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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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dreier Hauptkorridore, die zu den drei Türmen des Krankenhauses führten.
    Jeffrey fürchtete, daß Mark ihm auf den Fersen sei, und so hastete er um die kreisförmige Informationstheke im Zentrum der Kuppelhalle herum und bog dann in den mittleren Korridor ein. Er vermutete, daß Mark sich nach links zu den Aufzügen wenden würde, die zum OP-Trakt hinauffuhren.
    Angespannt vor lauter Angst vor der Entdeckung, ging Jeffrey den Gang hinunter und bemühte sich, lässig zu erscheinen. Als er sich schließlich umblickte, war Mark nirgends mehr zu sehen.
    Obwohl er seit fast zwanzig Jahren in diesem Krankenhaus zu tun hatte, kannte Jeffrey niemanden in der Personalabteilung. Trotzdem betrat er das Büro sehr wachsam und nahm das Bewerbungsformular entgegen, das eine freundliche Sachbearbeiterin ihm reichte. Daß er die Leute in der Personalabteilung nicht kannte, bedeutete ja nicht, daß er ihnen gleichfalls unbekannt war.
    Er füllte das Formular aus; dazu benutzte er Frank Amendolas Namen, seine Sozialversicherungsnummer und die Adresse in Framingham. In die Rubrik mit der Frage nach dem gewünschten Arbeitsbereich schrieb er »Gebäudereinigung«, und die Frage nach der gegebenenfalls bevorzugten Schicht beantwortete er mit »Nacht«. Als Referenzen gab er ein paar Krankenhäuser an, in denen er an Anästhesistenkongressen teilgenommen hatte; er hoffte, die Personalabteilung werde einige Zeit brauchen, um sich zu erkundigen, falls sie es überhaupt tat. In Anbetracht des großen Bedarfs an gewerblichem Personal und der niedrigen Löhne nahm er an, daß ihm als Bewerber hier der Marktvorteil zugute kam: Seine Beschäftigung bei der Putzkolonne würde nicht von einer Überprüfung seiner Referenzen abhängen.
    Als er das ausgefüllte Formular abgegeben hatte, fragte man ihn, ob er gleich ein Einstellungsgespräch führen oder einen Termin vereinbaren wollte. Er antwortete, daß er mit Vergnügen zu einem Gespräch bereit sei, wann immer die Verwaltung es wünsche.
    Nach kurzem Warten wurde er in Carl Bodanskis fensterloses Büro gebeten. Bodanski gehörte zur Personalleitung des Boston Memorials. Eine Wand seines kleinen Zimmers war von einem riesigen Brett beherrscht, an dem Hunderte von Namensschildern an kleinen Haken hingen. An einer anderen Wand war ein Kalender; eine Doppeltür füllte die dritte aus. Alles machte einen ordentlichen und zweckmäßigen Eindruck.
    Carl Bodanski war Mitte bis Ende Dreißig. Er hatte dunkles Haar und ein gutaussehendes Gesicht und trug einen adretten, wenn auch nicht allzu feinen dunklen Anzug. Jeffrey erinnerte sich, daß er den Mann schon oft in der Cafeteria gesehen hatte, aber sie hatten noch nie miteinander gesprochen. Als Jeffrey das Büro betrat, saß Bodanski vorgebeugt an seinem Schreibtisch.
    »Bitte nehmen Sie Platz«, sagte Bodanski freundlich, ohne gleich aufzublicken. Jeffrey sah, daß er sein Bewerbungsformular überflog. Als Bodanski ihm schließlich seine Aufmerksamkeit zuwandte, hielt Jeffrey fast den Atem an, denn er fürchtete, er werde nun ein Zeichen des Erkennens im Gesicht des Mannes erblicken. Aber das war nicht der Fall. Statt dessen fragte Bodanski nur, ob Jeffrey etwas trinken wolle, einen Kaffee oder vielleicht eine Coke.
    Jeffrey lehnte nervös ab und musterte Bodanskis Gesicht. Bodanski lächelte.
    »Sie haben also schon in Krankenhäusern gearbeitet?«
    »O ja«, sagte Jeffrey. »Ziemlich oft.« Er lächelte matt. Allmählich begann er sich zu entspannen.
    »Und Sie möchten in der Nachtschicht bei der Gebäudereinigung arbeiten?« Bodanski wollte sichergehen, daß hier kein Irrtum vorlag. Was ihn betraf, war dies nämlich zu schön, um wahr zu sein: ein Bewerber für die Gebäudereinigung der Nachtschicht, der nicht aussah wie ein Verbrecher oder ein illegaler Einwanderer und der Englisch sprach.
    »Ja, das wäre mir am liebsten«, antwortete Jeffrey, und er merkte, daß so etwas ein bißchen ungewöhnlich war. Aus dem Stegreif trug er eine Erklärung vor. »Ich will tagsüber oder abends ein paar Kurse an der Suffolk University belegen. Aber von irgendwas muß man ja leben.«
    »Was für Kurse denn?« fragte Bodanski.
    »Jura«, sagte Jeffrey. Es war das erste Fach, das ihm in den Sinn kam.
    »Sehr ehrgeizig. Sie wollen also mehrere Jahre studieren?«
    »Ich hoffe, ich kann es«, sagte Jeffrey begeistert. Er sah, daß Bodanski strahlte. Neben dem Mangel an Bewerbern hatte die technische Leitung der Klinik auch das Problem einer hohen

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