Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
Vom Netzwerk:
handelt.«
    »Dieser weiße Flaum, was ist das?« fragte Jeffrey.
    »Eine Art Schimmelpilz«, antwortete Seibert. Er bat Kelly, ihm seine Tasche herunterzureichen. Kelly beugte sich hinunter und gab sie ihm.
    Seibert zwängte sich seitwärts am Rand des Sargs entlang. Er hatte kaum Platz für seine Füße, aber er schaffte es. Er stellte seine Tasche auf Henry Nobles Schenkeln ab, öffnete sie und entnahm ihr ein Paar Gummihandschuhe. Nachdem er sie übergestreift hatte, begann er das Hemd des Mannes aufzuknöpfen.
    »Kann ich irgendwas tun?« fragte Jeffrey.
    »Im Moment nicht«, sagte Seibert. Er legte den zugenähten Schnitt frei, der seinerzeit bei der Autopsie des Mannes vorgenommen worden war. Dann nahm er eine Schere aus seiner Tasche, trennte die Naht auf und zog die Wunde auseinander. Das Gewebe war trocken.
    Jeffrey beugte sich ein wenig zurück. Der Geruch wurde jetzt unangenehmer, aber Seibert schien er nichts auszumachen.
    Seibert zog die Wunde ein Stück weiter auf, dann griff er in die Bauchhöhle und holte einen schweren Beutel aus durchsichtigem Plastik heraus. Der Inhalt war von dunkler Farbe. Der Beutel enthielt eine große Menge an Körperflüssigkeit. Seibert hielt ihn ans Licht und drehte ihn langsam, um den Inhalt zu studieren.
    »Heureka!« rief Seibert. »Hier ist die Leber.« Er zeigte sie Jeffrey. Jeffrey war nicht gerade erpicht darauf, sie sich anzuschauen, aber er tat Seibert den Gefallen. »Ich vermute, daß die Gallenblase noch dranhängt.«
    Seibert legte den Beutel auf Henry Nobles Rumpf und löste den Verschlußclip. Ein höchst unangenehmer Geruch erfüllte die feuchtkühle Abendluft. Seibert langte in den Beutel und zog die Leber heraus. Er drehte sie um und zeigte Jeffrey die Gallenblase. »Perfekt«, sagte er. »Sie ist sogar noch feucht. Ich hatte damit gerechnet, daß sie ausgetrocknet sein würde.« Er palpierte das kleine Organ. »Und da ist auch noch etwas Gallensaft.« Er legte die Leber und die Gallenblase auf den Plastikbeutel, griff erneut in seine schwarze Tasche und holte eine Spritze und mehrere Probenfläschchen heraus. Er punktierte die Gallenblase und saugte so viel Gallensaft heraus, wie er konnte. Dann spritzte er in jedes der Fläschchen etwas davon.
    Alle hatten Seibert so gebannt zugeschaut, daß sie weder Auge noch Ohr gehabt hatten für die Dinge, die sonst noch um sie herum vorgingen. So hatte keiner von ihnen den blauen Chevrolet Celebrity bemerkt, der mit ausgeschalteten Scheinwerfern vor dem Friedhof vorgefahren war. Ebensowenig hatten sie das leise Klappern gehört, mit dem die Türen aufgegangen waren, oder das Geräusch, mit dem die zwei Männer, die dem Wagen entstiegen waren, sich ihnen näherten.
     
    Für Feranno war der Nachmittag alles andere als erfreulich verlaufen. Wieder einmal hatte sich etwas, von dem er geglaubt hatte, es würde eine leichte Operation werden, zu einer nervenaufreibenden, total verkorksten Horrorshow ausgewachsen. Er hatte sich darauf gefreut, einmal in einem Privatjet zu fliegen, ein Erlebnis, das ihm noch nie vergönnt gewesen war. Aber kaum, daß er in die Kiste gestiegen war und sich angeschnallt hatte, hatte er einen Anfall von Klaustrophobie gekriegt. Er hatte sich vorher nie klargemacht, wie verdammt klein diese Privatjets doch waren. Und als wäre das nicht genug gewesen, hatten sie auch noch eine Ewigkeit auf die Starterlaubnis warten müssen, weil der Luftraum über Logan Airport wieder einmal total überfüllt gewesen war. Und dann war zu allem Überfluß auch noch das Wetter umgeschlagen.
    Zuerst hatte eine Nebelbank das Kap und die Inseln eingehüllt, dann war ein schweres Unwetter von Westen her aufgezogen und hatte die Stadt mit murmelgroßen Hagelkörnern bombardiert. Feranno war wieder aus dem Flugzeug gestiegen und hatte das Ende des Unwetters in der Wartehalle des allgemeinen Terminals abgewartet. Als sie endlich Starterlaubnis bekommen hatten, war es fast sechs Uhr gewesen.
    Und als ob das alles immer noch nicht gereicht hätte, war schließlich auch noch der Flug selbst ein Alptraum gewesen. Sie hatten solche Turbulenzen gehabt, daß er sich vorgekommen war, als säße er in einem Wildwasserkanu. Ihm war gleich nach dem Start speiübel geworden, und er hatte mehrere Male in seine Papiertüte kotzen müssen. Und Vinnie, dieses Arschloch, hatte die ganze Zeit über Erdnüsse und Kartoffelchips in sich hineingestopft und ihm die Ohren vollgelabert, wie toll er den Flug fände.
    Als sie nach einer halben

Weitere Kostenlose Bücher