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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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Personalfluktuation, vor allem in der Nachtschicht. Wenn Bodanski annehmen konnte, daß Jeffrey ein paar Jahre lang für die Nachtschicht zur Verfügung stand, würde er glauben, daß dies sein Glückstag sei.
    »Wann hätten Sie Lust anzufangen?« fragte Bodanski.
    »Sobald wie möglich«, antwortete Jeffrey. »Von mir aus heute nacht.«
    »Heute nacht?« wiederholte Bodanski ungläubig. Das war wirklich zu schön, um wahr zu sein.
    Jeffrey zuckte mit den Schultern. »Ich bin gerade in die Stadt gekommen, und ich brauche Arbeit. Ich muß ja was essen.«
    »Aus Framingham?« Bodanski warf einen Blick auf das Bewerbungsformular.
    »Richtig.« Jeffrey wollte sich nicht in eine Unterhaltung über einen Ort verwickeln lassen, an dem er nie gewesen war, und sagte deshalb: »Wenn das Boston Memorial mich nicht brauchen kann, versuche ich’s vielleicht im St. Joseph’s oder im Boston City.«
    »Nein, nein«, erwiderte Bodanski rasch. »Die Dinge brauchen nur ein bißchen Zeit. Das verstehen Sie sicher. Sie benötigen eine Uniform und einen Dienstausweis. Außerdem müssen bestimmte Papiere in Ordnung gebracht werden, ehe Sie anfangen können.«
    »Na, wenn ich schon mal hier bin, warum können wir’s nicht sofort hinter uns bringen?«
    Bodanski zögerte einen Augenblick und sagte dann: »Moment.« Er stand auf und verließ das Büro.
    Jeffrey blieb sitzen. Hoffentlich hatte er sich nicht allzu erpicht darauf gezeigt, sofort anzufangen. Er schaute sich in Bodanskis Büro um. Auf dem Schreibtisch stand ein gerahmtes Foto, das eine Frau hinter zwei Kindern zeigte. Es war der einzige persönliche Touch im ganzen Zimmer, aber ein sehr hübscher, fand Jeffrey.
    Bodanski kam mit einem kleinen Mann mit glänzendschwarzem Haar und einem freundlichen Lächeln zurück. Der Mann trug eine dunkelgrüne Hausmeisteruniform. Bodanski stellte ihn als Jose Martinez vor. Jeffrey stand auf und gab dem Mann die Hand. Martinez hatte er schon oft gesehen; er beobachtete sein Gesicht wie vorher Bodanskis, aber er fand kein Zeichen des Erkennens.
    »Jose ist der Leiter unserer Hausmeisterei«, sagte Bodanski und legte Martinez eine Hand auf die Schulter. »Ich habe ihm gesagt, daß Sie sofort anfangen wollen. Jose ist bereit, das Verfahren zu beschleunigen; ich überlasse Sie also ihm.«
    »Heißt das, ich habe die Stelle?« fragte Jeffrey.
    »Natürlich«, antwortete Bodanski. »Schön, Sie bei uns zu haben. Wenn Jose mit Ihnen fertig ist, kommen Sie wieder her. Sie brauchen ein Polaroid für Ihren Hausausweis. Außerdem müssen Sie in einen der Berufsverbände des Gesundheitswesens eintreten. Haben Sie da eine besondere Vorliebe?«
    »Ist mir egal«, sagte Jeffrey.
    Martinez ging mit Jeffrey in die Hausmeisterzentrale im ersten Kellergeschoß. Er hatte einen angenehmen spanischen Akzent und einen ansteckenden Humor. Das meiste fand er komisch genug, um darüber zu kichern - zum Beispiel die erste Hose, die er Jeffrey anhielt. Die Beine reichten ihm nur bis an die Knie.
    »Da werden wir wohl amputieren müssen«, sagte er lachend.
    Nach mehreren Versuchen hatten sie eine Uniform gefunden, die paßte. Dann bekam Jeffrey einen Spind zugewiesen. Einstweilen, meinte Martinez, solle er nur das Hemd anziehen. »Sie können Ihre eigene Hose anbehalten.«
    Er wolle Jeffrey jetzt durch das Krankenhaus führen, sagte er. Das Uniformhemd werde vorläufig als Ausweis genügen.
    »Ich möchte Ihre Zeit ungern weiter in Anspruch nehmen«, antwortete Jeffrey rasch. Das letzte, was er machen wollte, war ein Rundgang durch die Klinik am hellichten Tag, wo die Wahrscheinlichkeit, erkannt zu werden, am größten war.
    »Ich habe Zeit«, meinte Martinez. »Kein Problem. Außerdem ist es Bestandteil unserer üblichen Einweisung.«
    Jeffrey wagte nicht, allzuviel Wind um diese Sache zu machen. Widerstrebend zog er das dunkelgrüne Diensthemd an, verstaute seine Straßenkleidung im Spind und hängte sich die Reisetasche über die Schulter. Er würde Martinez wohl folgen müssen, wohin er ihn führen mochte. Am liebsten hätte er sich eine Tüte über den Kopf gestülpt.
    Unter stetigem Schwatzen führte Martinez ihn herum. Als erstes machte er ihn mit den Reinigungskräften bekannt, die jetzt anwesend waren. Dann ging es in die Wäscherei, wo aber alle so beschäftigt waren, daß keiner sich nach ihm umdrehte. Als nächstes kam die Cafeteria, wo alle einen entschieden unfreundlichen Eindruck machten. Zum Glück saß aber niemand da, den Jeffrey gut

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