Jeffrey zu.
    »Okay, dann wollen wir mal.«
    Jeffrey und Seibert gingen zum Rand der Betonkammer und ließen sich vorsichtig hinunter. Seibert stand am Fußende des Sarges, Jeffrey am Kopfende.
    »Kann ich mal die Kurbel haben?« rief Seibert nach oben.
    Boscowaney reichte sie ihm hinunter.
    Seibert tastete mit der Hand an der Rückseite des Sarges entlang, bis er die Stelle fühlen konnte. Er steckte die Kurbel in das Loch und versuchte sie zu drehen. Er mußte sein ganzes Gewicht hineinlegen, bis sie sich endlich rührte. Schließlich löste sich die Spannung mit einem häßlichen Kreischen. Kelly zuckte zusammen.
    Die Dichtung des Sarges zerbrach mit einem zischenden Geräusch.
    »Haben Sie die Luft gehört?« sagte Boscowaney mit triumphierender Stimme. »Da werden Sie nicht einen Tropfen Wasser drin finden - jede Wette.«
    »Schieben Sie die Finger unter den Deckel«, sagte Seibert zu Jeffrey, »und heben Sie an.«
    Mit einem quietschenden Geräusch klappte der Sargdeckel hoch. Alle spähten gebannt hinein. Henry Nobles Gesicht und Hände waren von einem dünnen Gespinst aus weißem Flaum überzogen. Darunter war seine Haut dunkelgrau. Er war bekleidet mit einem blauen Anzug, einem weißen Hemd und einer Paisley-Krawatte. Seine Schuhe waren noch wie neu. Auf dem weißen Satin, mit dem die Innenseite des Sargs ausgeschlagen war, waren grünliche Schimmelflecken.
    Jeffrey versuchte durch den Mund zu atmen, um dem Geruch zu entrinnen, aber zu seiner Überraschung war dieser gar nicht so schlimm, wie er befürchtet hatte. Er war eher modrig als faulig, wie ein Keller, der lange nicht mehr geöffnet worden war.
    »Sieht sehr gut aus!« rief Seibert hinauf. »Mein Kompliment, Mr. Boscowaney. Nicht eine Spur von Wasser.«
    »Danke«, sagte Boscowaney. »Und ich kann Ihnen hiermit bestätigen, daß es sich zweifelsfrei um den Leichnam von Henry Noble

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