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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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nach Hause. Vor einer halben Stunde war er noch hier.«
    »Geh zu ihm und sag ihm, er soll rüberkommen. Sag ihm, es ist wichtig.«
    Dominic nickte und ging zur Vordertür hinaus.
    »Ich könnte ein Sandwich vertragen«, rief Feranno dem Besitzer zu. Während er aß, versuchte er sich zu erinnern, wo in Edgartown das Charlotte Inn war. Er war nur zweimal dortgewesen. Es war keine sehr große Stadt, soweit er sich erinnerte. Das größte an ihr war der Friedhof.
    Vinnie kam mit Dominic herein. Vinnie war ein junger, muskelbepackter Bursche, der glaubte, daß alle Frauen hinter ihm her waren. Feranno hatte immer ein wenig Bedenken gehabt, ihn zu nehmen, weil er zur Unbesonnenheit neigte, so, als würde er ständig unter dem Druck stehen, sich beweisen zu müssen. Aber nachdem es Tony erwischt hatte und Nicky einstweilen außer Gefecht gesetzt war, blieb ihm nicht mehr viel Auswahl übrig. Dominic konnte er auf keinen Fall mitnehmen. Dominic war ein Trottel und schon immer viel zu nervös gewesen. Er war ein Klotz am Bein, besonders dann, wenn nicht alles so lief wie geplant. Feranno hatte das selbst auf schmerzliche Weise erfahren.
    »Setz dich, Vinnie«, sagte Feranno. »Wie würde dir ein kostenloser Trip ins Charlotte Inn in Edgartown gefallen?«
    Vinnie nahm sich einen Stuhl und setzte sich verkehrt herum darauf. Er beugte sich über die Lehne, damit seine Muskeln auch schön schwollen. Feranno dachte, daß er noch eine Menge zu lernen hatte.
    »Dominic«, sagte Feranno, »wie wär’s, wenn du dich verziehen würdest?«
    Dominic verließ das Cafe durch die Hintertür und rannte hinüber zu dem Kiosk auf der Salem Street. Dort war ein Münztelefon hinter den Zeitschriften. Er holte O’Sheas Nummern heraus und wählte die erste. Als O’Shea an den Apparat kam, deckte Dominic seinen Mund und die Sprechmuschel mit der Hand ab, bevor er sprach. Er wollte nicht, daß jemand mithörte.

 
    16
     
    Samstag, 20. Mai 1989, 19 Uhr 52
     
    »Gut, daß wir nicht versucht haben zu fliegen«, sagte Kelly zu Jeffrey, als sie in der Ferne das Dröhnen eines Jets hörte. »Dann wären wir noch lange nicht hier. Es sieht so aus, als würde sich der Nebel erst jetzt lichten.«
    »Wenigstens hat es aufgehört zu regnen«, erwiderte Jeffrey. Er schaute zu, wie die Schaufel des kleinen Baggers sich in die weiche Erde grub.
    Sie hatten mit der Fähre der Steamship Authority von Woods Hole auf die Insel übergesetzt. Es war gut, daß sie Seiberts Dienstwagen mit dem amtlichen Siegel des Leichenbeschauers auf der Tür genommen hatten. Sie wären niemals mit einem Fahrzeug auf das Schiff gekommen, wenn Seibert nicht hartnäckig darauf gepocht hätte, daß es sich um eine offizielle Dienstreise handle. Daß er seinen Lieferwagen genommen hatte und nicht, wie zuerst geplant, Kellys Honda, hatte sich als Glück für sie erwiesen. Doch auch so hatte es einiges Gemurre gegeben. Ihr Wagen war der letzte gewesen, der an Bord gelassen worden war.
    Die Überfahrt war ereignislos verlaufen. Aufgrund des miesen Wetters waren sie auf dem Unterdeck geblieben, wo sie ein Eckchen zum Sitzen gefunden hatten. Jeffrey und Kelly hatten die meiste Zeit damit verbracht, Trent Hardings Adreßbuch durchzugehen, aber sie hatten nichts entdeckt, was ihnen irgendeinen verwertbaren Hinweis geliefert hätte.
    Der einzige Eintrag, der Jeffreys Aufmerksamkeit erregt hatte, war ein gewisser Matt, aufgeführt unter dem Buchstaben D. Jeffrey fragte sich, ob es derselbe Matt war, der auf Hardings Anrufbeantworter gesprochen hatte, als er zum erstenmal in der Wohnung gewesen war. Die Vorwahl war 314.
    »Welche Gegend hat die Vorwahl 314?« fragte Jeffrey Kelly.
    Kelly wußte es nicht. Jeffrey fragte Seibert, der gerade eine von den Dutzend Fachzeitschriften durchblätterte, die er sich als Reiselektüre mitgenommen hatte.
    »Missouri«, antwortete Seibert. »Ich weiß das, weil ich eine Tante in St. Louis habe.«
    In Vineyard Haven, der größten Stadt auf Martha’s Vineyard, angekommen, waren sie direkt zum Boscowaney Funeral Home gefahren. Dank Seiberts Anruf vom Morgen hatte Chester Boscowaney sie schon erwartet.
    Boscowaney war Ende Fünfzig, übergewichtig und hatte Wangen, die so rot waren, daß man hätte glauben können, er habe Rouge aufgelegt. Er sah aus wie der klassische Bestattungsunternehmer aus einem Wildwestfilm: dunkler Anzug mit Weste und Taschenuhr. Sein Auftreten war salbungsvoll, ja geradezu anheimelnd. Er hatte die dreihundert Dollar, die Jeffrey

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