Narkosemord
in Bodanskis Büro. Sie gaben einander die Hand, und Martinez wünschte ihm Glück, bevor er zu seiner Arbeit zurückkehrte. Bodanski hatte noch zwei Formulare, die Jeffrey unterschreiben sollte. Nervös, wie er noch immer war, begann er mit seinem eigenen Namen zu unterzeichnen, aber dann fing er sich gleich und kritzelte Frank Amendolas Namen an die angekreuzten Stellen.
Erst als er durch die Drehtür des Haupteingangs wieder auf die Straße gelangt war, verflog seine Angst. Er faßte sogar neuen Mut. Bis jetzt lief alles nach Plan.
O’Shea ging die Treppe vom Flughafenbahnhof stadteinwärts hinauf. Die stählernen Absatzschoner an den Fersen seiner Cowboystiefel klickten laut auf dem schmutzigen Betonboden. O’Shea hatte Lust, jemanden zu erwürgen, und er war nicht einmal besonders wählerisch. Jeder x-beliebige wäre ihm recht gewesen.
Seine Laune war jetzt noch schlechter als in Mosconis Büro. Wie erwartet, war der Flughafen bisher reine Zeitverschwendung gewesen. Er hatte mit den Parkhauswärtern gesprochen, um festzustellen, ob einer von ihnen den Burschen bemerkt hatte, der gegen einundzwanzig Uhr mit einem cremefarbenen Mercedes 240D gekommen war. Natürlich wußte niemand etwas.
Als nächstes war er zum Bahnhof gegangen und hatte sich den Namen und die Telefonnummer des Mannes geben lassen, der am Abend zuvor am Fahrkartenschalter gesessen hatte. Allein das Ermitteln der Nummer war so mühsam wie Zähneziehen gewesen. Als er den Mann schließlich erreicht hatte, erwies er sich als so unergiebig, wie O’Shea es sich schon gedacht hatte. Der Kerl hätte sich nicht mal an seine Mutter erinnert, wenn die ein Ticket bei ihm gekauft hätte.
Oben an der Busstation angekommen, wartete O’Shea auf den Intraterminal-Bus. Als er schließlich vor ihm hielt, stieg er vorn ein. Zunächst bemühte er sich, nett zu sein.
»Entschuldigen Sie«, sagte er. Der Fahrer war ein magerer Schwarzer mit einer runden Metallbrille. »Vielleicht können Sie mir eine Information geben.«
Der Fahrer blinzelte und schaute dann auf O’Sheas tätowierten Arm, bevor er ihm in die Augen blickte. »Ich kann die Tür nicht zumachen, wenn Sie sich nicht hinsetzen«, sagte er. »Und ich kann nicht weiterfahren, wenn die Tür nicht zu ist.«
O’Shea verdrehte die Augen und spähte dann in den Bus. Ein paar andere Fahrgäste waren hinten eingestiegen und verstauten jetzt geschäftig ihr Handgepäck im Gepäcknetz.
»Es dauert nur ’ne Sekunde«, sagte O’Shea und versuchte sich zu beherrschen. »Wissen Sie, ich suche einen Mann, der möglicherweise gestern abend gegen halb zehn mit einem dieser Busse gefahren ist. Ein dünner Weißer mit ’nem Schnurrbart und ’nem Aktenkoffer. Weiter kein Gepäck. Ich dachte, vielleicht…«
»Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie sich hinsetzen würden«, unterbrach der Fahrer ihn.
»Hören Sie mal«, sagte O’Shea und senkte die Stimme um eine Oktave. »Ich versuche, freundlich zu Ihnen zu sein.«
»Sie vergeuden Ihre Zeit«, sagte der Fahrer. »Ich habe um halb vier Feierabend.«
»Das ist mir klar«, sagte O’Shea und riß sich nach besten Kräften am Riemen. »Aber könnten Sie mir nicht die Namen der Fahrer nennen, die gestern abend Dienst hatten?«
»Wieso gehen Sie nicht zum Nahverkehrsbüro?« fragte der Busfahrer. »Wenn Sie jetzt bitte Platz nehmen wollen…«
O’Shea schloß die Augen. Der kleine Wichser ließ es wirklich darauf ankommen.
»Entweder Sie setzen sich, oder Sie steigen aus«, sagte der Fahrer jetzt.
Das reichte. Mit einer schnellen Bewegung packte O’Shea den Fahrer beim Hemd und zog ihn vom Sitz hoch, daß das Gesicht des Mannes nur eine Handbreit vor seinem war.
»Weißt du was, Freundchen?« sagte er. »Ich glaube, deine Einstellung gefällt mir nicht. Ich will bloß eine einfache Antwort auf eine einfache Frage.«
»He!« schrie einer der Fahrgäste.
O’Shea hielt den entsetzten Fahrer weiter in der Luft und schaute nach hinten in den Bus. Ein Mann im Anzug kam auf ihn zu, das Gesicht vor Empörung rot angelaufen. »Was geht hier vor?« wollte er wissen.
O’Shea streckte die linke Hand aus und umfaßte den Kopf des Mannes wie einen Basketball. Er zog ihn noch einen Schritt vorwärts und gab ihm dann einen mächtigen Stoß. Der Mann taumelte und kippte hintenüber in den Gang. Die anderen Fahrgäste glotzten mit offenen Mündern. Niemand wollte dem Fahrer mehr zu Hilfe kommen.
Der Busfahrer versuchte unterdessen, etwas zu sagen. O’Shea ließ
Weitere Kostenlose Bücher