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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Namen zum Trotz hatte er ausgesehen wie eine Figur der Mafia.
    »Gib Antwort!« verlangte Carol. »Was ist in der Bank passiert, und wo bist du gewesen?«
    Mit seinem Aktenkoffer in der Hand nahm Jeffrey Kurs auf sein Zimmer. Er wollte allein sein. Die Alptraumvision eines Gefängnisses voller O’Sheas war schwindelerregend.
    Carol packte seinen Arm. »Ich spreche mit dir!« zischte sie.
    Jeffrey blieb stehen und schaute auf Carols Hand an seinem Arm hinunter. »Laß mich los!« forderte er sie in beherrschtem Ton auf.
    »Erst wenn du mit mir redest und mir sagst, wo du gewesen bist.«
    »Laß mich los!« wiederholte er, jetzt aber drohend.
    Carol überlegte es sich und ließ seinen Arm los. Er ging weiter in Richtung seines Zimmers. Sie folgte ihm rasch.
    »Du bist nicht der einzige hier, der einer gewissen Anspannung ausgesetzt ist!« schrie sie. »Ich finde, ich verdiene eine Erklärung. Ich mußte mich stundenlang mit diesem Tier unterhalten.«
    Jeffrey blieb vor seiner Tür stehen. »Es tut mir leid«, sagte er. Das war er ihr schuldig. Carol stand dicht hinter ihm.
    »Ich glaube, ich war die ganze Zeit über ziemlich verständnisvoll«, erwiderte sie. »Jetzt will ich wissen, was in der Bank passiert ist. Dudley Farnsworth hat gestern gesagt, es wird keine Probleme geben.«
    »Wir reden später darüber.« Er brauchte ein paar Minuten, um zur Ruhe zu kommen.
    »Ich will jetzt darüber reden!« beharrte Carol.
    Jeffrey öffnete seine Tür und trat ins Zimmer. Carol wollte sich hinter ihm hineindrängen, aber er versperrte ihr den Weg. »Später!« sagte er lauter als beabsichtigt und machte ihr die Tür vor der Nase zu. Carol hörte, wie das Schloß klickte.
    Sie hämmerte frustriert gegen die Tür und fing an zu weinen. »Du bist unmöglich! Ich weiß wirklich nicht, wieso ich bereit gewesen bin, mit der Scheidung zu warten. Das ist jetzt der Dank dafür.« Schluchzend trat sie gegen die Tür, und dann rannte sie den Korridor hinunter zu ihrem eigenen Zimmer.
    Jeffrey schleuderte den Aktenkoffer auf sein Bett und setzte sich daneben. Er hatte Carol nicht so verärgern wollen, aber er konnte nichts dazu. Wie sollte er ihr erklären, was er jetzt durchmachte, wenn es seit Jahren keine echte Kommunikation mehr zwischen ihnen gab? Er wußte, daß er ihr eine Erklärung schuldete, aber er wollte sich ihr nicht anvertrauen, bevor er nicht entschieden hatte, was er tun würde. Wenn er ihr sagte, daß er das Bargeld in seinem Koffer hatte, würde sie ihn zwingen, es sofort zur Bank zu bringen. Aber er brauchte vorher Zeit zum Nachdenken. Zum vierzigstenmal, so schien es ihm, war er an diesem Tag allein, und er wußte nicht, was er tun sollte.
    Er stand auf, ging ins Bad, füllte ein Glas mit Wasser und hielt es mit beiden Händen zum Trinken an den Mund. Ein Strudel von Emotionen ließ ihn immer noch zittern. Er schaute in den Spiegel. Ein Kratzer an seiner Nasenspitze zeigte, wo O’Sheas Fingernagel ihn getroffen hatte. Seine beiden Ohren waren knallrot. Es schauderte ihn, wenn er daran dachte, wie wehrlos er sich vor diesem Mann gefühlt hatte.
    Er kehrte in sein Zimmer zurück und betrachtete den Aktenkoffer. Er ließ die Schlösser aufschnappen, klappte den Deckel auf und schob Chris Eversons Notizen beiseite. Dann sah er auf die säuberlich gebündelten Hunderter und bereute, daß er am Nachmittag nicht im Flugzeug sitzen geblieben war. Dann wäre er nämlich jetzt auf dem Weg nach Rio gewesen und hätte ein neues Leben vor sich gehabt - irgendeines wenigstens. Alles mußte doch besser sein als das, was er jetzt durchmachte. Die warmen Augenblicke bei Kelly, das großartige Essen… das alles kam ihm vor wie aus einem anderen Leben.
    Er sah auf die Uhr. Es war kurz nach acht. Das letzte PanAm-Shuttle ging um halb zehn. Wenn er gleich losfuhr, konnte er es schaffen.
    Er erinnerte sich, wie furchtbar ihm am Nachmittag im Flugzeug zumute gewesen war. Er begab sich noch einmal ins Bad und betrachtete seine zerkratzte Nase und seine brennenden Ohren. Wozu war ein Kerl wie O’Shea imstande, wenn man tagaus, tagein in einer Zelle mit ihm eingesperrt war?
    Jeffrey wandte sich um, ging zu seinem Aktenkoffer, klappte den Deckel zu und drückte auf die Schlösser. Er würde nach Brasilien fliegen.
     
    Als O’Shea das Haus der Rhodes’ verlassen hatte, hatte er vorgehabt, italienisch essen zu gehen und dann am Hafen ein paar Bier zu trinken. Aber drei Straßen weiter veranlaßte ihn seine Intuition, zu stoppen. Vor

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