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Narkosemord

Titel: Narkosemord Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robin Cook
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in den Umkleideraum und bemühte sich um Beherrschung. Wenn es nur Doherty wäre, der sie kriegte, dachte Trent. Das wäre wirklich unübertrefflich.
    Trent bis die Zähne zusammen, als er an den Anästhesisten dachte. Der bloße Name des Mannes entfachte seinen Zorn über die Demütigung vom vergangenen Tag wieder neu. Vor seinem Spind angekommen, schlug Trent mit der flachen Hand gegen die Tür, daß es dröhnte. Ein paar Leute schauten zu ihm herüber. Trent kümmerte sich nicht um sie. Die Ironie der Sache war, daß er Doherty vor dieser Geschichte eigentlich gemocht hatte. Er war sogar nett zu dem Wichser gewesen.
    Wütend drehte er an seinem Zahlenschloß und öffnete seinen Spind. Er schmiegte sich in den Spind, zog die Ampulle aus dem Hosenbund und ließ sie in die Tasche der weißen Jacke gleiten, die im Spind hing. Vielleicht würde er sich für Doherty etwas Besonderes ausdenken müssen.
     
    Jeffrey seufzte erleichtert, als er die Tür seines Zimmers im Essex schloß. Es war kurz nach elf Uhr vormittags. Seit halb zehn, als er das Hotel verlassen hatte, um ein paar Einkäufe zu erledigen, war er unterwegs gewesen. Jeden Augenblick hatte er befürchtet, irgendeinem Bekannten über den Weg zu laufen - oder O’Shea oder der Polizei. Er hatte mehrere Polizisten gesehen, aber er hatte jede direkte Konfrontation vermieden. Trotzdem war es ein nervenaufreibendes Abenteuer gewesen.
    Jeffrey legte Päckchen und Aktenkoffer auf das Bett und öffnete die kleinste Tüte. Darin war ein Tönungsshampoo.
    Die Farbe nannte sich »Midnight Black«. Jeffrey zog sich aus, ging ins Bad und tat, was die Gebrauchsanweisung auf der Packung vorschrieb. Als er sich das Gel ins Haar geschmiert und alles glatt nach hinten gebürstet hatte, sah er aus wie ein anderer Mensch. Er fand, er sah aus wie ein Gebrauchtwagenhändler oder wie eine Kinofigur aus den dreißiger Jahren. Wenn er sich jetzt mit dem kleinen Foto auf dem Führerschein verglich, würde er vermutlich als Frank Amendola durchgehen, wenn niemand allzu genau hinschaute. Und er war ja noch nicht fertig.
    Er kehrte ins Zimmer zurück, öffnete das größere Paket und nahm einen neuen dunkelblauen Polyesteranzug heraus, den er bei Filene’s gekauft und bei Pacifici of Boston hatte ändern lassen. Auf die Änderungen hatte er warten können; er hatte auch nicht viel daran machen lassen, weil er nicht wollte, daß der Anzug allzugut paßte.
    Er wandte sich wieder seinen Paketen zu und packte ein paar weiße Hemden und zwei unattraktive Krawatten aus. Er zog ein Hemd an, band sich eine Krawatte um und schlüpfte in den Anzug. Dann durchwühlte er seine Tüten, bis er die dunkelgeränderte Brille gefunden hatte. Damit ging er wieder zum Badezimmerspiegel und verglich sein Aussehen mit dem Foto auf dem Führerschein. Wider Willen mußte er grinsen. Allgemein betrachtet, sah er grausig aus. Hinsichtlich der Ähnlichkeit mit Frank Amendola sah er ganz gut aus. Überrascht erkannte er, wie unbedeutend Gesichtszüge waren, wenn es darum ging, einen Gesamteindruck zu schaffen.
    Eines der anderen Pakete enthielt eine neue Reisetasche mit Schulterriemen und einem halben Dutzend Fächern. Jeffrey packte das Geld aus dem Koffer in diese Fächer. Mit dem Aktenkoffer kam er sich auffällig vor; außerdem fürchtete er, daß die Polizei ihn daran erkennen könnte. Vielleicht war das Ding inzwischen sogar Bestandteil seiner Personenbeschreibung.
    Dann nahm er die Spritze und die Ampulle Succinylcholin aus dem Koffer. Den ganzen Morgen über hatte ihm davor gegraut, daß O’Shea unvermittelt aufkreuzen könnte wie am Flughafen, und plötzlich hatte er eine Idee gehabt. Vorsichtig zog er 40 mg Succinylcholin auf und steckte die Schutzkapsel auf die Injektionskanüle. Danach ließ er die Spritze in die Jackentasche gleiten. Er wußte nicht genau, wie er das Succinylcholin verwenden würde, aber nun war es da - für alle Fälle. Es war eher eine psychologische Stütze als irgend etwas anderes.
    Die Fensterglasbrille auf der Nase, die Reisetasche über der Schulter, sah Jeffrey sich noch einmal im Zimmer um und überlegte, ob er irgend etwas vergessen hatte. Er ging nur widerwillig hinaus, denn er wußte, sobald er das Zimmer verlassen hätte, würde die Angst, erkannt zu werden, wiederkommen. Aber er wollte ins Boston Memorial Hospital, und es gab nur eine einzige Möglichkeit, dort hineinzugelangen: Er mußte hingehen und sich um eine Stellung bei der Putzkolonne bewerben.
     
    O’Shea

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